Landkreis Erding:Kampf um Personal an den Kliniken

Landkreis Erding: Auch am Klinikum Erding hat der Personalmangel Auswirkungen. Die 2022 angestrebte Personalstärke wurde bei Weitem nicht erreicht.

Auch am Klinikum Erding hat der Personalmangel Auswirkungen. Die 2022 angestrebte Personalstärke wurde bei Weitem nicht erreicht.

(Foto: Stephan Görlich)

Krankenhausdirektor Dirk Last spricht von "gegenseitiger Kannibalisierung". Die 2022 angestrebte Stellenzahl konnte nicht erreicht werden. Corona-Erkrankungen verschärfen die Not auf einzelnen Stationen.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Mit deutlichen Worten schlägt der Berufsverband für Pflegeberufe wegen des akuten Personalmangels in der Branche Alarm. Bundesweit fehlten derzeit Hunderttausende Fachkräfte. Die Corona-Pandemie hat die Situation an den Kliniken noch weiter verschärft - auch am Klinikum Erding. "Mit der Herausforderung Personalknappheit haben wir schon länger zu kämpfen. In der Corona-Pandemie kamen zudem die personellen Ausfällen wegen Covid-19", sagte jüngst Krankenhausdirektor Dirk Last. Inzwischen gebe es unter den Kliniken eine "gegenseitige Kannibalisierung", um zu Personal zu kommen. In einigen Fällen würden Kliniken sogar mehrere Tausend Euro als "Prämie" zahlen.

2015 seien am Klinikum Erding insgesamt 627,30 Vollzeitkräfte beschäftigt gewesen, sagte Bayerstorfer. 2021 seien es dann schon 760,75 Stellen gewesen, was eine deutliche Steigerung um über 130 Vollzeitstellen in nur sechs Jahren bedeute. 2022 hatte man eine weitere Steigerung auf insgesamt 792,75 Vollzeitkräfte im Klinikum geplant. Doch das Ziel wurde wegen des allgemeinen Personalmangels bis Jahresende nicht erreicht. "Wir sind im Schnitt rund 40 Vollzeitkräfte darunter", teilt Markus Hautmann, Pressesprecher am Landratsamt Erding, mit. Die Unterbesetzung ziehe sich durch alle Bereiche des Klinikums, so Hautmann. Die deutlichsten Zuwächse fanden trotzdem in der Pflege stattfindet. 187,66 waren es im Jahr 2015. Heuer hätten es 272,0 Vollzeitkräfte werden sollen. Inzwischen arbeiten laut Klinikum 92,2 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege am Patienten.

Das Fazit des Krankenhausdirektors: Obwohl man es trotz Mangels geschafft habe, mehr Pflegepersonal in den vergangenen Jahren ans Klinikum zu binden, "würden wir gerne noch viel mehr aufstocken". Aber es gebe das benötigte Personal eben nicht. Man sehe sich deshalb auch um, wie man das Haus noch attraktiver machen könne für neue, aber auch vorhandene Mitarbeiter, damit sie bleiben. Unter anderem durch Weiterbildungsmöglichkeiten.

Der Direktor lobt das gegenseitige Aushelfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Den Fachkräftemangel geben es zwar überall, aber im Klinikum herrschten andere Regeln, wenn jemand Corona-positiv sei. In anderen Bereichen in der Wirtschaft könne man inzwischen trotzdem am Arbeitsplatz erscheinen, nicht aber im Krankenhaus, wenn es um die Gesundheit von Patienten gehe. Gefühlt liege man bei den Ausfällen unter dem deutschlandweiten Ausfallschnitt, dennoch habe es Tage gegeben, an denen man einzelne Leistungen nicht mehr anbieten habe können. Die Besetzung der Abteilungen und der Hauswirtschaft sieben Tage in der Woche sei eine Herausforderung, sagte der Krankenhausdirektor. In dem Zusammenhang lobte Last den Zusammenhalt und das gegenseitige Aushelfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aber nicht nur wegen Krankheit müssen Leistungen ausfallen, auch die Nachfrage kann nicht gedeckt werden wegen Personalmangels. Zum Beispiel im Bereich der Geriatrie. "Wir können derzeit nicht alle Begehrlichkeiten zur geriatrischen Akutversorgung abdecken", sagt Dirk Last. Das Projekt sei im April sehr gut angelaufen, aber konfrontiert mit der ständigen Herausforderung, genügend Pflegekräfte zur Versorgung der geriatrischen Patienten zu haben. In einer Normalstation dürfen laut dem Direktor nicht mehr als zehn Patienten einer Pflegekraft zugeordnet sein. Bei einer Station mit 31 Patienten bedeute dies, dass man mindestens vier examinierte Kräfte benötige. Auch dort würde man gerne das Personal ausbauen. Was nicht gehe wegen des Mangels.

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