Sicherheit  bedenklich:Gerade noch eine Vier

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Für die Verkehrssituation in Eching vergeben Radfahrer bei einer Umfrage überwiegend schlechte Noten

Kinder mit dem Fahrrad zur Schule schicken? Davon raten viele Echinger eher ab. Aus Sicht der Radfahrer bekommt die Gemeinde gerade noch die Note vier, mit ganz klarer Tendenz zu einer Fünf. Den Stellenwert von Fahrradfahrern sehen sie als miserabel an, die Sicherheit stufen sie als bedenklich ein. Macht Radeln in Eching Spaß oder ist es Stress? Eine glatte Eins geben hier 19 Echinger, acht verteilen unumwunden die Note sechs, die Nennungen dazwischen summieren sich zur Durchschnittsnote 3,2.

113 Echinger haben sich am Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs und des Bundesverkehrsministeriums beteiligt. Die Gesamtbewertung bei 30 Detailfragen ergibt im Schnitt eine Note von 4,0 - miserabel. Unter 36 bayerischen Kommunen vergleichbarer Größe liegt Eching damit auf Platz 20, unter 186 Kommunen bundesweit auf Rang 119. Zum Vergleich: Nachbar Garching, seit einigen Jahren zertifiziert als "Fahrradfreundliche Kommune", schaffte es auf Platz vier in Bayern.

"Die Gemeinde hat schon einige Ansätze umgesetzt, kann aber noch deutlich Potenzial ausschöpfen", kommentierte der Fahrradbeauftragte, Gemeinderat Leon Eckert (Grüne), das Votum. Aktuell erhebt das Rathaus durch eine Umfrage bei allen Haushalten Daten über das Verkehrsverhalten am Ort. "Die Daten werden uns dann genau zeigen, wie groß unsere Aufgabe sein wird", erwartet Eckert. Gute Noten erzielte Eching im "Klimatest" vorwiegend da, wo niemand viel dazu getan hat: Dass die Ortsmitte gut mit dem Fahrrad erreichbar ist, dass alle innerörtlichen Ziele erreichbar sind und dass in Eching alle Generationen mit dem Rad fahren. Diese drei Kategorien haben als Einzige mit einer Note zwei vor dem Komma mit einem besseren "befriedigend" abgeschnitten.

Desaströs steht Eching dagegen da, wenn es darum geht, wie Radler ihren Stellenwert am Ort erleben. Dass es überhaupt nicht geahndet werde, wenn Autos die Radfahrwege zuparken, monierten 71 Teilnehmer der Umfrage mit Noten von vier bis sechs, dass die Ampelschaltungen nicht gut für Radfahrer abgestimmt seien, sogar 73. Die Breite der Radwege erhielt die Note 4,8 und damit eindeutig ein Mangelhaft, die Wegeführung an Baustellen eine 4,6. Leihfahrräder? Komplette Fehlanzeige.

Als Hausaufgaben aus den Testergebnissen nimmt Fahrradbeauftragter Eckert mit, "dass wir wahrscheinlich über vertagte Maßnahmen wie die bauliche Umgestaltung der Paul-Käsmaier-Straße oder die Ausweisung von Fahrradstraßen noch mal intensiver nachdenken müssen". In Arbeit sind zurzeit ein Radweg entlang der Bahnlinie, der Radweg nach Garching und verbesserte Radabstellanlagen am Echinger Bahnhof.

Als einzige politische Gruppierung haben die Grünen auf den Klimatest reagiert. Die Note vier sei "nicht akzeptabel", sagte ihre Ortssprecherin Lena Haußmann. Anhand der Ergebnisse müsse nun "endlich gezielt reagiert werden", forderte sie: "Zuerst könnten Mängel wie Ausschilderungen an Baustellen, fehlender Winterdienst und schlechte Ampelschaltungen verbessert werden." Dies wäre für die Grünen "ein Aufbruchssignal für eine klimaschonende Verkehrspolitik und ein erster Schritt Richtung Verkehrswende in Eching". An dem Fahrradklimatest haben 170 000 Personen in ganz Deutschland teilgenommen. Bundesweit gab es im Schnitt eine Schulnote von 4,2. "Da scheint es utopisch, den Fahrradanteil am Verkehr von derzeit elf Prozent auf die vom Bundesverkehrsministerium angestrebten 15 Prozent steigern zu können", heißt es in einer Stellungnahme des ADFC.

© SZ vom 07.05.2019 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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