Pfarrer haben viel zu tun:Stress in der staden Zeiten

Die Planung der Christmetten an Heiligabend macht in vielen Pfarrverbänden einige Arbeit, da es in der Regel mehr Kirchen als Geistliche gibt. Manchmal können Seelsorger in Ruhestand in die Lücken springen

Von Gerhard Wilhelm, Landkreis

Wenn die Kirchenglocken erschallen, die Lieder in der Christmette in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember angestimmt und Predigten gehalten werden, dann fällt vielen Seelsorgern im Landkreis wohl eine große Last von den Schultern, denn fast alle Pfarrverbände haben das gleiche Problem: Es gibt mehr Kirchen als Pfarrer, und in nicht jeder kann an Heiligabend ein Gottesdienst abgehalten werden. Nur durch viel Planung kann ein großer Teil der Gläubigen in seiner Kirche am Ort Weihnachten feiern.

"Krank werden darf keiner", sagt Pfarradministrator Philipp Kielbassa vom Pfarrverband Erdinger Moos. Er hat das Problem, das die vier Pfarreien Aufkirchen/Notzing, Schwaig, Niederding/Oberding und Eitting/Reisen mit zusammen rund 4700 Gläubigen relativ gleich groß sind. "Wenn man einen großen Hauptort hat, dann kann man eher damit argumentieren, warum dort die Christmette stattfindet. Wir haben deshalb ein roulierendes System." In den acht Kirchen werden in diesem Jahr vier Metten abgehalten, zwei von ihm selber als jüngsten Seelsorger, zwei von älteren Kollegen. Pfarrer Kielbassa ist um 21 Uhr in Sankt Korbinian in Schwaig und um 22.15 Uhr in Sankt Georg in Oberding. Pater Christian Kummer wird die Christmette in Sankt Martin in Niederding abhalten, Geistlicher Rat Josef Schmid ist in Sankt Johann Baptist Aufkirchen. Dazu kommen noch einige Kinderkrippenfeiern, die aber ehrenamtliche Kräfte übernehmen. "Der größte Stress ist die Planung. Es gibt immer jemanden, dem man erst erklären muss, warum in seiner Kirche heuer keine Christmette ist, sondern vielleicht erst im nächsten Jahr."

Pfarrer haben viel zu tun: Weihnachten ist das Fest der Geburt Christi. In den Krippen - wie hier von Heinz Neugebauer - wird eine Schilderung aus dem Lukasevangelium gezeigt.

Weihnachten ist das Fest der Geburt Christi. In den Krippen - wie hier von Heinz Neugebauer - wird eine Schilderung aus dem Lukasevangelium gezeigt.

(Foto: Christian Endt)

"In den letzten Jahren habe ich drei Christmetten nacheinander gehalten, aber das geht auf Dauer nicht, sonst wird man zur Messmaschine", sagt vom Pfarrverband Wartenberg Pfarrer Gregor Bartkowski. In diesem Jahr hat er zwei Aushilfen: Pfarrer Richard Greul und Pfarrer Johann Eschbaumer aus Dorfen, der eigentlich im Ruhestand ist. "Natürlich ist auch bei uns eine gute Planung unerlässlich. Zudem habe ich im Pfarrverband ein gutes Team", sagt Bartkowski. Eschbaumer wird ihn um 18 Uhr in der Zustorfer Kirche vertreten, Greul um 22 Uhr in Berglern. Im Pfarrverband sind vier Kirchen zu betreuen mit rund 6200 Gläubigen.

"Luft ist in der Planung nicht drin", sagt Verbandsleiter Pfarrer Christoph Stürzer vom Pfarrverband Maria Tading mit rund 6600 Katholiken. Aber er komme mit seinem Team gut über Weihnachten. Zweimal muss aber auch er einen Gottesdienst abhalten. In den vier Hauptkirchen in Buch am Buchrain (23 Uhr), Forstern-Tading (23 Uhr), Hohenlinden (21 Uhr) und Pastetten (21 Uhr) werden Christmetten stattfinden. Außerdem ein festlicher Gottesdienst zum Heiligen Abend um 16 Uhr in Reithofen und am Sonntag, 25. Dezember, aber erst im Fendsbacher Hof, ein Betreuungszentrum für Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, ein Weihnachtsgottesdienst. Früher habe man noch auf Unterstützung aus Klöstern oder durch Jungpfarrer hoffen können. "Aber in den Klöstern werden sie auch nicht jünger, und so viele Jungpfarrer gibt es nicht mehr", sagt Pfarrer Stürzer.

Pfarrer haben viel zu tun: Der Altar in der Kirche Sankt Johannes in Erding zur Weihnachtszeit.

Der Altar in der Kirche Sankt Johannes in Erding zur Weihnachtszeit.

(Foto: Wil/oh)

In einer besseren Lage ist Pater Janusz Gadek vom Pfarrverband Dorfen mit den beiden Pfarreien Dorfen und Oberdorfen. Zwar gibt es in den beiden Bereichen insgesamt 17 Gotteshäuser, aber Christmetten wird es nur in den beiden Hauptkirchen geben. Um 22 Uhr jeweils in den Pfarrkirche Dorfen und Oberdorfen. Zudem findet um 21 Uhr eine Christmette in der Klosterkirche Algasing statt. Unterstützung erhält Pater Janusz Gadek vom Pfarrer im Ruhestand Konrad Mühlbauer und dem Geistlichen Rat Johann Wieser.

Pfarrer Jacek Jamiolkowski vom Pfarrverband Holzland hat fünf Kirchen und etwa 4100 Gläubige zu betreuen - und ist als einer der wenigen nicht im Stress: "Wir sind gesegnet, wir haben genügend Personal und können deshalb alle Christmetten schaffen", sagt Pfarrer Jamiolkowski. Dennoch müssen er und Pater Edward Lipiec sowie Pastoralreferent Toni Emehrer jeweils zweimal Gottesdienste abhalten. "Wir können uns nicht beklagen, aber ich weiß, dass es Kollegen gibt, die da mehr im Stress sind." Den Auftakt macht um 16 Uhr die Seniorenchristmette in der Pfarrkirche Schröding-St. Nikolaus. Es folgen um 20.30 Uhr Christmetten in den Pfarrkirchen Burgharting-St. Vitus und Hohenpolding-Mariä Heimsuchung sowie um 22.30 Uhr in den Kirchen Inning-St. Stephanus Protom und Steinkirchen-St. Johann Baptist und eine Wort-Gottes-Feier in der Pfarrkirche Schröding-St. Nikolaus.

Zahlenmäßig der größte Pfarrverband ist Erding-Langengeisling mit etwa 8580 Gläubigen. Aber auch dort ist in diesem Jahr die Situation entspannt. "Aber das wird nicht so bleiben, da bin ich mir sicher", sagt Pfarrverbandsleiter Pfarrer Martin Garmaier. "Wir sind heuer zu dritt, deshalb sind die Christmetten zu schaffen. Aber ich kenne die Situation an Weihnachten auch anders, da sind wir in diesem Jahr schon eine Ausnahme. Nächstes Jahr wird es wohl auch bei uns stressiger." Um 16 Uhr findet eine Kindermette mit Gemeindereferentin Veronika Ostermeier und dem Krippenspiel des Bambinichores in St. Johannes Erding statt, um 23 Uhr wird dort die Christmette mit Pater Vincent Kumar abgehalten. In St. Martin Langengeisling wird Pfarrer Garmaier die Christmette um 22 Uhr zelebrieren.

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