Pro:Kulap reicht nicht

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Biolandwirt Amade Billesberger steht dem Volksbegehren positiv gegenüber

(Foto: SZ)

Amade Billesberger, besser bekannt als "Mogli" Billesberger, ist ein Biobauer aus Moosinnig. Seit 2007 bewirtschaftet er mehr als 70 Hektar Land ökologisch, hält 440 Hühner sowie fast 120 Schafe und vier Ziegen. Auf seinem Land pflanzt er mehr als 100 verschiedene Gemüsesorten und zwölf bis 14 unterschiedliche Kulturen wie Dinkel oder Buchweizen an.

Er steht dem Volksbegehren positiv gegenüber, ist einer der acht Fachsprecher. In der Tat gebe es den ein oder anderen Punkt unter den Forderungen, der problematisch werden könnte. Damit meint er zum Beispiel das Verbot, die erste Mahd vor dem 15. Juni durchzuführen. Außerdem dürfe man Wiesen nach dem 15. März nicht mehr walzen. "Das ist wetterabhängig. Wenn der März verregnet ist, geht das gar nicht. Aber für Wiesenbrüter ist das natürlich eine Riesenchance."

Diese Punkte seien aber auch schon die einzigen, die problematisch werden könnten. "Existenzgefährdend ist gar kein Aspekt", erklärt er. "Es muss sich etwas ändern, und das müssen Gesetze machen." Das Gegenargument, dass man die Artenvielfalt auch auf freiwilliger Basis fördern könne, sieht Billesberger nicht. Blühflachen und das Kulap-Förderprogramm seien wichtig, er selbst nehme auch daran teil. "Aber die Artenvielfalt geht trotzdem zurück", sagt er. "Es reicht nicht."

Auch der Aspekt, dass der Biomarkt übersättigt werde, wenn das Volksbegehren in Kraft tritt, ist für Billesberger nicht bedrohlich. "Im Supermarkt sind die wenigsten Produkte aus Deutschland." Anstelle von Produkten aus Südamerika wäre also "genug Platz für heimische Produkte", erklärt er. Auch vor zu viel Konkurrenz hat er keine Angst. "Konkurrenz belebt den Markt." Außerdem würde er sich freuen, wenn es mehr Biobauern bei ihm in der Nähe geben würde, mit denen er zusammenarbeiten kann.

Billesbergers Meinung nach müssen Landwirte auch auf das achten, was nicht sofort auf dem Konto steht. "Biodiversität fördert den Ertrag auf lange Sicht. Das sind Investitionen, die man tätigen muss, auf lange Sicht ist das wirtschaftlich." Außerdem habe die derzeitige europäische Agrarpolitik Schuld daran, dass es kleine Bauern immer schwerer haben. Durch finanzielle Förderungen dränge sie Landwirte dazu, immer größer zu werden. Und der Bauernverband, der in Billesbergeses Augen der Hauptgegner des Volksbegehrens ist, arbeite mit der Agrarpolitik zusammen. "Jetzt bombardieren sie mit Gegenargumenten", so der Biobauer.

Er betont allerdings, dass man nicht die ganze Schuld auf die Landwirtschaft abwälzen darf. "Die Verbraucher sind mitgefragt", erklärt er. Es sei falsch zu behaupten, die Bauern seien an allem Schuld. Es handle sich vielmehr um ein Zusammenspiel von Politik, Konsument und Landwirtschaft. "Es würde nicht schaden, andere Ursachen des Artenschwunds mit einzubeziehen. Aber man darf es nicht zu kompliziert machen", so der Biobauer. Würde man jetzt zum Beispiel auch noch den Verkehr mit einbeziehen, würde auch die Autoindustrie mitmischen. Für die Bevölkerung würde das verwirrend und schlecht zu verstehen sein, der Erfolg des Begehrens wäre dann unwahrscheinlich.

© SZ vom 02.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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