Süddeutsche Zeitung

Politik:Bessere Kommunikation

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Marzlings Bürgermeisterkandidaten und Listenführer diskutieren in der voll besetzen Schulaula über einen schnelleren Informationsfluss Richtung Bürger, den möglichen Bau eines neuen Rathauses und sichere Verkehrswege

Von Gudrun Regelein, Marzling

"Quo vadis Marzling?" Diese Frage - oder die Chance, die Marzlinger Bürgermeisterkandidaten und Listenführer aller zur Kommunalwahl angetretenen Parteien und Wählergruppierungen näher kennenlernen zu können - weckte offensichtlich das Interesse sehr vieler, auch junger, Marzlinger. Zumindest war die Aula der Grundschule, in der die vom Pfarrgemeinderat Marzling initiierte Podiumsdiskussion über die Bühne ging, rappelvoll. Die Stühle waren alle besetzt, viele Zuhörer mussten stehen.

"Ich habe nicht mit so vielen Wählern gerechnet", sagte Claudia Pfrang, Direktorin der Stiftung Bildungszentrum Freising, die den Abend moderierte und die Podiumsteilnehmer souverän durch die verschiedenen Fragerunden lotste. Neben den drei Bürgermeisterkandidaten Martin Ernst (CSU und Freie Wähler), Siegfried Kleidorfer (Parteifreie Bürger Marzling) und Thomas Sellmeir (SPD) beteiligten sich Johanna Sticksel (Bündnis 90/Die Grünen) und Martin Ludwig (Freie Unabhängige Wählergemeinschaft) an der Diskussion. Nach einem kurzen Statement der Teilnehmer zur Zukunft der Gemeinde ging es dann darum, die zuvor bereits gesammelten Fragen der Marzlinger Bürgerinnen und Bürger zu beantworten. Diese waren in vier Themenblöcke zusammengefasst: die Ortsentwicklung, Kinder, Jugend und Schule, Umwelt und Verkehr und die Gemeinschaft in der Gemeinde. Zwei Minuten hatte jeder Teilnehmer Zeit, um zu antworten, dazu bekam noch jeder einen Joker für eine zusätzliche Minute.

Bei der Ortsentwicklung ging es zunächst um das derzeit größte Projekt, den Neubau eines Feuerwehrhauses. Bei diesem waren sich alle einig, dass er notwendig ist. Martin Ernst, Zweiter Bürgermeister der Gemeinde, hatte für die Zuhörer dann noch eine Neuigkeit: In wenigen Tagen komme nun endlich die ersehnte Genehmigung vom Landratsamt, "dann gehen die Ausschreibungen sofort raus". Danach kam der im Wahlkampf immer häufiger geäußerte Wunsch nach einem eigenen Rathaus zur Sprache. Derzeit ist das Rathaus angemietet - das aber soll sich nach dem Willen fast aller Teilnehmer verändern. Bis auf Johanna Sticksel plädierten alle für den Bau eines eigenen Rathauses. Sticksel dagegen würde das anders angehen, sie nämlich würde zunächst den Grafen Moy, den Besitzer des Gebäudes, fragen, ob er zu einem Verkauf bereit wäre. Andere Option für sie wäre, das alte Feuerwehrhaus in der Ortsmitte, dass nach Fertigstellung des neuen frei wird, zu nutzen. Dorthin könnte die Verwaltung eventuell auch umziehen, sagte sie. All das müsste aber gemeinsam mit den Bürgern diskutiert und entschieden werden - und nicht alleine vom Gemeinderat beschlossen werden, betonte Sticksel.

Ein innerörtliches Tempolimit und der Marzlinger Fußweg wurden beim Thema Verkehr angesprochen. Eine Beleuchtung des Marzlinger Fußweges wird von vielen seit Längerem gefordert, gerade auch, da viele Jugendliche den Weg nutzen, um nachts wieder mit dem Rad von Freising nach Marzling zu kommen. Es werde wohl bald eine Zusage von der Stadt Freising, über deren Grund ein Teil der Strecke führt, geben, sagte Siegfried Kleidorfer. Das geforderte Tempo 30 für die Isarstraße, die häufig als Rennstrecke genutzt wird, sei dagegen nicht möglich. Eine kürzlich durchgeführte Verkehrsschau hätte ergeben, dass dafür die rechtliche Grundlage fehle, berichtete Ernst.

Bei der Frage nach mehr Transparenz für und Kommunikation mit Bürgern hatten sich alle Podiumsteilnehmer etwas einfallen lassen. Martin Ludwig würde eine Bürgersprechstunde einrichten. Johanna Sticksel schlug eine Erreichbarkeit der zukünftigen Gemeinderäte per E-Mail vor, außerdem möchte sie die Website der Gemeinde ausbauen und aktueller gestalten. Siegfried Kleidorfer dagegen setzt auf die Einrichtung einer Bürger-App. Auch Thomas Sellmeir forderte einen schnelleren und transparenteren Informationsfluss - die Bürger müssten innerhalb von 24 Stunden Neuigkeiten erfahren. Eine ständig aktualisierte Website, ein Bürgertelefon und eine Marzling-App sollen das ermöglichen. Martin Ernst hätte gerne ein digitales Rathaus, zudem möchte auch er eine Bürgersprechstunde anbieten - für Berufstätige abends.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2020
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