Osterferien:Die Sehnsucht nach Urlaub in der Ferne

Osterferien: Am Münchner Flughafen locken vor allem Last-Minute-Angebote der Reiseveranstalter in die Ferne.

Am Münchner Flughafen locken vor allem Last-Minute-Angebote der Reiseveranstalter in die Ferne.

(Foto: Stephan Görlich)

Die Reisebüros melden nach zwei harten Corona-Jahren volle Auftragsbücher. Wer kurzfristig an Ostern noch weg will, muss mit Restangeboten zufrieden sein.

Von Gerhard Wilhelm, Erding/Freising

Je länger die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen andauert, umso mehr wollen die Menschen wieder ihr früheres, "normales Leben" leben. Und dazu gehört auch der Urlaub. In den vergangenen zwei Jahren war Verreisen in andere Länder aber oft kaum oder nur unter Auflagen, wie einer Quarantäne bei der Heimkehr, möglich. Seit 3. März ist Reisen aber deutlich einfacher geworden, da eine neue Einreise-Verordnung greift. "Risikogebiete" wurden neu definiert, womit automatisch zahlreiche Corona-Auflagen wie die Quarantäne-Pflicht, die digitale Einreiseanmeldung oder das Beförderungsverbot entfallen. Die Folge: Die Reisebüros können sich vor Anfragen kaum noch retten. Wer für die Osterferien noch nicht gebucht hat, dem stehen nur noch Restplätze zur Auswahl.

"Die Kanaren und Ägypten waren und sind an Ostern sehr gefragt", sagt Jennifer Sachsenmaier vom DER-Reisebüro in Freising. Wer derzeit noch verreisen will, müsse sich deshalb auf ein geringeres Angebot einstellen. "Die Leute wollen nach den letzten zwei Jahren einfach weg." Auch für Pfingsten und Sommer gebe es bereits Anfragen und Buchungen. Dank flexibler Absicherungen durch die Veranstalter sei der Kunde, was Covid-19 betreffe, mittlerweile sehr gut abgesichert. "So kann es mit den Buchungen weitergehen, gerne noch mehr", sagt Jennifer Sachsenmaier.

"Wir sind zwar immer noch im Pandemiejahr, aber die Nachfrage nach Reisen steigt eigentlich seit Mitte Januar enorm an. Die Leute wollen wieder wegfliegen", sagt auch Karin Keller, Mitinhaberin des Reiseateliers in Erding. Ein Großteil des Ostergeschäfts sei schon gelaufen, aber wer weg wolle, bekomme schon noch was. Gefragt seien vor allem Badeurlaube, aber auch Städtereisen, sogar die nordischen Länder oder Island. "Und die Nachfrage nach Fernreisen zwischen Oktober und einschließlich den Weihnachtsferien ist groß", sagt Keller. Allerdings gebe es in einigen Ländern noch Corona-Beschränkungen, über die man sich am besten auf den Seiten des Auswärtigen Amtes informiere. "Wir freuen und natürlich, dass wir wieder gut im Geschäft sind, aber bis wir die letzten zwei Jahre aufgeholt haben, das wird noch länger dauern."

Seit dem Ukraine-Krieg hat sich die Nachfrage ein wenig eingetrübt

"Griechenland ist bei uns am gefragtesten, vor Spanien beziehungsweise den Kanaren", sagt die Geschäftsführerin vom Reisemarkt Freising, Manuela Paparizos. "Was wir im ersten Quartal festgestellt haben, ist, dass die Sehnsucht nach Fernreisen sich unglaublich verstärkt hat. Januar bis März hatten wir sehr viele Fernreisen. Vor allem in den Indischen Ozean oder die Karibik", sagt die Geschäftsführerin. Zudem werde oft sehr hochpreisig gebucht. "Man merkt, dass zwei Jahre pausiert wurde. Dann sagt man sich jetzt, wenn, dann leiste ich mir auch das Zimmer mit Privatpool." Oder die Großeltern laden zu einer Drei-Generationen-Reise mit Kindern und Enkeln ein. Auch das gebe es. Seit dem Ukraine-Krieg habe sich die Nachfrage aber ein wenig eingetrübt, sagt Manuela Paparizos. "Viele warten wohl ab, was weiter passiert."

Osterferien: Mit der Stille ist es auf dem Flughafen vorbei. Die Zahl der Flugreisenden hat wieder stark zugenommen.

Mit der Stille ist es auf dem Flughafen vorbei. Die Zahl der Flugreisenden hat wieder stark zugenommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Türkei sei ebenfalls ein Ziel, das häufig angefragt werde, sagt Angelika Huber, Geschäftsführerin des Reisebüros Scharf in Erding - neben Ägypten, den Kanaren oder Griechenland. Auch die eine oder andere Kreuzfahrt werde inzwischen wieder gebucht. "Die Leute vertrauen dem Reisen wieder mehr", sagt Huber. Viele Länder lockerten zudem langsam ihre Corona-Einschränkungen. Die Verluste der vergangenen zwei Jahren kann aber trotz gutem Geschäft derzeit nach ihrer Meinung nicht mehr hereingeholt werden. "Diejenigen, die überlebt haben, haben Glück gehabt oder gut gewirtschaftet oder staatliche Unterstützung bekommen." So gehe es aber wohl vielen Branchen.

"Mit Restplätzen schaut es mittlerweile auch schon schlecht aus", sagt Sabine Kuliga-Lenffer, Geschäftsführerin des Holiday-Land-Reisebüros Kuliga in Dorfen im Landkreis Erding. Das Ostergeschäft sei "grundsätzlich" durch. Zur Zeit habe man noch ein paar Anfragen zum Gardasee. "Hauptsache es ist warm am Zielort", sagt Kuliga-Lenffer. Die vergangenen zwei Jahre seien hart für die Branche gewesen. Man habe alle Provisionen zurückzahlen müssen, es habe aber keine neuen Buchungen gegeben. "Wir sind aber zufrieden, wie es jetzt läuft. Hauptsache, wir dürfen wieder da sein, denn die Leute wollen weg."

Auch bei Alexandra Csiky vom Columbus Reisen in Eching sieht es mit Restplätzen für Ostern schlecht aus. Dafür ziehe die Türkei wieder an. "Der Satz des Jahres schon nach ein paar Monaten ist: Wir müssen einfach weg." Das bekomme sie oft von Kunden zu hören. Viel gebucht würden auch Kreuzfahrten wieder bei ihr. "Jede Gesellschaftsschicht hatte in den letzten zwei Jahren ihr Päckchen zu tragen. Und deshalb will man sich jetzt was gönnen", sagt Alexandra Csiky. Und da spiele der Preis dann eher eine untergeordnete Rolle. Da gleichzeitig die Angebote noch nicht so vielfältig seien wir vor der Corona-Pandemie seien die Preise "ganz schön nach Oben gezischt".

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