Schneechaos in Bayern:Großeinsatz am Königssee

Lesezeit: 2 min

Bei der größten Hilfsaktion außerhalb des Landkreises haben mehr als 430 Feuerwehrleute am Wochenende in Schönau geholfen, die Dächer von den enormen Schneemassen zu befreien

Von Florian Tempel, Erding

Bei der Bewältigung des Schneechaos in den bayerischen Alpen waren am Wochenende mehr als 430 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Erding aktiv. Es war der größte Einsatz außerhalb des Landkreises seit vielen Jahren, bestätigt Kreisbrandrat Willi Vogl. Am Samstag fuhren 208 Feuerwehrleute mit etwa 15 Fahrzeugen nach Schönau am Königssee, um Dächer von Kliniken, öffentlichen Einrichtungen und Privathäusern von der Schneelast zu befreien. Am Sonntag waren mit 224 Männer und Frauen noch mehr Helfer aus dem Landkreis Erding im Berchtesgadener Land im Einsatz. "Für Montag haben wir abgesagt", sagt Vogl, "weil unsere Leute eine gewisse Regenerationsphase brauchen." Vielleicht wird es nur ein Ruhetag. Falls am Dienstag wieder Bedarf an helfenden Händen angemeldet wird, werde man wieder ausrücken, sagt Vogl.

Schönau am Königsseewar das Einsatzgebiet der Erdinger Feuerwehren. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Der Großeinsatz im Schnee wurde am Freitagnachmittag über den behördlichen Dienstweg in Gang gebracht. Um 17 Uhr schickte die Regierung von Oberbayern eine Aufforderung ans Landratsamt, sich zur Unterstützung in einem der oberbayerischen Katastrophenlandkreise bereit zu machen. Kurz darauf wurde Willi Vogl als oberster Feuerwehrmann des Landkreis Erding informiert. Nur eine Stunde später war die komplette Führungsgruppe der Freiwilligen Feuerwehren schon zu einer ersten Lagebesprechung im Landratsamt zusammengekommen. Nach Rücksprachen mit den örtlichen Feuerwehren - wer hat Allrad-Fahrzeuge, wer hat Schneeketten - stand am Freitagabend um 21 Uhr das angeforderte Kontingent fest. "Wir mussten sogar etwas einbremsen", sagt Vogl, noch weitaus mehr Feuerwehrleute waren bereit mitzuhelfen. Doch mit mehr als 200 Leuten sei das Kontingent eh schon sehr groß gewesen. Bei früheren Hilfseinsätzen außerhalb des Landkreises, wie 2002 in Dessau beim Elbe-Hochwasser oder 2005 beim Schneeschippen in Deggendorf, waren es nie mehr als gut 100 Männer und Frauen. An diesem Wochenende, erklärt Vogl, haben man jedoch so viele losgeschickt, da das Schneeräumen auf den Dächern ja doch "zu 98 Prozent reine Handarbeit" war.

Auf welchen Dächern geschaufelt werden musste, hatten Statiker festgelegt. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Am Samstag- und Sonntagmorgen um 5 Uhr fuhren je zwei Kolonnen mit je etwa 15 Fahrzeugen, die in der Nacht zuvor mit Schneeschaufel, Leitern, Sicherungsleinen und Ersatzkleidung bepackt worden waren, von den Treffpunkten in Pastetten und St. Wolfgang los. Gegen 8 Uhr kamen die Erdinger in dem ihnen zugewiesenen Einsatzabschnitt an. Nach einer Lagebesprechung im Schönauer Feuerwehrhaus ging es los, rauf auf die Dächer und runter mit dem Schnee. Wo geschaufelt wurde, hatten zuvor Statiker festgelegt.

Privathäuser, Kliniken und auch eine Skiliftstation wurden frei geräumt. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Am Samstag leitete Kreisbrandinspektor Lorenz Huber aus Oberding den Einsatz im Schneegebiet, am Sonntag der Altenerdinger Kreisbrandinspektor Andreas Pröschkowitz. An beiden Tagen gab es jeweils um 13 Uhr Lagebesprechungen per Telefonkonferenz mit der Leitungsgruppe in Erding, die auch sonst über Handy und Digitalfunk immer auf dem Laufend blieb. Mit Einbruch der Dämmerung waren die Einsätze zu Ende und es ging nach Hause. Müde und kaputt kamen die Feuerwehrleute jeweils gegen 19 Uhr heim. Höchste Zeit zum Ausruhen, sagt Vogel: "Wenn man acht Stunden Schnee schaufelt, dann weiß man am Abend, was man gemacht hat."

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: