Stadtentwicklung in Erding:Treffpunkt unter Zierkirschen

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Kirschblüten statt Parkplatztristesse: So stellt sich der Siegerentwurf den neuen Quartiersplatz von Klettham im Bereich der Erlöserkirche vor. (Foto: Wolfram Gothe (Visualisierung))

Klettham soll eine neue Quartiersmitte erhalten. Sieger des Architektenwettbewerbs ist das Bockhorner Büro Lex-Kerfers. Der Weg ist ganz klar: weniger Verkehr, mehr Grün. Ein Stadtteil erfindet sich neu.

Von Regina Bluhme, Erding

In Klettham blühen vor der Erlöserkirche die Kirschbäume, Kinder ratschen vor dem neugestalteten Platz, eine Frau schiebt ihr Rad an viel Grün vorbei. So soll es nach Entwürfen des Bockhorner Büros Lex-Kerfers auf dem Areal einmal aussehen. Das Büro hat den Architektenwettbewerb "Neue Quartiersmitte Klettham Nord" für sich entschieden. Dort, wo heute noch Autos parken, soll ein Treffpunkt für alle Bewohner des Erdinger Stadtteils entstehen. Noch bis Sonntag, 19. März, sind alle eingereichten Entwürfe auf dem Parkplatz an der Kirche ausgestellt.

Von blühenden Bäumen konnte am Montag Nachmittag keine Rede sein. Kalt pfiff beim Pressetermin der Wind über den Kies-Parkplatz an der evangelischen Erlöserkirche. Dort zeigen mehrere Plakatwände Pläne für die neue Quartiersmitte. Oberbürgermeister Max Gotz steht vor dem Siegerentwurf. "Jetzt haben wir das große Ziel deutlich vor Augen", sagte der OB. Ziel ist, den Bereich um die Erlöserkirche und an der Kreuzung von Friedrich- und Karlstraße zu einem Treffpunkt für den Stadtteil zu machen. Der künftige Quartiersplatz könnte auch für Märkte oder Feste genutzt werden. Die Neugestaltung soll, so eine Pressemitteilung der Stadt, "außerdem einen Beitrag zum Klimaschutz und Klimaanpassung leisten".

Ein Blick in die Zukunft: An der Karlstraße soll ein Klimahain entstehen. (Foto: Visualisierung: Wolfram Gothe)
Oberbürgermeister Max Gotz bei der Pressekonferenz vor dem Siegerentwurf für die neue Quartiersmitte Klettham Nord. (Foto: Renate Schmidt)

"Vom Verkehrsplatz zum Verweilplatz", schreibt das Büro Lex-Kerfers im Erläuterungstext zum Siegerentwurf. Wie das aussehen kann, erklärte am Montag Juryvorsitzender Peter Wich, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner aus München. Er lobte den Siegerentwurf für den "wohltuend neuen Blick". Die Planungen sehen unter anderem vor, den Quartiersplatz durch eine durchlässige Pergola nach Norden und neue Bäume zur Karlstraße hin zu begrenzen. Außerdem ist ein Brunnen geplant, als Sitzmöbel und Wasserspiel zugleich. Es entstünden "schöne, ortstypische Räume".

Rita Lex-Kerfers betonte am Montag vor Ort, die Quartiersmitte brauche "Frequenz und eine gewisse Alltagstauglichkeit". Grundsätzlich präge die denkmalgeschützte Erlöserkirche mit Gemeindezentrum weiterhin diesen Bereich. Alle Bäume sollen so weit möglich erhalten bleiben beziehungsweise verpflanzt werden, heißt es im Erläuterungstext. Baumreihen als grüne Leitlinien, ein Hain aus Zierkirschen und ein Laubengang sollen dem Platz ein neues Gepräge geben. Die Grünfläche an der Karlstraße soll zu einem "Klimahain" werden.

"Die Menschen brauchen einen Platz zum Treffen"

Plätze vor der Kirche und dem Bürgertreff sollen laut Siegerentwurf bepflanzte Grüninseln mit Sitzgelegenheiten erhalten. Ob bei Regenwetter oder bei einem Fest: In beiden Fällen sei die "Atmosphäre angenehm", sagte Rita Lex-Kerfers. Ein Besuch auf dem Areal an einem Sonntagnachmittag sei für sie ein "Schlüsselerlebnis" gewesen, fügte sie hinzu. Draußen seien mehrere Gruppen gestanden. Es war ganz klar: "Die Menschen brauchen einen Platz zum Treffen."

Oberbürgermeister Max Gotz verwies im Beisein von Pfarrer Christoph Kellner von der evangelischen Kirchengemeinde darauf, dass die meisten der überplanten Flächen nicht der Stadt gehören. Hier werden die Kirche und auch die Oberbayerische Heimstätte, die im Quartier zirka 400 Wohnungen betreut, eine große Rolle spielen. Es freue ihn sehr, dass das Projekt "eine Eigendynamik" entwickelt habe, unter anderem auch durch den Quartiersbeirat.

Dem OB gefällt die Zeichnung, bis auf die Krähen

Seit November 2020 gibt es in Klettham-Nord das vom Bund-Länder-Städtebauprogramm "Sozialer Zusammenhalt" geförderte Quartiersmanagement. Es entstanden zahlreiche Projekte, darunter auch die 30 Hochbeete des "Eden für jeden", die von Bewohnern und Bewohnerinnen bepflanzt werden.

Nun muss der Siegerentwurf noch im Stadtrat beraten werden. OB Max Gotz gefielen die Zeichnungen, bis vielleicht auf den Vogelschwarm, der dort zu sehen ist. Das sind Saatkrähen, war Gotz überzeugt. Die Population bereitet seit Jahren Ärger. Auf Details hat das Büro also geachtet.

Ausstellung Entwürfe für den Architektenwettbewerb "Neue Quartiersmitte Klettham Nord", bis Sonntag, 19. März, Parkplatz an der Erlöserkirche

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