Regionaler Anbau:Auf kurzen Wegen

Regionaler Anbau: Die Gurkenzucht der Familie Zollner bekam Besuch von der CSU-Agrarexpertin Marlene Mortler (3. v. links), rechts Junior-Chef Johannes Zollner.

Die Gurkenzucht der Familie Zollner bekam Besuch von der CSU-Agrarexpertin Marlene Mortler (3. v. links), rechts Junior-Chef Johannes Zollner.

(Foto: Renate Schmidt)

Besuch aus dem Bundestag in der Gemüsegärtnerei Zollner, die seit letztem Jahr Gurken im großen Stil anbaut

Von Philipp Schmitt, Eitting

Frische Gurken aus dem Landkreis Erding statt aus Holland oder Spanien: In Eitting ist die regionale Lebensmittelerzeugung "Am Moosrain" in der Gemüsegärtnerei Zollner exklusiv für Kunden der Rewe-Supermärkte Realität geworden. Das seit Anfang Januar nach einjähriger Bauzeit betriebene sechs Meter hohe neue Gewächshaus macht es möglich, dort werden jährlich mehr als zwei Millionen Gurken aufgepäppelt: "Es ist eines der modernsten und energieeffizientesten Gewächshäuser auf dem Markt", sagte Geschäftsführer Johannes Zollner bei einem Rundgang mit der CSU-Agrarexpertin Marlene Mortler sowie Landwirten und Lokalpolitikern durch den Familienbetrieb.

Unter einem speziellen Glasdach samt "Energieschirm" und System zur Regenwassernutzung und Wiederverwertung wachsen in der Gurkengärtnerei in zig Reihen auf 2,1 Hektar im erdlosen Verfahren tausende Schlangen-Gurken für die Rewe Group und deren 2016 eröffnetes süddeutsches Obst- und Gemüse-Zentrallager in Eitting. "Ich war sehr gespannt, meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen", sagte Mortler nach dem Rundgang. Die Bundestagsabgeordnete, die bei der Europawahl für einen Sitz im Europaparlament kandidiert, zollte der Landwirts-Großfamilie Respekt für den gezeigten Mut, neue Ideen in die Tat umzusetzen: Dieser Mut zum Wandel durch Unternehmergeist sei im Hinblick auf die vielen Agrar-Herausforderungen "genau das, was wir in Europa brauchen", sagte die auf einem Bauernhof aufgewachsene Vorsitzende des CSU-Arbeitskreises Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Mortler warb zudem für gesunde, regionale Lebensmittelerzeugung und daraus resultierende kurze, umweltschonende Transportwege: "Das Beispiel in Eitting macht Mut - es gibt in der Landwirtschaft und bei der regionalen Lebensmittelerzeugung viele Chancen, wenn Ideen mutig umgesetzt werden". Lob für das Eittinger Projekt gab es auch vom Landwirt und stellvertretenden CSU-Kreisvorsitzenden Hans Wiesmaier: "Wir brauchen Innovationen", sagte der Fraunberger Bürgermeister, "dann müssen wir Landwirte uns auch künftig nicht verstecken und können wir optimistisch in die Zukunft blicken."

Senior-Chef Konrad Zollner erläuterte, dass die 2006 gebaute Biogasanlage von Sohn Georg und die neue Gurken-Halle von Sohn Johannes geleitet werde. Als die BSE-Krise und schlechte Getreide- und Maispreise für Kopfzerbrechen sorgten, stand Zollner mit seiner Landwirtschaft samt Bullenzucht mit 100 Tieren vor Herausforderungen: Nach schwierigen Zukunftsentscheidungen wurden die Weichen im Familienbetrieb mit der Aufgabe der Bullenzucht, dem Bau der Biogasanlage 2006 und des Gewächshauses 2018 neu gestellt, um Synergieeffekte im familiären Verbund zu nutzen und eine Zukunft zu haben. Über 2,8 Kilometer lange Leitungen versorgt die Biogasanlage des 33-jährigen Georg Zollner inzwischen das Gewächshaus des 22-jährigen Johannes Zollner mit Strom und Wärme, was klimafreundlich sei, weil kein Heizöl benötigt wird. Das System des Gewächshauses ist indes ausgeklügelt. Basierend auf den aktuellen Daten einer Wetterstation werden die Parameter im Klimacomputer für das Gewächshaus täglich neu geregelt: Im Sommer darf es nicht wärmer als 25 und nicht kühler als 20 Grad werden - und auch Kälte mögen die empfindlichen Gurken nicht. Durch eine Nebelanlage mit Regenwasser kann für Kühlung und bei Stromausfall durch ein Notstromaggregat für extra Strom gesorgt werden.

15 feste Mitarbeiter, meist aus Rumänien, die in einem neu geschaffenen zweistöckigen Sozialgebäude im Betrieb wohnen können, pflegen und ernten die Pflanzen in den endlosen Reihen der Halle - bevor jede einzelne Gurke in der Sortierhalle sortiert, gewogen und mit Banderolen mit Hinweisen zur Herkunft und dem Code für die Supermarkt-Kasse versehen und auf kurzen Wegen zum Rewe-Logistikzentrum transportiert werden. 98 Prozent der Gurken gehen zur Rewe Group Süd, zwei Prozent werden im Hofladen verkauft. Pestizide werden im Gewächshaus nicht eingesetzt, auf Pflanzenschutz wird möglichst verzichtet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: