Saatkrähen:Ungemütliche Zeiten 

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Im Stadtpark fühlen sich die Saatkrähen wohl - sehr zum Unwohlsein der Anwohner, die unter dem Lärm wohl auch künftig zu leiden haben. (Foto: Renate Schmidt)

Bis Ende Februar hat die Stadt Erding Zeit, die geschützten Vögel aus den Splitterkolonien zu vertreiben. Die Hauptkolonie im Stadtpark bleibt unangetastet - das will das Naturschutzgesetz so

Von Antonia Steiger, Erding

Den Erdinger Saatkrähen stehen unruhige Wochen bevor: Bis Ende Februar hat die Regierung von Oberbayern der Stadt Erding Zeit gegeben, um die Krähen wenigstens aus den zehn Splitterkolonien im Stadtgebiet zu vertreiben. Die Hauptkolonie im Stadtpark bleibt unangetastet, da lässt das Bundesnaturschutzgesetz der Stadt Erding keinerlei Spielraum. Nicht nur der Bauhof wird nun aktiv und klaubt Nester von den Bäumen in der Hoffnung, dass die Krähen sich an anderer Stelle - am besten außerhalb Erdings - niederlassen. Auch ein Falkner wird eingesetzt, dessen Greifvogel gezielt die Krähen vertreiben soll.

Vögel mit Beharrungsvermögen

Vor wenigen Tagen hat in Erding eine Begehung stattgefunden, wie der Umweltschutzreferent, CSU-Stadtrat Thomas Schreder, sagt. Gemeinsam mit einem Falkner inspizierte man die Splitterkolonien, und dabei habe sich herausgestellt, dass an etlichen Stellen ein Greifvogel nicht wirksam eingesetzt werden könne, zum Beispiel an der Krankenhausstraße. Dort hatten Mitarbeiter des Bauhofs schon im vergangenen Jahr Krähennester heruntergerissen. Jetzt sind die Nester aber wieder da, denn so einfach lassen sich die Krähen nicht verjagen. Daher müssten die Vergrämungsmaßnahmen mehrere Jahre hintereinander stattfinden, sagt Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt Erding.

Auch der Einsatz eines Falken ändert an dieser Situation nichts grundlegendes: Über acht oder neun Stunden müsse ein Falkner seinen Vogel seine Runden ziehen lassen, und das auch nicht nur an einem Tag. Andernfalls würde die Krähe das merken und umgehend wieder an ihren Standort zurückkehren, sagt Schreder.

512 Nester waren es im vergangenen Jahr

Der letzten offiziellen Zählung zufolge gibt es 512 Krähennester im Stadtgebiet. Daraus folgern die Fachleute, dass sich auch 512 Brutpaare in Erding aufhalten. Tatsächlich dürfte diese Zahl mittlerweile jedoch weit höher liegen, denn die Zählung fand im vergangenen Jahr statt - nach der nur teilweise erfolgreichen Vergrämung der Krähen aus den Splitterkolonien und nach der Brutzeit. Seitdem haben diese 512 Paare vermutlich alle gebrütet.

Dank des milden Winters haben laut Schreder vermutlich sehr viele junge Vögel überlebt, und sie fänden im Stadtpark weiterhin sehr gute Lebensbedingungen vor, fügte er an. Persönlich halte er es nicht für ausgeschlossen, dass es in diesem Jahr noch lauter werde im Stadtpark. Allerdings machen die Vögel im Laufe des Jahres nicht immer gleich viel Krach. "Richtig laut wird es, wenn sie mit der Balz anfangen und wenn die Jungvögel da sind", sagt Schreder. Denn die schreien pausenlos nach Futter.

Im Park wird es laut bleiben

Im Moment verfolgt die Stadt Erding den Plan, wenigstens die Lärmbelästigung durch Krähengeschrei in den Splitterkolonien - unter anderen an der Krankenhausstraße, am Wasserturm, an der Lebzelterstraße, in der Georgenstraße und in der Stefanstraße - einzudämmen, bestenfalls zu beseitigen. Dabei beschränkt sich die Stadt auf Bäume, die auf öffentlichem Grund stehen, sagt Wanninger. Die Anwohner des Stadtparks müssen jedoch weiterhin mit dem Krähengeschrei leben. Die Saatkrähe zählt laut Wanninger zu den "besonders geschützten Tierarten".

Daher benötigte die Stadt für die jetzigen Vergrämungsmaßnahmen eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung der Regierung von Oberbayern, und die bezieht sich ausdrücklich nur auf die Splitterkolonien. Fast ebenso unverrückbar gilt die zeitliche Begrenzung der Erlaubnis. Denn wenn die Brutzeit einsetzt, dürfen die Vögel nicht mehr gestört werden. Voraussichtlich bis Ende Februar bekommen Falkner und Bauhof nun Zeit. Sollte es noch einmal einen starken Wintereinbruch geben, der die Annahme nahelegt, dass der Beginn der Brutzeit sich noch verzögert, kann die Stadt laut Schreder die Vergrämungsdauer auch noch einmal verlängern lassen.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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