Poing:Genauer hinhören

Wer ein neues Haus bauen will, muss vieles beachten. Neben der Finanzierung und einem Planungskonzept sind das auch häufig Dinge, an die man vielleicht im ersten Moment überhaupt nicht denkt. So wie etwa, dass unter Umständen ein Immissionsgutachten vorgelegt werden muss. Genau ein solches hat in einem Streitfall zwischen Nachbarn in Angelbrechting aber gefehlt, weshalb die neunte Kammer des Verwaltungsgerichts München in dieser Sache zu keiner Entscheidung gekommen ist.

Aber von Anfang an: Die Dorfstraße in Angelbrechting ist zwar nur eine kleinere Seitenstraße, trotzdem herrscht dort reger Durchgangsverkehr. Viele landwirtschaftliche Betriebe und auch ein Bauunternehmen sind dort angesiedelt. Hier steht auch ein ehemaliger Kuhstall, der inzwischen als Lagerhalle genutzt wird. Das soll sich aber bald ändern, denn die Besitzerin möchte das marode Gebäude abreißen und stattdessen ein Mehrfamilienhaus bauen. Dafür hat sie auch bereits einen Vorbescheid bei der Gemeinde Poing eingereicht. Direkt an das Grundstück grenzt ein Bauernhof; die Zwischenfläche hin zu zur Lagerhalle stellen die benachbarten Landwirte einer Hundeschule zur Verfügung.

Der Bauernhof und die Hundeschule, das sind auch die beiden Knackpunkte, warum das Bauvorhaben der Klägerin nun ins Stocken geraten ist und sich das Verwaltungsgericht mit dem Fall beschäftigen muss. Beim Vorbescheid wurden vonseiten des Landkreises Bedenken bezüglich des Lärmschutzes geäußert. Wie die Vorsitzende Verwaltungsrichterin Cornelia Dürig-Friedl beim Ortstermin allerdings feststellte, wurde für das Grundstück nie ein Lärmschutzgutachten angefertigt. Vieles spricht hier für ein Versäumnis des Landkreises. "Wenn bei einer Fläche eine Bebaubarkeit gegeben ist, dann muss auch die Immission gemessen werden", erklärt Dürig-Friedl in Richtung von Anna Wastlhuber, der Sachbearbeiterin für Immissionsschutz am Landratsamt. Genau das sei hier aber nicht passiert. Leidtragende ist in dem Fall die Grundstücksbesitzerin. Denn bevor die Lärmfrage nicht geklärt ist, bekommt sie keine Baugenehmigung.

Bis soweit ist, wird sich hier in Angelbrechting erst mal nichts ändern. Oder wie Richterin Dürig-Friedl es abschließend ausdrückt: "Alles auf Anfang."

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