Wer spannende Pferderennen und verrückte Hutkreationen liebt, muss nicht bis ins englische Ascot reisen. Beim traditionellen Erdinger Herbstfestrennen können die Gäste ebenfalls kreativ gestaltete Hüte und rasante Rennen bestaunen. Am vergangenen Samstag wetteiferten zwischen Volksfestplatz und Langengeisling wieder Reiter und Reiterinnen auf Ponys, Kaltblütern oder Fjordpferden sowie Trabergespanne um den Sieg – dieses Jahr mit ein paar Schreckmomenten.
Bereits eine ganze Weile vor dem ersten Rennen um 13 Uhr waren Zuschauer und Zuschauerinnen, fast alle in Lederhose und Dirndl, zur Strecke hinter dem Herbstfestgelände gekommen. Die Sonne knallte vom Himmel, manche hatten es sich bereits mit Campingtisch und -stühlen im Schatten bequem gemacht. Die Besucher waren bestens versorgt mit kalten Getränken, Kaffee oder Kuchen und sie säumten bald die Abzäunung an der circa 1600 Meter langen Rennbahn.
Der erste Lauf startete mit dem Rennen für schwere Pferde und Kaltblüter, gewaltige Tiere, bei denen der Schlesier Pauli mit Dominik Schick als erster durchs Ziel kam. Es folgte der erste der beiden Vorläufe der Traber. Es staubte, Hufe trampelten, die Gespanne zogen in irrem Tempo vorbei, angefeuert von lauten Zurufen des begeisterten Publikums – richtiges Rennbahn-Feeling eben.
Die Zuschauer und Zuschauerinnen erlebten spannende Haflinger- und Fjordrennen, ein Rennen aller Rassen, mehrere Ponyrennen. Bei den Minitrabern gingen unter großem Applaus und Anfeuerungsrufen durchs Publikum Mädchen und ein Junge an den Start. Es siegte Katharina Brunner mit dem Shetty Ramon.
In Erding sind Freizeitfahrer und bei den Trabern auch lizenzierte Amateurfahrer am Start. Zu Beginn des Rennens hatten Josef Ehrenthaler jun. , Vorsitzender vom Veranstalter Rennverein Erding, und Rennleiter Hermann Wimmer vom Hauptverband für Traberzucht allen ein faires Rennen und einen unfallfreien Verlauf gewünscht. Leider war die Rennleitung mehrfach gefordert. Einzelne Reiter und Reiterinnen beschwerten sich über unerlaubte Abkürzungen von Mitstreitern. Und es kam zu einem schweren Sturz.
Ein Pferd brach mitten im Lauf aus und rannte gegen die Absperrung, die sich zum Glück auf der gegenüberliegenden Seite der Zuschauer befand. Pferd und Reiterin stürzten. Das Sanitäter- und Ärzteteam war gleich zur Stelle. Nach etwa einer halben Stunde Pause konnte Moderator Markus Dinzinger Entwarnung geben: Die Verletzungen der Reiterin seien zum Glück nicht schwerwiegend. Sie wurde sicherheitshalber zur Kontrolle ins Krankenhaus gefahren.
Bereits zuvor war ein weiteres Pferd an derselben Stelle am Zaun ausgebrochen, Reiterin und Pferd blieben unverletzt. Für Aufsehen sorgte ein Zwischenfall beim Rennen aller Klassen. Ein Reiter fiel vom Pferd (und blieb zum Glück ebenfalls unverletzt), während das Tier einfach weiterlief, alleine auf der Bahn Runde um Runde galoppierte und nicht aufzuhalten war. Fast sah es so aus, als gefiele ihm der Soloauftritt mit dem leeren Sattel. Irgendwann verlangsamte das Pferd von Galopp in Trab und ließ sich von mehreren Helfern stoppen.
Im Entscheidungslauf um den Großen Preis der Stadt Erding ging der Sieg an Maximilian Frick mit dem Pferd Karl Schermer. Oberbürgermeister Max Gotz überreichte dem Fahrer persönlich den Siegerpokal. Diskussionen entzündeten sich jedoch bei den hinteren Platzierungen. Wie es sich um die Plätze drei und vier beim Großen Preis verhält, darüber müsse wegen„möglicher unerlaubter Vorteilnahme“, so Dinzinger kurz nach Ende des Rennens, nochmals gesprochen werden.
Keine Debatte gab es bei der traditionellen Hutprämierung im Programm des Herbstfestrennens, die stets zur Hälfte des Rennens stattfindet. Nach einem Schaulauf der rund 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf der Rennstrecke verkündete Vroni Brenninger die Entscheidung der Jury. Bei den Kindern machten Manuel und Louisa Auer das Rennen. Sie zeigten, dass sich Playmobilpferde und -Traktoren wunderbar als Hutdeko eignen.
Bei den Herren siegte Moritz Bring mit seinem Motto „Frischer Fitz“ (genauso). Der passionierte Hobbyangler präsentierte stolz einen Fischer aus Pappmaché mit Mini-Angel und winzigen Fischködern. Dazu passend trug seine Partnerin Lilo Hecht den gleichnamigen Fisch auf ihrem Kopf.
In der Damen-Kategorie Ensemble siegte Sara Rossa mit „Erding Schwarz-Weiß“: Sie trug die Stadtsilhouette auf dem Kopf. In der Kategorie Kreativität ging der erste Preis an Monika Lößl und ihr Hut-Kunstwerk „Kinder der Stadt Erding“. Die Leiterin eines Erdinger Kindergartens hatte als Motiv den Kindertag mit Luftballonwettbewerb ausgesucht. „Ich finde, die Stadt Erding macht so viel für die Kinder, das will ich zeigen. Hier können Familien gut leben“, sagte Lößl. Sie freute sich riesig über den Sieg, nur der hohe Aufbau mit Luftballon und den weißen Wolken erwies sich als wenig stabil. „Ich hätte doch Bauschaum verwenden sollen.“ Vielleicht im nächsten Jahr.