"Sich zu hinterfragen in dieser Zeit, ist sehr positiv":Echinger Thesen

Magdalenenkirche

Ein Altarkreuz aus Edelstahl hat Remo Leghissa aus Vilsbiburg für die Echinger Magdalenenkirche gefertigt.

(Foto: Lukas Barth)

Zum Reformationsjubiläum hat sich die Gemeinde einiges einfallen lassen und wie Martin Luther zu Hammer und Nagel gegriffen. Größte sichtbare Neuerung aber ist das neue Altarkreuz des Künstlers Remo Leghissa

Von Klaus Bachhuber, Eching

Vor 500 Jahren hatte der Theologieprofessor Martin Luther seine Thesen zu nötigen Veränderungen in der christlichen Kirche vorgestellt, unter anderem soll er sie in Schriftform an eine Kirchentüre genagelt haben. Zum Reformationsjubiläum haben auch in Eching evangelische Christen zu Hammer und Nagel gegriffen. Weil die Eingangstüre ihrer Magdalenenkirche programmatisch transparent ist, wurde eine eigene hölzerne Kirchentür gebastelt, an der nun die Echinger Thesen zur Kirche 2017 prangen.

"Sich zu hinterfragen in dieser Zeit, ist sehr positiv", betont Pfarrer Markus Krusche. Nach einer jahrelangen Beschäftigung mit dem Reformationsjubiläum und zahlreichen Veranstaltungen auch in Eching sieht er die Reflexion als wichtigste Botschaft. "Was baucht es in dieser Zeit in dieser Welt?", fragt der Pfarrer, "wie können wir als Kirche damit umgehen, was die Menschen heute bewegt?" In diese Fragen will er ausdrücklich die katholische Kirche einbeziehen. "In dieser Zeit tun wir gut daran, gemeinsam zu überlegen, wie glaubhaft wir als Christen sind in dieser Welt", sagt er. Entsprechend stehen die Echinger Reformationsfeiern ganz im Zeichen der Ökumene. Bei einer Gebetswoche im Januar predigte die damalige katholische Pastoralreferentin Maria Lutz in der Magdalenenkirche, das große Jubelfest im Sommer am Bürgerplatz war ausdrücklich ökumenisch gewidmet, der damals noch gar nicht installierte katholische Pfarrer Martin Guggenbiller präsentierte sich da erstmals am neuen Ort.

Am Donnerstag, 26. Oktober, werden die Thesen um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum diskutiert. In der Echinger Kirchengemeinde bleiben nach dem Jubeljahr aber auch materielle Zeichen für den Kirchenalltag. Im Februar hat die Magdalenenkirche ein neues Altarkreuz bekommen - sie hatte bislang noch kein "greifbares". In der Konzeption des Gotteshauses war der höchste Punkt des himmelwärts strebenden Daches mit einem Kreuz gezeichnet und in der Gestaltung der Lichtnischen hinter dem Altar ist ein Kreuz erkennbar. Nun gestaltete Remo Leghissa aus Vilsbiburg ein Altarkreuz aus Edelstahl. Die strenge Form des Korpus nimmt die Geometrie des Kirchenraumes auf, die im Kontrast dazu bewegten Linien im Kreuz deuten den gekreuzigten Christus an, symbolisieren aber auch das Leben. Bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen oder Blickwinkeln eröffnen sich im Metall und in der Aussparung immer neue Assoziationen. "Sehr gelungen" findet Pfarrer Krusche das Kreuz.

Mit einer Bibelausstellung sollte der Glauben der Echinger symbolisiert werden. Es wurden keine Schaustücke "von außen" geholt, sondern Gemeindemitglieder präsentierten ihre privaten Bibeln. Dabei kam es dann freilich zu einer beeindruckenden Entdeckung. Der Dietersheimer Wolfgang Steckel schenkte der Magdalenenkirche eine Bibel aus seinem Familienerbe, die mutmaßlich zu den ersten Generationen der Luther-Bibeln aus dem 16. Jahrhundert gehört. Das außergewöhnliche Stück wurde wohl 1591 gedruckt und 1674 restauriert. Enthalten ist noch die dreiseitige Widmung Luthers an den sächsischen Kurfürsten, unter dessen Protektorat er die erste Bibelfassung in deutscher Sprache erstellen konnte. Diese Widmung ist üblicherweise nur den allerersten Ausgaben des Buches vorangestellt. Die Bibel war im Steckelschen Familienbesitz, geriet bei der Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien zwischenzeitlich auf einen Abfallhaufen, wurde aber wieder aufgefunden, gerettet und gelangte über Umwege nach Bayern. Die Magdalenenkirche wird die Bibel nun wohl dem Landeskirchlichen Archiv übergeben, damit sie dort optimal gelagert und aufbewahrt werden kann.

Und als lebendige Erinnerung an das Jubiläumsjahr wurde im Kirchgarten eine Apfelquitte gepflanzt. 2011 hatte die damalige Pfarrerin Katrin Weidemann im damals begonnen "Luthergarten" in Wittenberg als 87. Baum einen Rotdorn als Beitrag der Echinger Gemeinde gepflanzt. Die Anpflanzung an der Magdalenenkirche ist nun das Gegenstück auf heimischem Boden.

Über das Reformationsjubiläum hinaus wirkt noch das nächste große Projekt der Gemeinde. Die Magdalenenkirche soll einen Kirchturm bekommen. Das Fundament dafür wurde beim Bau der Kirche bereits geschaffen. Derzeit sammelt die Gemeinde für den Bau. An die 100 000 Euro sind schon zusammengekommen. In den nächsten fünf Jahren soll es losgehen.

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