Süddeutsche Zeitung

Sanierung:Im Kostenrahmen

Die gut zwanzig Millionen Euro teure Sanierung der Mittelschule Lodererplatz fordert Verwaltung, Planer und Ingenieure. Bislang wurden 33 von 62 Aufträgen vergeben. Und die Zwischenbilanz fällt positiv aus

Von Antonia Steiger, Erding

Kostensteigerungen am Bau, komplett ausgelastete Handwerkerfirmen, keine Angebote auf Ausschreibungen: Mit solchen Sachen müssen sich viele Kommunen herumschlagen. Nicht so in Erding: Bislang halte man den Kostenrahmen für die 20,7 Millionen Euro teure Sanierung der Mittelschule Lodererplatz ein, sagte Stadtbaumeister Sebastian Henrich am Dienstag in der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses. Details zu einzelnen Aufträgen wollte er nicht nennen, es sei "eine wilde Rallye rauf und runter" gewesen, weswegen er schließlich zu dem Schluss kam, dass man eben auch Glück brauche. Manchmal müsse man froh sein über drei Angebote, manchmal bekomme man eine Fülle von Angeboten mit einer "unglaublichen Spreizung" zwischen dem billigsten und dem teuersten. Etwa sechzig Prozent der Aufträge sind nun vergeben. Eine Marke, für deren Erreichen das Rathaus eine Zwischenbilanz angekündigt hatte.

Passiert ist bislang noch nicht viel, was die Sanierung des Schulhauses betrifft, nur ein paar vorbereitende Maßnahmen. Denn zuvor muss noch der Ersatzbau gebaut werden, in dem diejenigen Klassen ausgelagert werden, in deren Zimmer gearbeitet werden soll. Dieser mehr als zwei Millionen Euro teure Bau soll bis Ende des Jahres fertig werden. Laut Architekt Ralf Grotz könnte dann am 8. Januar mit der Sanierung begonnen werden. Die Bausubstanz des Hauses gilt als gut, die Klassenzimmer sind großzügiger geschnitten, als dies bei einem Neubau jemals wieder passieren würde: Das sind die Gründe dafür, dass sich Erding für eine Sanierung und nicht für einen Abriss mit Neubau entschieden hat. Eine gute Bausubstanz - das bedeutet aber noch lange nicht, dass es sich um schadstofffreie Materialien handelt. Ein Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass die Schadstoffe zu keinerlei Belastungen führen - so lange das Gebäude nicht angerührt werde. Das aber passiert bei der Sanierung, deswegen wird es eine begleitende Schadstoffanalyse geben, wie Henrich erläuterte. Dafür rechnet das Rathaus mit Kosten in Höhe von 200 000 Euro.

Konkret befassten sich die Stadträte mit dem Sonnenschutz und der Lüftung. Die Klassenzimmerfenster bekommen außen ganz normale Jalousien, am Zwischenbau für Aula und Mensa werden dagegen Lammellen fest installiert. Kompliziert und noch nicht restlos geklärt ist die Art der Lüftung: Mit billigem Wasser aus dem Brunnen soll das Haus gekühlt werden, nachts können oder sollen die Fenster möglicherweise auch geöffnet werden. Ob das der Hausmeister erledigen muss oder eine elektronische Anlage, ist nicht entschieden. Einem Hausmeister sei dies eigentlich nicht zuzumuten, hieß es einerseits, eine elektronische Schließanlage sei dagegen wartungsintensiv, hieß es andererseits. Die modernen Lüftungsanlagen mit CO₂-Ampeln, bei denen die Fenster tagsüber nicht mehr geöffnet werden müssen, funktionieren ohnehin nur, wenn die Nutzer damit umzugehen lernen, darauf wies Henrich hin. In anderen Schulen hat die Stadt Erding schon Erfahrungen gesammelt. Wenn es aus einer Klappe ziehe, dann könne es schon mal passieren, dass jemand Hand anlegt und das Teil quasi zerstört. Dass man es allen recht mache, sei sowieso illusorisch, sagte der Stadtbaumeister. Einem sei es immer zu warm, dem anderen immer zu kalt. Schließlich erfuhren die Stadträte, dass es während einer Hitzeperiode in den Zimmern auch mal 28 Grad warm werden könnte - und nahmen es hin. Denn an 320 Tagen im Jahr soll das Raumklima tadellos sein.

Auch drei Aufträge hat der Ausschuss vergeben im Umfang von gut einer Million Euro: für das Verblendmauerwerk und die Stahlbauarbeiten im Abschnitt 1 und für die Dachabdichtung. Damit sind 33 von 62 Aufträge vergeben. Der Kostenrahmen werde derzeit um 4,79 Prozent unterschritten. "Beruhigend" finden das OB Max Gotz (CSU) und Grotz, es könne ja noch Ausschläge in die andere Richtung geben. Im Frühjahr 2020 soll das Schulhaus komplett saniert sein, "vorausgesetzt es kommt nichts dazwischen".

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Quelle:
SZ vom 09.11.2017
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