Süddeutsche Zeitung

Silvester und Corona:Vertrauen ist gut, Kontrolle aber besser

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An Silvester setzen beide Polizeiinspektionen im Landkreis auf mehr Streifeneinsätze als sonst. Die PI-Leiter loben die Bürger, sie würden die Corona-Auflagen überwiegend einhalten

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Bundesweit ist der Verkauf von Feuerwerks-Artikeln in diesem Jahr untersagt, was Umwelt- und Tierschützer, Feuerwehren und Klinken sehr erfreut. Dennoch haben nicht alle Berufsgruppen dadurch an Silvester automatisch weniger Arbeit. Denn nach den Weihnachtsfeiertagen gelten zusätzlich wieder schärfere Corona-Auflagen. Erlaubt sind nur Treffen von höchstens fünf Personen aus maximal zwei Haushalten. Kinder unter 14 Jahren zählen dabei nicht mit. Treffen auf der Straße sind untersagt. Das gilt auch, wenn sie einen Abstand von mindestens 1,50 Meter einhalten. Das Feuerwerksverbot soll verhindern, dass sich viele Menschen in der Silvesternacht begegnen und sich das Covid-19-Virus weiter ausbreitet. Um die Einhaltung zu kontrollieren, sind deshalb an Silvester mehr Polizeibeamte als sonst im Einsatz. Bei Verstößen gegen die Feuerwerk-Verbote drohen Bußgelder in unterschiedlicher dreistelliger Höhe.

"Wir sind zum Glück nicht alleine, sondern bekommen Unterstützung von unseren operativen Ergänzungskräften, die in Erding stationiert sind. Wir haben unsere Schichtstärken ziemlich verstärkt. Deshalb sehen wir uns für Silvester gut aufgestellt", sagt Rainer Kroschwald, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Erding. Es werde mehr Streifen als sonst geben. Ob es wegen der Auflagen auch mehr Einsätze geben wird, werde sich zeigen. "Wegen dieser unbekannten Größe sind wir lieber eine Nummer vorsichtiger, um gewappnet zu sein." Man werde schon schauen, ob sich die Erdinger sowohl an die Ausgangsbeschränkung als auch das Feuerwerksverbot halten. Zwar würden auch bei den Erdinger Polizisten Überstunden anfallen, "aber so dramatisch, wie es die Gewerkschaft darstellt, ist es nicht", sagt der PI-Leiter. Man habe Überstunden, aber auch nicht mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Ein Grund sei auch, dass die Erdinger im Punkt Ausgangsbeschränkung sehr vernünftig seien. Nur in Einzelfällen würden Nachbarn Verstöße melden, und bei den vermehrten Streifenfahrten einzelne Personen bei Auflagenmissachtungen festgestellt werden. "Um 21 Uhr ist kaum mehr jemand unterwegs."

Momentan habe man eine Personaldecke, "über die man nicht klagen kann", sagt Rainer Kroschwald. Natürlich möchte man immer mehr Leute haben, aber im Vergleich der Verteilungen im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord habe Erding eine "durchaus komfortable Situation".

Auch Harald Kratzel, Leiter der PI Dorfen mag über die Personalstärke nicht jammern: "Die Vielfalt der Corona-Anordnungen hat jetzt nicht dazu geführt, dass wir noch mehr Überstunden haben. Der Überstundenstand ist tatsächlich nicht nach oben gegangen. Was Corona letztlich an Mehraufwand gebracht hat, ist in anderen Bereichen weniger geworden." Durch die Ausgangsbeschränkung von 21 bis 5 Uhr würden weniger Verkehrsunfälle passieren, weniger Einbrüche und andere Delikte. "Das schafft uns die Freiräume für Coronamaßnahmen."An Weihnachten habe man fast schon "ein friedliches und im Sinne des Gedankens ein schönes Weihnachtsfest gehabt. Grundsätzlich werde die PI Dorfen im Rahmen der bayernweiten Personalzuweisungen durchaus "nicht schlecht" behandelt. "Bedarf habe ich natürlich immer und ich freue mich über jeden neuen Kollegen", sagt der PI-Chef.

Für Silvester habe sich die Dorfener Polizei aber ihre Gedanken gemacht, um die Auflagen kontrollieren zu können. "Wir sind mit mehr Personal im Einsatz, weil wir auf alles vorbereitet sein wollen. In der Hoffnung, dass dann alles wie an Weihnachten ist und sich die Leute an die Einschränkungen halten", sagt Kratzel. Auch er lobt die Bürger, die sich überwiegend an die Auflagen halten würden.

2020 ist für den Polizeichef aber schon ein besonderes Jahr gewesen. "Ich bin jetzt seit 40 Jahren bei der Polizei, eine Pandemie hatte es bis jetzt noch nie gegeben. Das war eine vollkommen neue Lage für alle. Wenn ich jetzt einen Strich ziehen müsste, ein dienstliches Fazit, dann ist es so, dass ich den Kollegen ein großes Lob aussprechen muss, mit welcher Motivation alles gemacht wurde. Es hat nicht einen Tag gegeben, an dem ein Kollege gesagt hat, das mache er nicht, er habe Angst dabei, fühle sich nicht wohl. Vielmehr hieß es: wir sind bei der bayerischen Polizei, das ist unser Job, unsere Aufgabe."

Wer trotzdem an Silvester nicht völlig auf Feuerwerk verzichten will, der kann im übrigen auf Kleinstfeuerwerk wie Knallerbsen, Tischfeuerwerk und Wunderkerzen ausweichen. Das kann ganzjährig verkauft werden.

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Quelle:
SZ vom 31.12.2020
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