Revolution in Dorfen:Dorfen und die Räterepublik

Vorträge über die Ursachen und Ereignisse im Ort 1918/1919

Der Ausbruch der sogenannten Novemberrevolution in Bayern jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal. Am 7. November 1918 wurde in Bayern die Monarchie gestürzt und der Freistaat ausgerufen. Nur wenige Themen der bayerischen Geschichte wurden so kontrovers behandelt wie die Revolution von 1918 und nur wenige haben so viele Facetten, weil sie in Bayern ganz unterschiedlich verlief. Die Geschichtswerkstatt Dorfen und die Arbeitsgruppe International Dorfen wollen nun einen Einblick geben, was in dieser Zeit in Dorfen stattfand.

Während sich an vielen Orten in Bayern bis zum Ende der Revolution 1919 wenig durch die Ereignisse in München änderte, geriet Dorfen vom 24. bis 30. April 1919 mitten in die Revolutionswirren. Ein Bericht der Regierung von Oberbayern an das Innenministerium vom 20. Juni 1919 schildert dies so: "In Dorfen kamen am 24. April nachts um 1 Uhr mit Extrazug gegen 100 Mann der Roten Armee an, besetzten den Bahnhof und das Postamt, entwaffneten die Gendarmerie und den Polizeiwachtmeister Kargl, entließen die im Gefängnis inhaftierten Gefangenen und nahmen auch dem Gefängniswärter (. . .) die Waffen ab. Um drei Uhr morgens begaben sie sich zur Redaktion der Dorfener-Zeitung, ließen mehrere Flugblätter mit der Überschrift "Arbeiter, Bauern erwacht" drucken und sie an die Bevölkerung in Dorfen und Umgebung verteilen. Am gleichen Tage morgens um 7 Uhr veranstalteten sie auf dem Marktplatz von Dorfen eine öffentliche Versammlung, bei welcher der Vollzugsrat der Räteregierung München für Dorfen eine Arbeiterwehr gründete, der sich der größte Teil der Arbeiterschaft anschloß. Es wurde ein provisorischer Volksrat gewählt, welcher einstimmig den Anschluss der Gemeinde Dorfen an die Räteregierung München erklärte. Der bisherige Bürgermeister Wilm wurde seines Amtes enthoben; zum stellvertretenden Bürgermeister wurde der Badereibesitzer Anton Stapfner von Dorfen ernannt. Weiter wurde der Sparkassenverwalter Günther sowie die Gendarmerie und Polizeiwachtmeister Kargl mit sofortiger Wirksamkeit ihres Amtes enthoben. Die Versammlung bestellte ein Revolutionstribunal und ernannte als Vorsitzenden den Amtsgerichtsrat Frech." Der Maurer und Händler Franz Nohr wurde zum Ortskommandanten ernannt. Mitglieder der Roten Armee nahmen die vier Gendarmen fest. Sie wurden in München vor das Revolutionstribunal im Justizpalast gestellt und dort freigesprochen, wie Dietrich Grund für eine Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte schrieb. "Am 30. April vormittags um 5 Uhr zogen Regierungstruppen ein und machten der Herrschaft der Roten Garde ein Ende."

Nach einer Einführung von Stefan Brandhuber am Mittwoch, 14. November, um 19.30 Uhr im Jakobmayersaal werden in vier Vorträgen Andreas Salomon, Eva Maria Volland, Günter Baumgartner und Schorsch Wiesmaier darüber berichten, wie es zur Revolution am 7. November 1918 kam und wer war daran beteiligt war, welche Folgen sie hatte und was sich für die Frauen veränderte, was damals in Dorfen geschah und welche Rolle Georg Escherich aus Isen spielte. Das Gitarrenduo Isen spielt und singt zudem Lieder und Texte zur Zeit. Einlass ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei, Spenden werden aber erbeten.

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