Sanierung:Ein Gemeindehaus wird zum Bürgerhaus

Lesezeit: 2 min

Der Bau neben der Erlöserkirche wird nun ebenfalls saniert. Er gehört zum denkmalgeschützten Ensemble. Die Zeit ist günstig, denn die Stadt Erding hat das Quartiersmanagement gestartet, das sich des gesamten Viertels annimmt

Von Antonia Steiger, Erding

Da passt ja eines zum anderen: Seit einer Woche läuft die Sanierung des Gemeindehauses neben der denkmalgeschützten Erlöserkirche in Klettham, deren Sanierung 2019 abgeschlossen wurde. Das Gemeindehaus soll zu einem lebendigeren Ort, am besten zu einem "Bürgerhaus" werden, so stellt sich das die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde vor. Und das fügt sich bestens in die Pläne der Stadt Erding, die dem gesamten Quartier mehr Leben einhauchen möchte. So weit wie die Kirche ist die Stadt noch nicht.

Die Bauarbeiter reißen bereits die Fliesen aus dem Bad, tiefer gehängte Decken werden abgenommen, Bodenbeläge ausgetauscht, die Installation erneuert und neue Lampen aufgehängt. Bis Oktober soll alles fertig sein. In dem Gemeindehaus habe sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ein Sanierungsstau gebildet, das sagen Pfarrer Christoph Keller und der auf Denkmalpflege spezialisierte Architekt Jörg Rehm, der schon die Sanierung der Kirche geleitet hatte. Alles geschieht in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden, denn nicht nur die von dem Münchner Architekten Hans-Busso von Busse geschaffene Kirche zählt zu den "Denkmälern von nationalem Rang", wie Rehm sagte, sondern das gesamte Ensemble. Passanten bekommen davon allerdings nicht so viel mit, weil rund um das Areal eine recht hohe Mauer führt. Sie garantiere eine heimelige Atmosphäre im Innenhof, sagt Rehm. Die Mauer stehe auch gar nicht zur Debatte, weil sie aufgrund ihres Status als Teil des Denkmals "unantastbar" sei. Es ist jedoch eine Tür in die Mauer eingelassen, und die soll künftig öfter offen stehen, damit die Menschen hereinkommen. Derzeit sind die Pfarrerstelle und auch die Stelle in der Diakonie unbesetzt, das soll sich aber bald ändern, hofft Keller. Und dann soll wieder Leben einkehren, auch weil der neue Pfarrer oder die neue Pfarrerin ihr Büro künftig in dem Haus haben wird.

Eine Mauer umschließt das gesamte Ensemble der Erlöserkirche. (Foto: Stephan Görlich)

In dem Gemeindehaus, das die Kirche zuletzt an das Landratsamt vermietet hatte, hat bis zum Ende des vergangenen Jahres eine Flüchtlingsfamilie gelebt, für sie habe man Ersatz gefunden, betont die Kirche. Zusätzlich waren auf den 200 Quadratmeter ein Büro der Diakonie und ein Gemeinderaum untergebracht. Jetzt wird die Wohnung umgebaut, es soll einen deutlich größeren Gemeinderaum geben, der nicht nur für die Kirchengemeinde, sondern auch für andere Gruppen verfügbar sein wird - womit die Kirche ganz nahe dran ist an den Wünschen der Stadt Erding zum Quartiersmanagement, das zum Ziel hat, dass die Menschen in Klettham näher zusammenrücken. Dafür braucht es eine Art Zentrum, das noch zu schaffen wäre - in der Gegend rund um die evangelische Erlöserkirche. In dem Gemeindehaus wird außerdem eine barrierefreie Toilette, das Büro der Diakonie, ein weiterer Gruppenraum, zwei Büros und ein Lagerraum untergebracht werden. Auch der Parkplatz neben der Kirche wird einer attraktiveren Gestaltung zugeführt, um dort unter anderem kleine Wochenmärkte abzuhalten, das ist Teil der Planung des Quartiersmanagements. Der Grund gehört der Kirche, sie hat ihn der Stadt für den Parkplatz zur Verfügung stellt.

Die Kirche kooperiere eng mit der Stadt Erding, sagte Keller. Auch bei der Bitte um einen Zuschuss von der Landeskirche sei dies zum Tragen gekommen. Die Landeskirche wolle ohnehin, dass sich die Gemeinden in den sozialen Raum hinein öffneten. Dass dies in Klettham in eine Zeit fällt, in der auch die Stadt sich dieser Gegend annimmt, hat die Situation begünstigt. Mit Kosten in Höhe von 650 000 Euro wird für die Sanierung des Gemeindehauses gerechnet; 1,7 Millionen hatte zuvor die Renovierung der Kirche gekostet. Bei der Kirche hat die Landeskirche 1,1 Millionen gegeben, jetzt schießt sie nochmals 280 000 Euro zu. Und das sei "nicht selbstverständlich", sagte Keller.

Das Gemeindehaus wird bereits saniert. Künftig sollen die Bürgerinnen und Bürger dort ein- und ausgehen. Die Kirche will sich mehr als bisher öffnen. (Foto: Stephan Görlich)

Insgesamt, so denkt Keller, müsse die Kirchengemeinde 300 000 Euro selbst tragen. Für Spenden sei man auch dieses Mal dankbar, weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Kirchengemeinde unter www.ev-kirche-erding.de.

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: