Süddeutsche Zeitung

Offizielle Eröffnung in Erding:Run auf das neue Rathaus

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Die Erdinger schauen sich zwar auch die neuen Räume an, aber die meisten wollen den umstrittenen Verbindungstunnel sehen.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Gearbeitet wurde in ihm schon länger, seit Samstag ist es auch offiziell eröffnet: das neue Rathaus an der Landshuter Straße 4. Und viele Erdinger nutzten die Gelegenheit beim Tag der offenen Türe, um sich anzusehen, wofür rund 8,5 Millionen Euro ausgegeben wurden. Einen Anteil an den vielen Interessierten hatten wohl auch das sonnige, aber frische Wetter und die parallel in der Innenstadt stattfindenden Erdinger Gewerbetage. Der "inoffizielle" Star war jedoch der 28,5 Meter lange und 1,1 Millionen Euro teure Verbindungstunnel zwischen dem alten und neuen Rathaus. Den wollte fast jeder sehen.

Der Bund der Steuerzahler prangerte in seinem Schwarzbuch den Tunnel als Verschwendung an

Und das hatte seinen Grund: der Tunnel war überregional bekannt geworden. Bayernweit hatte die Sendung "Quer" im BR über das Projekt berichtet und bundesweit griff der ZDF-Länderspiegel die Sache auf. Der Bund der Steuerzahler prangerte in seinem Schwarzbuch das Projekt sogar als Verschwendung an. An Kritikern hatte es also nicht gemangelt. Und deshalb hätte es durchaus sein können, dass sich am Tag der Eröffnung ein paar der alten Gegner öffentlich zu Wort gemeldet hätten. Doch es blieb bis Mittag ruhig und die Besucher - und die Rathaus-Mitarbeiter - hatten fast nur lobende Wort über die Gestaltung des neuen Rathauses. Vor allem das große, vorspringende Panoramafenster im neuen Standesamt zog viele an, um von dort aus ein Foto machen zu können.

Die angekündigte Sprechstunde von Oberbürgermeister Max Gotz in seinem Amtszimmer wurde zwar auch angenommen, jedoch mehr von alten Bekannten oder Familienmitgliedern von Rathaus-Mitarbeitern, um Gotz einen kurzen, eher privaten Besuch abzustatten. Konkrete Fragen zum neuen Rathaus? Eher die Ausnahme. Wobei etliche Besucher sich nicht nehmen ließen, mal zu sehen, wie ein Oberbürgermeister so residiert. Die meisten suchten dessen Amtszimmer aber auf, um eine Frage des Gewinnspiels beantworten zu können: "Was ist auf den Gemälden hinter dem Schreibtisch von OB Max Gotz zu sehen?" Und waren dann erstmal ratlos, da dort keine Gemälde hingen. "Da ist uns eine Panne passiert", gab Rathaus-Geschäftsleiter Reinhard Böhm zu. Die Ausdrucke des Gewinnspiels waren schon gedruckt, als beide Porträts abgehängt wurden. Wer die Frage nicht beantwortete, hatte deshalb keinen Nachteil.

Der Neubau steht auf sehr alten archäologischen Funden

Auf vier Stockwerken im neuen Rathaus verteilt werden künftig rund 40 Mitarbeiter in fünf Ämter arbeiten: Im Erdgeschoss ist das Einwohnermeldeamt, darüber das Standesamt, im zweiten Stock das Ordnungsamt und Sozialamt und ganz oben das Verkehrswesen. Insgesamt stehen den Mitarbeitern im neuen Rathaus 1365 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Nach dem Auszug der fünf Ämter wird im alten Rathaus der Platz neu verteilt, da sei man gerade dabei, sagt Reinhard Böhm. Mit der Realisierung des Projektes waren drei Büros befasst: Die Arbeitsgemeinschaft Walbrunn und Büro 4 entwickelte den Neubau, Diezinger Architekten entwarfen im Rahmen eines gesonderten Wettbewerbs die Nordfassade. Wobei das Denkmalamt den Rahmen steckte. Dabei wurde der Neubau in recht kurzer Zeit errichtet, mit dem Rohbau war im Dezember 2018 begonnen worden. Bei den archäologischen Untersuchungen des Baugrunds, nachdem man das alte Gebäude der Hypovereinsbank abgerissen hatte - die Stadt hatte das alte Gebäude nach längerem Leerstand Ende 2014 erworben -, war zutage getreten, dass der Neubau auf sehr alten Spuren steht. Die ältesten Funde datieren mindestens in das 13. Jahrhundert und damit in die Stadtgründungzeit Erdings.

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