Kreisausschuss Erding:Schweinepest rückt näher

Kreisausschuss Erding: Wildschweine können die Afrikanische Schweinepest übertragen. Mit mehr Abschüssen soll die Gefahr reduziert werden.

Wildschweine können die Afrikanische Schweinepest übertragen. Mit mehr Abschüssen soll die Gefahr reduziert werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landkreis stockt Aufwandsentschädigung für Abschuss von Wildschweinen um 150 Prozent auf, um die Seuche in den Griff zu bekommen. Denn bei einer Ansteckung müssten alle Tiere eines Betriebs getötet werden.

Von Thomas Daller, Erding

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruserkrankung, die bei Hausschweinen und Wildschweinen auftritt und in der Regel tödlich verläuft. Sie wurde 2020 erstmals in Deutschland in Brandenburg unweit der polnischen Grenze festgestellt. Mittlerweile rückt sie näher, Fälle von ASP wurden nun auch aus Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Würtemberg gemeldet. Die Krankheit breitet sich jährlich etwa 100 Kilometer weiter aus. In Bayern und im Landkreis Erding fürchtet man, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch hier auftritt. Der Landkreis will daher künftig eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro für jedes erlegte Wildschwein an die Jäger zahlen. Bisher waren es 20 Euro. Der Kreisausschuss hat diesen Vorschlag der Verwaltung einstimmig befürwortet.

Wildschweine waren im Landkreis Erding noch vor wenigen Jahren kein Thema. Erding ist der waldärmste Landkreis in Bayern, den Tieren fehlte sozusagen die "Deckung", sagen die Jäger; sie hatten kaum Möglichkeiten, sich zu verstecken. Trotzdem kamen sie immer wieder zu Besuch, vor allem nachts und aus dem Ebersberger Forst. Denn der Landkreis Erding verfügt über ausgedehnte Maisanbauflächen, hervorragendes Mastfutter für das Schwarzwild. Anfangs waren nur die Jagdreviere an der Landkreisgrenze zu Ebersberg betroffen, doch das ist mittlerweile vorbei. Sie kommen nun auch aus Niederbayern ins Holzland, Probleme mit dem Schwarzwild gibt es inzwischen in fast allen der 100 Reviere im Landkreis Erding.

Auf der Suche nach Nahrung wühlen sie nicht nur Äcker und Felder um, sondern gelegentlich auch Sportplätze und verursachen dadurch immer mehr Flurschäden. Der schlimmste wirtschaftliche Schaden würde allerdings auftreten, wenn eines der Wildschweine die Schweinepest auf Hausschweine übertragen würde. Denn der Landkreis Erding hat mit rund 55.000 Hausschweinen einen hohen Schweinebestand. Sie verteilen sich auf 125 Betriebe, davon zwei Freiland- und fünf Auslaufhaltungen. Diese Betrieb sind mittlerweile mit doppelten Umzäunungen gesichert, aber das gibt keine Garantie dafür, dass keine Ansteckung erfolgt. In solch einem Fall müssten alle Schweine eines Betriebs gekeult, also getötet werden.

Der Ansitz der Jäger auf Schwarzwild ist zeitaufwendig und oftmals ohne Erfolg. Denn Schweine gelten als schlau, wenn ein Tier von einem Jägerstand aus geschossen wurde, meiden sie umliegende Flächen. Um den Jägern mehr Anreize zu bieten, bezahlt der Freistaat Prämien. Ursprünglich waren es 20 Euro je Tier als Aufwandsentschädigung, ab dem Jagdjahr 2019/20 wurde diese Entschädigung auf 70 Euro je Tier erhöht. Auch der Landkreis Erding legt noch etwas drauf: Von 2018 an wurden für jedes erlegte Stück Schwarzwild 20 Euro gewährt, diese Prämie soll auf 50 Euro je Tier erhöht werden.

Die Schweinepest wandert jedes Jahr 100 Kilometer weiter

Im Kreisausschuss war man grundsätzlich dafür aufgeschlossen, nur einzelne Mitglieder fanden eine Erhöhung um 150 Prozent ein "bißl hoch", wie es Kreisrat Wolfgang Reiter (ÖDP) formulierte. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wies darauf hin, dass Erding keinen hohen Schwarzwildbestand habe, aber einen hohen Hausschweinbestand: "Das Problem ist die Freilandhaltung, und das betrifft vor allem Bio." Die Schweinepest wandere jedes Jahr 100 Kilometer weiter, sagte Bayerstorfer. "Eine Keulung aller Tiere wäre schon ein Riesenthema."

Hans Wiesmaier (CSU) fügte hinzu, dass die Population des Schwarzwilds steige: "Durchstreifende Rotten werden immer mehr, auch das Thema Flurschäden nimmt zu." Wenn es so weitergehe, werde es schwer werden, noch Jagdpächter zu finden. Man müsse froh sein, wenn man noch eine Jägerschaft habe, die versuche, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Jäger sei man aus Passion, denn von einer Wertschöpfung könne kaum die Rede sein. Außerdem seien die Kosten dieser Erhöhung überschaubar: Im Jagdjahr 2021/22 wurde die Landkreisprämie für knapp 270 Stück Schwarzwild beantragt. Dabei fielen Kosten in Höhe von 5380 Euro an. Bei einer Erhöhung der Prämie auf 50 Euro je Stück sei mit Kosten von 15.000 Euro pro Jahr zu rechnen. Reiter meldete sich daraufhin erneut und sagte, die Kollegen hätten ihn überzeugt. Der Beschluss wurde im Anschluss daran einstimmig gefasst.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusBiodiversität
:"Insekten sind der Grundstein der Ökologie"

Immer mehr Insektenarten sterben aus. Dass nicht nur Bienen betroffen sind und wie Gartenbesitzer einen Beitrag zum Artenschutz leisten können, erklärt Ökologin Julia Schmack.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: