Sechs der 16 Ärzte sind mehr als 60 Jahre alt:Einzelpraxis ist Auslaufmodell

Arztpraxis

In Moosburg gibt es zurzeit 16 Hausärzte, das entspricht einem Versorgungsgrad von 84,9 Prozent. Der Wert liegt knapp über den Grenzwert von 75 Prozent.

(Foto: Bernd Weissbrod/dpa)

Der Hausärztemangel in ländlichen Gegenden nimmt zu, auch in Moosburg droht eine Unterversorgung. An einem Themenabend der Freien Wähler werden Medizinische Versorgungszentren als zukunftsträchtige Lösung vorgestellt

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

In den nächsten rund zehn Jahren werden bundesweit etwa die Hälfte der Hausärzte fehlen, weil nur etwa jede zweite der meist aus Altersgründen frei werdenden Praxen im Verhältnis 1:1 nachbesetzt werden kann. Der Ärztemangel werde auch Moosburg betreffen und das bestimmende Thema im Gesundheitswesen werden, sagte Gabriele Dostal von der gleichnamigen Unternehmungsberatung aus Vilsbiburg beim Themenabend der Freien Wähler im Rosenhof. Bei ihren Lösungsbeiträgen favorisierte Dostal die vermehrte Einrichtung von Gemeinschaftspraxen.

Die Kernherausforderung der Zukunft werde sein, mit weniger Hausärzten die gleiche Versorgungsleistung zu erreichen, sprich: die Effizienz zu erhöhen. Wann ist die Versorgungsleistung überhaupt ausreichend? Das entscheidet die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB). In Moosburg gibt es zurzeit 16 Hausärzte, das entspricht einem Versorgungsgrad von 84,9 Prozent. Das liegt knapp über einer Unterversorgung, die bei 75 Prozent definiert ist. Sechs der Ärzte sind über 60 Jahre alt. Bei Fachärzten besteht in Moosburg kein Mangel, denn so sehr sich mancher vielleicht einen Orthopäden oder einen zweiten Augenarzt wünscht, hier zählt die Versorgungssituation im gesamten Landkreis. Moosburg ist übrigens laut KVB nicht allein das Mittelzentrum, sondern beispielsweise auch der Bereich Nandlstadt.

Gabriele Dostal sieht zur Lösung des Ärztemangels in erster Linie die Kommunen gefordert. "Wenn die Kommune nicht anschiebt, tut sich nichts", sagte sie. So könnte die Stadt Gesellschafter eines MVZ-Unternehmens (Medizinisches Versorgungszentrum) werden. Denn die Einzelpraxis werde ein Auslaufmodell sein, "delegative Mehrbehandlungspraxen sind die Zukunft". Der Freie Beruf werde zunehmend von der Angestellten-Präferenz abgelöst werden, das "Privatwirtschaftliche" um das "Kommunale" ergänzt. Gemeinden und Landkreise müssten vom Nachfrager zum Treiber der Veränderung werden.

Zunächst einmal aber seien die Hausärzte gefordert, sich zusammenzutun und diese Fragen zu besprechen, meinte Hausarzt Dr. Anton Pongratz. Und dann müsse auch die Stadt ihre Attraktivität weiter erhöhen, sagte er, um Ärzte für die Arbeit hier zu interessieren. Pongratz selbst hat das Glück, dass sein Sohn ebenfalls Mediziner geworden ist und seine Praxis fortführen wird.

Die Firma Dostal würde ein Medizinisches Versorgungszentrum in Moosburg erstellen. Dieses sei im Übrigen keine anonyme Versorgungsanstalt, sondern habe im Durchschnitt nur bis zu sechs Ärzte, betonte Dostal. Auch die Stadt könne darin möglicherweise einen Arzt anstellen oder auch versuchen, einen Unternehmerarzt zu finden, der sich vergrößern wolle.

Mit Schrecken allerdings denkt man in Moosburg an das früher einmal geplante Ärztehaus an der Königsberger Straße. Daraus wurde jedoch nie etwas. Stattdessen steht an der Stelle nun das Lager einer Baufirma .

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