Religion:Taufen bleiben beliebt

Oktoberfestgottesdienst im Hippodrom, 2007

Im Jahr 2015 wurden 764 Menschen in den katholischen Kirchen im Landkreis getauft, das sind 37 mehr als im Vorjahr.

(Foto: Robert Haas)

Trotz rückläufiger Zahlen bei den Gläubigen wollen immer mehr Eltern ihre Kinder kirchlich segnen lassen. Die Wartezeit für einen Termin ist mindestens 14 Tage. Einer der Gründe dürften junge Familien sein, die zuziehen

Von Veronika Wulf, Erding

Es gehen zwar immer weniger Menschen in die Kirche, das ist auch im Landkreis Erding zu beobachten, doch taufen wollen die meisten ihre Kinder dann doch. Im Jahr 2015 wurden 764 Menschen in den katholischen Kirchen im Landkreis getauft, das sind 37 mehr als im Vorjahr und 105 mehr als 2013. Dies teilte die Erzdiözese München Freising auf Anfrage mit. "Der Hauptgrund für die positive Entwicklung ist in der Zuwanderung zu finden und der Tatsache, dass besonders junge Menschen in dem Alter, in dem sie eine Familie gründen, in das Gebiet der Erzdiözese ziehen", schreibt eine Sprecherin der Erzdiözese.

Es gibt noch einen weiteren Grund: Die Geburtenzahlen im Landkreis sind in den vergangenen Jahren gestiegen. 2010 kamen laut Statistischem Landesamt 1 131 Kinder auf die Welt, im vergangenen Jahr waren es schon 1 297. Damit ist jedoch noch nicht gesagt, dass auch mehr Kinder getauft werden, zumal nicht mehr viele Bürger einen engen Bezug zur Kirche pflegen. "Grundsätzlich kommen immer weniger Leute in die Kirche, weil die Kirchgänger wegsterben und keine jungen nachkommen", sagt Michael Bayer, Dekan des Erzbischöflichen Dekanats Erding. Sonntagmorgen um 9 Uhr sei keine Zeit, die bei jungen Leuten beliebt sei. Chancen, neue Kirchgänger zu gewinnen, sieht er in den "Eventangeboten" wie Kinder- und Familiengottesdiensten.

Dass das Interesse an den Taufen so hoch ist, kann sich Bayer nicht abschließend erklären. "Vielleicht freuen sich die Leute über gute Seelsorger oder haben anderweitig positive Erfahrungen mit der Kirche gemacht." So etwas spreche sich herum. Bayer ist auch Leiter der Pfarrverbände Moosinning und Neuching/Ottenhofen. Er hat auf die hohe Nachfrage reagiert: mit einem dritten Tauftermin pro Wochenende. Nun können Kinder, oder auch Erwachsene, nicht nur am Sonntag nach dem zweiten Wortgottesdienst um 10.30 Uhr und am Samstag um 17 Uhr vor der Abendmesse getauft werden, sondern auch nach dem ersten sonntäglichen Wortgottesdienst. Pro Messe können maximal drei Taufen stattfinden. Bei drei Terminen sind also neun Taufen an einem Wochenende möglich. Oder sogar noch mehr, da nicht nur Pfarrer Bayer tauft, sondern auch Diakon Thomas Zaminer. Normalerweise werden mindestens zwei Kinder pro Termin getauft, im Sonntagsgottesdienst sind zudem Einzeltaufen möglich. "Doch die meisten Eltern wollen lieber einen Extratermin und nicht so einen langen Gottesdienst, in dem die Babys unruhig werden", sagt Bayer. Nur die Osternacht sei dennoch beliebt.

Trotz der vielen Termine sind die Gemeinden der beiden Pfarrverbände gut ausgelastet: Die nächsten Wochenenden sind bereits voll. "Einen Termin bekommt man nicht von heute auf morgen", sagt Bayer. Die kürzeste Wartezeit seien 14 Tage gewesen, "weil zufällig was frei wurde". Normalerweise meldeten sich die Eltern nach der Geburt ihres Kindes und vereinbaren einen Termin für ein viertel oder halbes Jahr später. Manche riefen schon vor der Geburt an, damit ihr Kind möglichst bald danach getauft wird. "Aber das können wir nicht machen", sagt Bayer, "wir brauchen die Daten." Zu jeder Taufe gehöre außerdem ein Vorgespräch, das ein- bis eineinhalb Stunden dauere, und bald soll es auch ein Nachtreffen geben, in dem sich die Eltern der getauften Kinder vernetzen und dem Seelsorger Rückmeldung geben können.

Doch nicht überall steigen die Taufzahlen. In der evangelischen Kirchengemeinde Erding beispielsweise schwankten sie zuletzt zwischen 62 (2013) und 53 (2014). 2015 waren es 64.

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