21 Parteien bewerben sich um Stimmen:Klare Favoriten

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In Freising kommen Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen problemlos zur Wahlurne, um ihre Stimme abzugeben. (Foto: Marco Einfeldt)

Am Sonntag dürfen 99 000 Erdinger den Deutschen Bundestag mitwählen. Von den acht Direktkandidaten des Wahlkreises kommen drei aus dem Landkreis. Favorit ist aber Andreas Lenz (CSU) aus Frauenneuharting

Von Max Ferstl, Erding

Am Sonntag wählen die Deutschen den 19. Bundestag. Unter den 61,5 Millionen Wahlberechtigten sind gut 99 000 aus dem Landkreis Erding. Dieser bildet zusammen mit Ebersberg (knapp 99 000 Wahlberechtigte) den Wahlkreis Erding-Ebersberg. Acht Direktkandidaten bewerben sich um die Erststimme, um per Direktmandat in den Bundestag einzuziehen. Außerdem hoffen 21 Parteien auf die wichtigere Zweitstimme, die über die Mehrheitsverhältnisse im Parlament entscheidet.

Das Direktmandat wird wahrscheinlich CSU-Kandidat Andreas Lenz gewinnen. Lenz, 36, hatte sich vor vier Jahren mit großem Vorsprung gegen den Zweitplatzierten Ewald Schurer (SPD) durchgesetzt. Damals bestand für ihn die größere Herausforderung darin, sich vor der Wahl parteiintern zu behaupten. Diesmal kürten die Delegierten Lenz einstimmig zum Kandidaten. Aber auch Schurer dürfte sicher im nächsten Bundestag sitzen. Der 63-Jährige ist auf Position fünf der bayerischen SPD-Landesliste.

Beide Abgeordneten kommen aus dem Landkreis Ebersberg, Lenz aus Frauenneuharting, Schurer aus Ebersberg. Das gilt für die Mehrheit der Direktkandidaten. Verglichen mit 2013 jedoch hat sich das Verhältnis etwas ausgeglichen. Damals trat mit Raphael Bablick (Freie Wähler) nur ein einziger Erdinger Kandidat an. Dieses Mal sind es derer drei: Anna-Maria Lanzinger (Grüne, Listenplatz 17), Christina Treffler (ÖDP, Listenplatz 10) und Andreas Zimmer (BP, Listenplatz 33).

Als favorisierte Partei geht die CSU in den Wahlsonntag. Die Christsozialen haben den Wahlkreis seit seiner Gründung 2005 stets souverän gewonnen, zuletzt 2013 mit 51,05 Prozent deutlich vor SPD (16,59) und Grünen (8,82). In Bezirken wie Hohenpolding oder Inning am Holz bekam die CSU sogar über 60 Prozent der Stimmen.

Die jüngsten Umfrage legen nahe, dass nach dem Wahlsonntag vor allem zwei Regierungsoptionen realistisch sind: weiterhin eine großen Koalition aus Union und SPD - vermutlich das einzige Bündnis, bei dem zwei Parteien eine Mehrheit stellen könnten. Ansonsten wären dafür drei Parteien nötig. Dabei gilt die sogenannte Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP als wahrscheinlichste Variante.

Die Liberalen wollen nach vier Jahren in den Bundestag zurückkehren. Damals war man an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Wie überall im Land verlor die FDP auch im Wahlkreis Erding-Ebersberg dramatisch, rutschte von 15,92 Prozent im Jahr 2009 ab auf 5,13 Prozent. Unter Parteichef Christian Lindner wollen die Liberalen nun drittstärkste Kraft werden, ebenso wie die Grünen und die AfD, der die Umfragen derzeit die besten Chancen einräumen. Vor vier Jahren hatte die Partei, die damals vor allem Euro-kritische Positionen vertrat, den Einzug in den Bundestag knapp verpasst. Im Wahlkreis Erding-Ebersberg kam die AfD auf 5,15 Prozent (5,32 im Landkreis Erding). Diesmal wird sie höchstwahrscheinlich in den Bundestag einziehen.

Wie stark die AfD am Wahltag tatsächlich abschneidet, hängt nach Meinung vieler Experten von der Wahlbeteiligung ab. Je weniger Menschen wählen gehen, so die Theorie, desto eher profitiert die AfD. Deshalb riefen Politiker der Konkurrenz in den vergangenen Tagen die Menschen vermehrt dazu auf, ihre Stimme abzugeben. Vor vier Jahren wählten 71,5 Prozent der Berechtigten und damit nur etwas mehr als beim historischen Tief 2009. Der Wahlkreis Erding-Ebersberg lag damals über dem Bundesschnitt (75,3), wobei die Ebersberger (77,15) wahlfreudiger waren als die Erdinger (73,48).

Zugenommen hat unterdessen die Zahl derer, die per Briefwahl abstimmen. Zumindest wenn man die Stadt Erding als Referenzwert nimmt. Von gut 25 500 Wahlberechtigten haben 8 300 (Stand: Freitagmittag) die Unterlagen beantragt. Vor vier Jahren waren es nur 6500, auch wenn die Anzahl der Wahlberechtigten seitdem leicht angestiegen ist. "Es gibt eine klare Steigerung", sagt Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt Erding.

Die Wahllokale öffnen am Sonntag um 8 Uhr und schließen um 18 Uhr.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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