Profil Inklusion:Herzog-Tassilo-Realschule setzt ein Zeichen

Der Schwerpunkt liegt auf Kindern mit der Diagnose Autismus. Sie sollen den Abschluss trotz Handicap schaffen

Von Regina Bluhme, Erding

Anfang Oktober hat Ulrich Rummel, der stellvertretende Leiter der Herzog-Tassilo-Realschule (HTR) Erding, einen Termin im bayerischen Kultusministerium. Dort wird die Schule offiziell das Profil Inklusion erhalten. Sie ist eine von nicht mal zwanzig Realschulen in Bayern mit diesem Prädikat. Die Tassilo-Realschule besitzt zudem den Schwerpunkt Autismus. Aktuell besuchen sechs Schüler mit dieser Diagnose den Regelunterricht an der HTR. 2014 wurde das erste Inklusionskind eingeschult. Wer mit Ulrich Rummel spricht, erfährt: Inklusion ist eine Herausforderung, aber auch eine Bereicherung für alle Beteiligten.

Sieben Inklusionskinder besuchen die Herzog-Tassilo-Realschule - ein Kind mit einer Hörbeeinträchtigung, sechs Schüler mit Autismus. Die Schüler haben einen sogenannten sonderpädagogischen Förderbedarf aufgrund ihrer Einschränkungen. Bei Autismus mache sich meist eine Aufmerksamkeits- oder Wahrnehmungsbeeinträchtigung bemerkbar, erklärt Rummel. Manche können Mimik und Gestik nicht deuten, andere sind vom Lärmpegel in der Klasse überfordert. Dann können sie sich mit der Schulbegleitung in ein anderes Zimmer zurückziehen.

Insgesamt gibt es an der HTR vier Schulbegleiter. Sie sorgen dafür, dass die Kinder im Regelunterricht zurechtkommen. Unterstützt wird die Schule auch durch den sogenannten MSD, den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst. In diesem Fall ist es eine Fachkraft vom Förderzentrum Katharina-Fischer-Schule aus Erding, die sowohl Schule als auch Eltern berät. "Außerdem haben wir vier zusätzliche Lehrerstunden erhalten", so Rummel. Noch nehme das Thema Inklusion wenig Raum ein in der Lehrerausbildung, "aber es wird mehr", so Rummel. Die HTR hat sich intern mit einem eigenen pädagogischen Tag zum Thema Inklusion beholfen. Er soll auch heuer wieder stattfinden.

2014 wurde das erste autistische Kind aufgenommen. Von Anfang an seien alle Seiten sehr offen gewesen, betont Rummel. Die Autisten, die die HTR besuchen, haben alle die entsprechenden Noten für den Übertritt an die Realschule, manche sogar für das Gymnasium. Die Schule will den autistischen Kindern die Möglichkeit geben, den Realschulabschluss zu schaffen, trotz ihres Handicaps. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit mit dem Mobilen Dienst, aber auch mit Eltern. Bei der Aufnahme werde zudem Rücksprache mit den Grundschullehrern gehalten. Außerdem werde das Thema Autismus in den jeweiligen Klassen sowohl von der MSD-Fachkraft als auch vom Schulsozialarbeiter "kindgerecht und gut verständlich" thematisiert. Auf Elternabenden werde das Thema ebenfalls aufbereitet.

Im April hatte die Herzog-Tassilo-Realschule das Profil Inklusion beantragt, im August kam die Zusage vom Kultusministerium. Von Oktober an darf sie sich dann offiziell "Schule mit Schulprofil Inklusion" nennen. "Das ist ein Mosaikstein in unserem Gesamtbild", sagt Ulrich Rummel und verweist auf weitere Schwerpunkte der Schule wie zum Beispiel die Unterstützung der Tafel Erding, internationale Patenschaften oder den Arbeitskreis Schule ohne Rassismus. "Wir wollen zeigen, dass wir an einem Strang ziehen, auch mit Kindern, die anders sind." Bislang könne er sagen: "Inklusion ist eine Bereicherung für alle."

Ein Inklusionsprofil haben im Landkreis auch die Grundschule am Grünen Markt, die Mittelschule Taufkirchen und die Grundschule Dorfen. Das heißt nicht, dass an den übrigen Schulen keine Kinder mit Sonderbedarf unterrichtet werden. Die Mädchenrealschule Heilig-Blut in Erding zum Beispiel hat eine Schülerin mit Autismus, wie bei Schulleiter Josef Grundner zu erfahren ist. "Wir haben immer wieder Schüler mit Autismus, je nach Ausprägung mit und ohne Schulbegleitung", sagt Grundner. "Und wir versuchen, die Kinder, so gut es geht, zu integrieren."

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