Radfahren in Erding:Die Wolken haben sich verzogen

gespräch fahrrad

Im Gespräch, v.li.: Polizei-Verkehrsexperte Alfons Englmeier, der Erdinger Polizei-Chef Anton Altmann, Horst Weise und Thomas Naumann (ADFC).

(Foto: Privat)

Nach einem öffentlich ausgetragenen Streit im vergangenen Jahr haben sich der ADFC und die Erdinger Polizei bei einem Fachgespräch wieder angenähert

Von Mathias Weber, Erding

Man redet wieder miteinander, nicht übereinander. Nachdem das Fahrradjahr 2016 mit ziemlich dicker Luft zwischen der Erdinger Abteilung des Allgemeinen deutschen Fahrradclubs (ADFC) und der Polizei der Stadt zu Ende gegangen war, setzt man jetzt ganz offensichtlich auf Deeskalation. Vor Ostern hatten sich Vertreter des ADFC, unter ihnen deren Vorsitzender Horst Weise, mit den beiden Polizisten Alfons Englmeier und Anton Altmann, dem Leiter der Erdinger Polizeiinspektion, getroffen. Angesetzt war das Treffen als "Fachgespräch", eingeladen hatte die Polizei. Horst Weise freut sich über das "freundliche Gespräch", das ihm zufolge zwei Stunden gedauert habe. Man habe miteinander diskutiert und aktuelle Zahlen der Unfallstatistik ausgetauscht. Auch Altmann sagt: "Die Ungereimtheiten sind aus der Welt."

Die Vorgeschichte reicht in den Oktober 2016 zurück. Damals wäre wieder die alljährliche Beleuchtungsaktion angestanden. An der Münchner Straße wurden Radfahrer von der Polizei angehalten, und der ADFC bot einen Rädercheck hinsichtlich Beleuchtung und anderer Mängel wie beispielsweise Bremsen an. Die Zusammenarbeit aber beendete der ADFC medienwirksam. Der fünfköpfige Kreisvorstand habe, so hieß es damals in der SZ Erding, einstimmig beschlossen, bis auf Weiteres nicht mehr mit der Polizei zu kooperieren, weil sie vor den Fahrradunfällen kapituliert habe. Der ADFC habe Altmann wiederholt darauf hingewiesen, dass Radfahrer durch abbiegende Autos und Lastwagen an einigen Erdinger Kreuzungen gefährdet würden. Und besonders auf die Palme gebracht hat den ADFC, dass die Polizei im Spätsommer eine Kontrolle von Fahrradfahrern durchgeführt hat - und zwar nicht an einem Gefahrenschwerpunkt, sondern am Schrannenplatz. Als Schikane hatten die Fahrradlobbyisten das empfunden.

Diese Aktion verteidigt Polizeichef Altmann auch heute noch: "Dass die Polizei auch einmal Radfahrer kontrolliert, liegt auch in deren Interesse." Und kontrollieren müsse man eben dort, wo sich viele Radfahrer aufhielten. "Nichtsdestotrotz wollen wir auch künftig an Gefahrenstellen präsent sein, aber vielleicht aber nicht in dem Umfang, wie es sich Herr Weise wünscht." Dazu fehle Altmann zufolge einfach das Personal.

Als "Totschlagargument" empfindet das wiederum Horst Weise, der sich für Erding am liebsten eine eigene Fahrradstaffel der Polizei wünschen würde. Er sagt wieder: "Wir fühlen uns im Stich gelassen." Der Verkehrsdruck nehme ihm zufolge stets zu, "das Faustrecht beginnt einzuziehen." Er schildert als Beispiel einen außergewöhnlichen Fall kürzlich auf einem Fußgängerüberweg an der Haager Straße, als ein Autofahrer für ein Kind auf dem Fahrrad anhielt und dann doch plötzlich weiterfuhr und das Kind touchierte. Der Fall hat in den sozialen Netzwerken zu viel Empörung geführt.

Polizei und ADFC sind mit einem "besseren Gefühl" auseinander gegangen, sagt Weise. Auch wenn es keine konkreten Ergebnisse des Gesprächs vergangene Woche zu verkünden gibt, die Atmosphäre stimmt wieder. "ADFC und Polizei wollen ja dasselbe: die Verkehrssicherheit für die Fahrradfahrer erhöhen", sagt Altmann. Weise äußert sich ähnlich versöhnlich. Man wolle jetzt wieder vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Gelegenheit dazu wird es spätestens im Frühherbst wieder geben: Wie Altmann und Weise bestätigen, soll dann wieder eine gemeinsame Beleuchtungsaktion organisiert werden.

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