Reden wir über:Schritte zum Glücklichsein

Reden wir über: "Glück ist keine Glückssache" sagt die Psychotherapeutin und Sozialpädagogin Daniela Obermaier.

"Glück ist keine Glückssache" sagt die Psychotherapeutin und Sozialpädagogin Daniela Obermaier.

(Foto: Renate Schmidt)

Daniela Obermaier weiß, wie man Zufriedenheit üben kann

Von Regina Bluhme

Es ist gerade mal ein paar Tage her, da haben sich alle viel Glück fürs neue Jahr gewünscht. "Glück ist keine Glückssache" sagt die Psychotherapeutin und Sozialpädagogin Daniela Obermaier, die in Dorfen seit vier Jahren eine eigene Praxis betreibt. Zusätzlich ist sie mit Vorträgen unterwegs. Dort berichtet sie darüber, wie Schritt für Schritt ein glückliches - oder zumindest zufriedenes - Leben gelingen kann. Im Gespräch mit der SZ erklärt Daniela Obermaier, wie man Zufriedenheit üben kann und warum eine neue Yacht den Besitzer nicht immer glücklich macht.

SZ: Frau Obermaier, wie würden Sie Glück definieren?

Daniela Obermaier: Für jeden bedeutet Glück etwas anderes. Für den einen ist es ein gutes Abendessen. Ein anderer ist aus Diätgründen zufrieden, dass er auf das Abendessen verzichtet hat. Das Glück liegt also immer im Auge des Betrachters. Eins ist klar: Glücklichsein hat nichts mit Bildung, Schicht oder Geld zu tun.

Es gibt Menschen mit einem eher heiteren Gemüt und andere, die ständig zum Schwarzsehen neigen. Ist eine innere Gelassenheit nicht auch Veranlagung?

Aus der Gehirnforschung wissen wir, dass Menschen mit verschiedenen Veranlagungen auf die Welt kommen. Ab dann gilt jedoch die Neuroplastizität des Gehirns. Einfach gesagt, das Gehirn wird im Laufe der Zeit so geformt, wie es genutzt wird.

Wie wird das berühmte Glas Wasser halb voll statt halb leer?

Ein erster Schritt ist die Erkenntnis: Ich bin für mein Leben selbst verantwortlich. Ich kann aktiv etwas tun, ich muss in keiner Opferrolle verharren. Dann muss ich auch lernen, das zu akzeptieren, was ich zumindest momentan nicht ändern kann und ich muss bereit sein, mich neu zu orientieren. Außerdem kann man Schritt für Schritt üben, mit einer ungewohnten, womöglich schwierigen Situation positiv umzugehen.

Wie kann so ein erster Schritt aussehen?

Indem man versucht, eine neue Herausforderung nicht gleich als gefährlich einzustufen oder zu denken: "Das wird schiefgehen." Stattdessen kann man sich sagen, dass das Neue auch etwas Interessantes ist oder eine neue Chance. Entsprechende Gefühle habe ich nicht wegen einer entsprechenden Situation, sondern wegen meiner Interpretation der Situation. Wenn ich eine Zeitlang lang bewusst Situationen positiv interpretiere, kann dies zur Gewohnheit werden. Das heißt, ich habe mich dann zu einem optimistischeren Menschen verändert. Das hat mit der oben genannten Neuroplastizität des Gehirns zu tun.

Warum sind Menschen in einer wohlhabenden Stadt unglücklich?

Bei uns plagen die Menschen schon auch Sorgen, zum Beispiel Krankheit, Beziehungsprobleme, Sorgen um die Kinder, finanzielle Sorgen. Glück beziehungsweise Unglück ist auch immer relativ: Ein reicher Mann kann todunglücklich sein, wenn die bestellte Yacht in der falschen Farbe geliefert wird - und ein Armer ist glücklich über eine Essensspende.

Sie waren kürzlich auf Kuba. Die Insel ist sehr viel ärmer als Deutschland.

Glück hat wirklich nichts mit Geld zu tun, das habe ich bei meinem Besuch wieder gesehen. Auf Kuba ist vieles komplizierter als bei uns, aber manches ist auch einfacher. Die Menschen sind sehr gut untereinander vernetzt sind. Da ist sehr viel Gemeinschaftlichkeit da. Ich glaube, die Vorstellung, was ich alles haben müsste, ist auf Kuba nicht so hoch wie bei uns. Deswegen kann es schon sein, dass sich die Menschen auch leichter über etwas freuen.

Der Vortrag "Anleitung zum Glücklichsein . . . oder Glück ist keine Glückssache" von Daniela Obermaier findet am Montag, 14. März, um 19 Uhr im Gebäude der VHS Erding, Lethner Straße 13, statt.

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