Rabenkrähen:Schwarzgefiederte Störenfriede

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Wo Rabenkrähen massenhaft auftreten, fürchten Landwirte um die Ernte, sehen Jäger Singvögel und Niederwild gefährdet.

Yasmin Vetterl

Durch vermehrtes Aufkommen von Rabenkrähen im Landkreis bangen Landwirte nun um Ernte und Niederwild. Auch Fritz Gruber, Landwirt und Vorsitzender der Jagdgenossenschaft im Kreisverband Erding, sieht die Rabenkrähen als ein Problem. Er als Landwirt müsse nun seinen Mais mit Gift beizen, um ihn vor den Federtieren zu schützen.

Intelligentes Federvieh: Die Jagd auf Rabenkrähen ist aufwendig und teuer, denn sie können Gesichter und Autos erkennen und sich deshalb rechtzeitig aus dem Staub machen. Um den Bestand zu verringern bleibt also nur die Jagd im Tarnanzug. (Foto: dpa)

Diese Methode helfe zwar vor der Plünderung, doch dies beanspruche den Boden und das Grundwasser werde damit verunreinigt, sagt der Landwirt. Natürlich sehe er auch die Vorteile der Rabenkrähen für die Landwirtschaft, doch durch ihr hohes Aufkommen im Landkreis sei der Tierbestand in seiner Artenvielfalt bedroht. "Hasen und Singvögel gehören zur natürlichen Beute der Rabenkrähe. Dadurch werden andere Tierbestände reduziert, und die Rabenkrähen dominieren das Landschaftsbild", so Fritz Gruber.

Auch für Thomas Schreder, Vorsitzender des Kreisjagdverbands, sind die Rabenkrähen keine Plage. "Kein Tier sollte als Plage bezeichnet werden, sie sind immer noch Bestandteil der Natur." Doch auch er sehe für Landwirtschaft und Jagd gewisse Probleme. "Die Rabenkrähen picken Siloballen auf, die dadurch schimmeln, und fressen gesäte Samen aus dem Boden."

Doch für den Vorsitzenden des Kreisjagdverbands ist es schlimmer, dass die Rabenkrähen auch Nester von Singvögeln plündern und neugeborenes Niederwild, wie Hasen, fressen. "Dadurch gerät das natürliche Gleichgewicht durcheinander", bestätigt auch Thomas Schreder. Eine Jagd sei zwar möglich, aber sehr schwierig. "Im Moment dürfen wir bis Juli nicht jagen, weil sich die Rabenkrähe in der Schonzeit befindet." Danach müssen Jäger auf der Hut sein.

Denn die Rabenkrähe gilt als intelligentes Federvieh, dass "Gesichter und Fahrzeuge erkennt und sich schnell aus dem Staub macht", so der Vorsitzende des Kreisjagdverbands. Die Rabenkrähen mit Fallen einzufangen ist gesetzlich verboten, und so bleibt nur die Jagd, um den Bestand zu verkleinern. Doch eine Jagd auf das Federvieh sei zeitaufwendig, teuer und schwer, erklärt der Vorsitzender des Kreisjagdverbands.

Man müsse sich als Jäger schon tarnen, mit Anzug, Handschuhen und Mütze, um die intelligenten Rabenkrähen nicht vorschnell zu verschrecken, erklärt er. Damit würde der Jäger im Gestrüpp nicht auffallen und könne sich der Rabenkrähe nähern. "Vor einigen Jahren war es noch erlaubt, die Rabenkrähen mit Fallen einzufangen", sagt Thomas Schreder. Ob er die geänderte Rechtslage gut oder schlecht finde, lasse er außen vor.

Der Landkreis Erding bietet eine gute Lebensgrundlage für die Rabenkrähen, mit genügend Maisfeldern und den Schutz in den Siedlungsgebieten, fühlen sich die Tiere hier wohl. "Erschwerend kommt hinzu, dass wir selbstverständlich nicht in Siedlungen jagen dürfen", sagt Thomas Schreder. Dies scheint auch den Rabenkrähen bewusst zu sein, denn die aufmerksamen Vögel suchen gerade deshalb dort Schutz. Die Rabenkrähe, ein intelligentes Lebewesen ohne natürliche Feinde, wird daher weiterhin ein Problem im Landkreis bleiben.

© SZ vom 23.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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