Schwierige Tallage:Versorgungslöcher beim Digitalradio

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Am 24. und 25. Juli wird der Kanal für den Landkreis Erding umgestellt. In Dorfen bleibt der Empfang vorerst schlecht

Von Thomas Daller, Dorfen

Digitalradio bedeutet Empfang ohne Rauschen, mit kristallklarem Sound und Multimedia-Zusatzfunktionen. Derzeit erfolgen landesweit Umstellungen der Kanäle, was einen Empfang von mehr Programmen ermöglichen soll. Für den Landkreis Erding ist das am 24. und 25. Juli der Fall, wenn die Programme am Sendestandort Ismaning geändert werden. Mit einem Sendersuchlauf kann man anschließend die neue Programmvielfalt herstellen. Dies gilt jedoch nicht für die Stadt Dorfen und Teile der Gemeinde St. Wolfgang. Dort ist die Signalstärke meist so gering, dass ein Sendersuchlauf ohne Ergebnis enden kann. Schuld daran ist die Dorfener Tallage, die auch einen schlechten UKW-Empfang bedingt. Für einen besseren Empfang beim Digitalradio müsste die Sendeanlage bei Isen nachverdichtet werden. Das ist geplant, wird aber noch dauern.

Die technische Reichweite des Digitalfunks liegt nach Angaben des Bayerischen Rundfunks außerhalb von Gebäuden schon bei 96,6 Prozent der bayerischen Bevölkerung und 99 Prozent der Autobahnen. Beim Autoradio hapert es also nicht. Schwieriger ist es mit dem Empfang in Gebäuden, bei sogenannten Küchen- oder Badradios, die mit Wurf- oder Stabantennen ausgestattet sind. Innerhalb von Gebäuden sollen bereits 88 Prozent der Einwohner in Bayern zumindest die BR-Programme empfangen können. Die Stadt Dorfen zählt zu den verbleibenden zwölf Prozent. In der DDR nannte man jene Regionen, in denen man kein Westfernsehen empfangen konnte, das "Tal der Ahnungslosen". Das digitale Tal der Ahnungslosen umfasst nicht nur die Stadt Dorfen, sondern auch Ortsteile von St. Wolfgang wie Armstorf oder Schwindau. Denn der Sender, der diese Regionen versorgt, steht bei Isen und erreicht gewisse Tallagen nicht. Diese Region, die sich auch gern selbst als "Toskana Oberbayerns" bezeichnet, ist durch eine hügelige Topografie geprägt, die Radiowellen verschattet.

Im Dorfener Fachhandel wie beim "Heuschneider" wird man bereits beim Kauf eines Digitalradios darauf hingewiesen, dass der Empfang in der Stadt schlecht sei. Ein Versuch, etwa 300 Meter Luftlinie von der Stadtmitte entfernt, ergibt beim Sendersuchlauf mit einer Stabantenne kein Ergebnis. Mit einer Wurfantenne ist ein Empfang möglich, wenn man den Empfangsdraht um mehr als einen Meter verlängert. Dann sind jene zwölf Programme empfangbar, die der Bayerische Rundfunk ausstrahlt. Deutschlandfunk oder Privatradios sucht man auch damit vergeblich.

Johannes Trottberger, Sprecher von Digitalradio Bayern, ist von dem Ergebnis überrascht, dass selbst der Empfang von digitalen BR-Programmen in Dorfen schwierig ist: Man sollte mit einem Indoor-Gerät mal nach draußen gehen und dort den Suchlauf wiederholen. "Wenn das Radio einmal einen Sender gefunden hat, ist die Chance relativ groß, dass es ihn auch im Haus erkennt." Bei der in Dorfen vorherrschenden geringen Signalstärke führt das jedoch dazu, dass der Empfang nur sekundenlang dauert, unterbrochen immer wieder von Stille. "Ich lass mal einen Messwagen nach Dorfen fahren", verspricht Trottberger. Man werde nach der Ursache suchen.

Bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) ist das Problem in Dorfen bereits bekannt. In Dorfen sei bereits der UKW-Empfang relativ schlecht, es gebe dort viele "Versorgungslöcher" und "kleine Bereiche, in denen gar nichts geht wie Armstorf oder Schwindau. Mit dieser Talstruktur hat nicht nur Dorfen zu kämpfen". Der Bayerische Rundfunk habe bereits 50 Sender nachgerüstet und werde in den kommenden ein, zwei Jahren mehr als 100 Sendeanlagen ertüchtigen. Dabei sei für die Reihenfolge entscheidend, welche Sendeanlagen die meisten Zuhörer erreichen könnten.

Laut Auskunft der Technischen Information des Bayerischen Rundfunks ist die Umstellung des Senders Isen auf DAB+ für 2018 geplant. Die Realisierungstermine für 2018 würden allerdings erst gegen Ende dieses Jahres endgültig feststehen. Es sei möglich, dass es noch zu Verschiebungen komme.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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