Podiumsdiskussion in Erding:Dem Gewerbe geht es gut

Wie geht es weiter mit der Logistikhalle, wird der Semptpark zum Bürostandort und gibt es in der Altstadt zu viele Brillen- und Handyläden? Bei den Gewerbetagen wurde am Sonntag diskutiert

Von Mathias Weber, Erding

Das Thema beschäftigt die Erdinger Bürgerschaft sehr, und daher wäre es auch eine Überraschung gegeben, wäre bei den Gewerbetagen am vergangenen Wochenende in der Innenstadt nicht auch das geplanten Gewerbegebiet an der Sigwolfstraße im Westen der Stadt zur Sprache gekommen. Dort ist bekanntlich neben einem Handwerkerhof für Erdinger Unternehmen eine Logistikhalle von 80 000 Quadratmeter Fläche geplant. Bei einem Podiumsgespräch am Sonntagmittag im Festzelt am Schrannenplatz wurde zwar viel über dieses Projekt gesprochen - aber nicht nur. Die Vertreter der Erdinger Gewerbe-Interessensgemeinschaften sowie Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) diskutierten auch den Gegensatz Innenstadt-Gewerbegebiete und wie es mit dem Semptpark in Aufhausen weitergeht.

Podiumsdiskussion in Erding: Spitze Giebel, spitze Dächer: Zum ersten Mal präsentierten sich die Gewerbetage in der Altstadt.

Spitze Giebel, spitze Dächer: Zum ersten Mal präsentierten sich die Gewerbetage in der Altstadt.

(Foto: Renate Schmidt)

Viele Zuhörer dürften allerdings insbesondere die Neuigkeiten zu Gewerbehalle interessiert haben. Die waren allerdings wohl dosiert: Den Vertreter der Gewerbegebiete machten die Planungen zumindest keine Angst. Dirk Urland, der Vorsitzende des Gewerbevereins, sagte, dass dort kein zweites Erding-West entstehen werde. Wolfgang Kraus von der Interessensgemeinschaft der Einzelhändler Ardeo will zumindest nicht, dass in der Peripherie ein innenstadtrelevantes Sortiment angeboten wird. Und Harald Irl von der Aktionsgemeinschaft Semptpark Erding Süd befürchtet sowieso keine Konkurrenz; er ließ durchblicken, dass sich der Semptpark in Aufhausen in Zukunft noch weiter weg vom Gewerbe orientieren könnte, in Richtung Bürostandort. In diesem Zusammenhang sagte er auch, dass die mittlerweile 50 Jahre alte ehemalige Expert-Halle "am Ende ihres Lebenszyklus angekommen" sei. Was an ihrer Stelle entstehen könnte, sei aber offen.

Podiumsdiskussion in Erding: Will die Menschen, die sonntags in der Innenstadt bummeln, auch wieder in die Gewerbegebiete locken: Wolfgang Irl vom Semptpark.

Will die Menschen, die sonntags in der Innenstadt bummeln, auch wieder in die Gewerbegebiete locken: Wolfgang Irl vom Semptpark.

(Foto: Renate Schmidt)

Auch Oberbürgermeister Gotz ließ sich beim Podiumsgespräch keine Geheimnisse zum geplanten Gewerbegebiet entlocken - "es gibt auch keine", sagte er. Einige Appelle richtete er aber an die Verantwortlichen. So ermahnte er den Investor des Gebietes, die VIB Vermögen AG, am kommenden Dienstag "wesentlich Griffigeres" vorzulegen, als das, was bisher geplant sei. Denn dann soll dem Stadtrat bei seiner Sitzung um 17.45 Uhr der Plan für das Gebiet vorgestellt werden. Außerdem forderte der OB, sich nicht von den Namen großer Unternehmen blenden zu lassen, die möglicherweise in der Gewerbe- und Logistikhalle unterkommen könnten; im Gespräch sind Ikea und BMW. Es gehe nicht um die Firmen, so Gotz, sondern darum, welche Gewerbearten in der Halle erlaubt sein werden - und das entscheide die Politik. "Realität statt Emotionalität", forderte er. Die brauche es eben in der Diskussion, die er grundsätzlich für hilfreich und richtig halte. Einen Seitenhieb auf die Kritiker des Projektes - auch im Stadtrat - konnte sich Gotz aber nicht verkneifen. Mit Blick auf die Freien Wähler schüttelte er den Kopf darüber, dass "manche" an einem Tag Beschlüsse für das Gewerbegebiet mitgehen, am nächsten Tag aber Leserbriefe gegen das Projekt schreiben. Gotz erinnerte zudem daran, dass es in den 80er-Jahren "genau die gleiche Diskussion gab", als es darum ging, ob sich Amadeus in Aufhausen ansiedeln sollte. Auch die Kritik an der Halle, die in den sozialen Netzwerken artikuliert wird, lässt Gotz kalt: "Wer sich an den modernen Medien orientiert, der wird es nicht weit bringen."

Podiumsdiskussion in Erding: Stellte sich am Sonntag der Diskussion: der Ardeo-Vorsitzende Wolfgang Kraus.

Stellte sich am Sonntag der Diskussion: der Ardeo-Vorsitzende Wolfgang Kraus.

(Foto: Renate Schmidt)

Grundsätzlich einig waren sich die Diskutanten am Sonntag aber darin, dass es dem Gewerbe in Erding gut geht. Besonders im Bereich der Lebensmittelversorgung sei der Markt gesättigt, und was die Frage nach zusätzlichen Flächen für bereits bestehende Betriebe angeht, setzt man viele Hoffnung auf den Gewerbeplan 2030, in dessen Rahmen genau solche Fragen diskutiert werden sollen. Auch was die Innenstadt angeht, zeigte man sich fast zufrieden. OB Gotz trat der Kritik an dem geplanten Verwaltungsbau des Rathauses an der Landshuter Straße entgegen; er geht fest davon aus, dass dieser Publikumsverkehr der Innenstadt sehr gut tun werde. Auch sagte er leise, dass man am Branchenmix in der Altstadt arbeiten müsse. Wolfgang Kraus von Ardeo hat hingegen eher kein Problem damit, dass die Innenstadt, wie es immer wieder zugespitzt formuliert wird, "aus Brillen- und Handyläden" besteht. Denn offensichtlich gebe es für beides eine Nachfrage, und früher habe man sich eben über "Reisebüros und Banken" geärgert. Kraus kündigte an, dass die Innenstadthändler einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag während des Altstadtfestes beantragen wollen, Harald Irl vom Semptpark sagte, dass diese Sonntage, die nur noch in der Innenstadt stattfinden, den Gewerbegebieten abgingen. "Das müssen wir anders kompensieren."

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