Reden wir über:Schülerpraktika im Handwerk

Handwerksmeister Waxenberger will keinen Zwang ausüben

Interview von Katharina Kausche

Raus aus der Schule und rein in die Arbeitswelt, zumindest für einige Tage. Ein Praktikum ist erst mal ein Reinschnuppern in Berufe, die Schüler interessieren. Bei der Wahl ihrer Probeberufe sind sie normalerweise frei, die IG Agrar-Bauen-Umwelt möchte das ein wenig eingrenzen: Angesichts des Lehrlingsmangels forderte der stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Dietmar Schäfers beim Auftakt der Internationalen Handwerksmesse in München, verpflichtende Praktika im Handwerk einzuführen. Der Erdinger Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger ist skeptisch.

SZ: Herr Waxenberger, gibt es einen Lehrlingsmangel in Erding?

Rudolf Waxenberger: In den Freiluftberufen wie Spengler, Dachdecker oder auf dem Bau gibt es stärkere Probleme als bei anderen Lehrstellen. Insgesamt haben wir aber ein leichtes Plus im Vergleich zu 2017. Trotzdem haben wir natürlich einen Lehrlingsmangel.

Könnten verpflichtende Praktika da vielleicht helfen?

Alles, was mit Zwang verbunden ist, hat keinen Wert. Der Vorschlag hört sich für mich nach blindem Aktionismus an.

Das Reinschnuppern könnte doch auch Interesse wecken ...

Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten zwangsweise auf dem Bau oder in einem anderen Handwerksberuf arbeiten und haben kein Interesse und keine Veranlagung dafür. Dann ist doch das Thema Praktikum verfehlt.

Welche Alternativen gibt es denn?

Wir müssen das Interesse im Vorfeld wecken. Leider hat das Handwerk nicht so tolle Marketingmöglichkeiten, der Lehrlingsmangel ist ein gesellschaftliches Problem. Jungen Menschen wird immereingetrichtert, studieren und den möglichst höchsten Abschluss machen zu müssen. Aber wir tun unser bestes, um handwerkliche Arbeit so darzustellen, wie sie ist: Gut und erfüllend und eine genauso wertvolle Ausbildung wie das Studium.

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