Regionalbahn:Erding streitet über Gleisführung

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Nord- vs. Südeinschleifung: In Erding zofft sich der Stadtrat mit der Bürgerinitiative Bahntunnel um die künftige Gleisführung der Regionalbahn. Dabei hat München das letzte Wort.

Antonia Steiger

Die Frage der Gleisführung für die künftige Regionalbahn stellt die Politik in Erding vor ein Problem, dessen Ausmaße beim Stammtisch der Bürgerinitiative Bahntunnel Erding am Mittwoch zutage traten: Dem Stadtratsbeschluss für eine Nordeinschleifung steht die vom Wirtschaftsministerium offen favorisierte Südeinschleifung gegenüber. Politik und Bürger positionieren sich in dieser Diskussion, doch die Entscheidung wird in München getroffen. Wie schwierig es wird, die divergierenden Interessen wieder zusammenzuführen, zeigte die Diskussion bei der Bürgerinitiative.

Streit um die künftige Gleisführung der Regionalbahn in Erding: Die einen fürchten Einkesselung, die anderen fordern eine Untertunnelung, die dritten warnen vor Lärm. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Auch auf Druck des bayerischen Wirtschaftsministeriums hatte der Erdinger Stadtrat im Jahr 2004 die Entscheidung für einen Kreuzungsbahnhof auf dem Fliegerhorstgelände getroffen, wo die im Norden über eine bereits raumgeordnete Trasse einschleifende Regionalbahn auf die S-Bahn treffen würde. Bürgermeister Max Gotz (CSU) will an dieser Planung festhalten, zumal sich daran viele städtebauliche und verkehrspolitische Entscheidungen knüpfen, die der Stadtrat ausgearbeitet hat und die bei einer Entscheidung für die Südeinschleifung möglicherweise Makulatur würden: die Entwicklung des Bahnhofsgeländes mit Busbahnhof, Parkhaus und neuer Straßenführung.

Doch im Stadtrat mehren sich die Stimmen, die eine neue Diskussion fordern. Weil es neue Voraussetzungen gebe, müsse man neu debattieren, forderte Hans Egger, Sprecher von "Erding jetzt". Auch Günther Kuhn (Grüne) sagte, er könne der Südeinschleifung einiges abgewinnen. Winfried Busch, Vorsitzender der Bürgerinitiative Bahntunnel, sagte ebenfalls, dass die Ziele der Bürgerinitiative mit der Südeinschleifung besser zu verwirklichen seien: eine möglichst lange Untertunnelung Erdings und die Verhinderung einer Abtrennung Langengeislings.

Der CSU-Stadtrat und Landwirt Fritz Bauschmid vertrat die Meinung, die Stadt müsse an dem Beschluss von 2004 festhalten, solange keine Kosten-Nutzen-Rechnung für die Südeinschleifung vorliege. Er warnte die Befürworter einer Südeinschleifung davor "vorzupreschen". Wenn der Streit in Erding offen ausbreche, wäre es dem Ministerium ein leichtes, das Bahnprojekt auf die lange Bank zu schieben. Damit vertrat er auch die Meinung von Bürgermeister Gotz. Egger hielt ihm entgegen, dass der Bürgermeister vorgeprescht sei, der trotz Vorliegen neuer Erkenntnisse und ohne neue Diskussion an den bestehenden Beschlüssen festhalten wolle.

Vermengt mit politischen Interessen sind die der Bürger in den Stadtteilen Erdings: So fürchten sich die Langengeislinger davor, dass sie von Bahntrasse, Nordumfahrung und Nordanbindung eingekesselt werden; die Altenerdinger fordern die Untertunnelung des Bahnübergangs an der Bahnhofsstraße, und in Bergham rechnet man mit mehr Lärm durch die Südeinschleifung. Einige Bürger aus Bergham warfen der Bürgerinitiative vor, nicht alle relevanten Kriterien des Projektes zu berücksichtigen, wenn sie ihren Fokus alleine auf die Untertunnelung richte.

Busch lud alle Redner dazu ein, sich in der Bürgerinitiative zu engagieren. Es müssten auch bei einer Südeinschleifung weitere Verbesserungen für Langengeisling und Altenerding erkämpft werden. Er betonte, dass mit einem etwa 1200 Meter langen Tunnel von der Semptbrücke im Park bis hinter Kehr, wie es die Pläne der Südeinschleifung vorsehen, bereits eine Entlastung für viele Erdinger erreicht werden könne. "Aber das reicht uns noch nicht." Die Weichen müssten jedoch bald gestellt werden.

© SZ vom 10.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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