Trassendiskussion in Ottenhofen:Unter Hochspannung

Trassendiskussion in Ottenhofen: Die bestehende Stromtrasse soll durch einen Neubau ersetzt werden. Hier ein Archivbild aus Ottenhofen auf Höhe Pferdehof Steiler.

Die bestehende Stromtrasse soll durch einen Neubau ersetzt werden. Hier ein Archivbild aus Ottenhofen auf Höhe Pferdehof Steiler.

(Foto: Renate Schmidt)

In Ottenhofen gibt es Widerstand gegen Pläne von Netzbetreiber Tennet. Das Unternehmen plant den Ersatzneubau der Stromleitung. Doch die Strecke führt sehr nahe an einigen Wohnhäusern vorbei. Zu nahe, sagt eine Bürgerinitiative und kämpft für eine alternative Trasse.

Von Regina Bluhme, Ottenhofen

In Ottenhofen hängt an der öffentlichen Anschlagtafel gleich neben der Ankündigung vom Sommerfest ein großes Plakat. Das Luftbild hat eine örtliche Bürgerinitiative angebracht, und es zeigt zwei blaue Trassen: die Streckenvarianten 4a und 4b für den Ersatzneubau der 380 Kilovolt-Stromleitung im Gemeindegebiet. Für beide Strecken hat die Regierung von Oberbayern grünes Licht gegeben. Die BI kämpft für 4b, Netzbetreiber Tennet favorisiert 4a. Das Unternehmen bereitet gerade die Planfeststellung vor, Ende 2023 soll es ins Verfahren gehen. Insgesamt erstreckt sich die Planung auf 50 Kilometer, es geht dabei durch die Landkreise Dachau und Freising. Auch dort wurde eine Bürgerinitiative aktiv.

Johann Auerweck ist Sprecher der BI "Starkstromleitung ja, aber mit Abstand zu Ottenhofen und Neuching/Lausbach". Er ist einer von besonders betroffenen zwölf Anwesen, denen die von Tennet geplante Trasse sehr nahe kommt. Nur 44 Meter würde die Starkstromleitung an seinem Wohngebäude vorbeilaufen, betont Auerweck. An einem anderen Wohnhaus betrage der Abstand sogar nur 30 Meter. Wegen der Nähe zur St2580/Flughafentangente Ost könnte auch nicht weiter abgerückt werden. "Wir sind gefangen."

Trassendiskussion in Ottenhofen: Die neue Stromtrasse stößt in Ottenhofen auf Widerstand einer Bürgerinitiative.

Die neue Stromtrasse stößt in Ottenhofen auf Widerstand einer Bürgerinitiative.

(Foto: Renate Schmidt)
Trassendiskussion in Ottenhofen: Ein Archivbild von der bestehenden Leitung bei Ottenhofen, die ersetzt werden soll.

Ein Archivbild von der bestehenden Leitung bei Ottenhofen, die ersetzt werden soll.

(Foto: Renate Schmidt)

Auerweck und seine Mitstreiter fürchten um ihre Gesundheit. Die Alternativvariante "Finsinger Holz" der BI führe in größerem Abstand an den Anwesen vorbei und hätte auch noch weitere Vorteile gegenüber Variante St2580: Sie sei kürzer und damit verringere sich auch der Flächenverbrauch. Zugleich würde Platz geschaffen für eine Vergrößerung des Ottenhofener Bannwalds: Drei Grundstückbesitzer haben dazu laut Auerweck eine verbindliche Vereinbarung getroffen, ihr Grundstück in "Wald" umzuwidmen und entsprechend zu bepflanzen.

Das Raumordnungsverfahren ist bereits abgeschlossen. Die Regierung von Oberbayern hält beide Trassen für "raumverträglich". Für das Planfeststellungsverfahren werden die Pläne nun bis ins Detail ausgearbeitet, Tennet plant, die Unterlagen spätestens Ende 2023 bei der Regierung einzureichen. Träger öffentlicher Belange und Privatpersonen können dann erneut Einwendungen vorbringen. Ottenhofen werde die BI unterstützen, erklärt Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD). Ihr Amtskollege Max Kressirer (WGE) aus Finsing wiederum ist von der BI-Alternativstrecke, die über Finsinger Grund führen soll, nicht begeistert.

Im Landkreis Freising waren für die Gemeindebereich von Eching und Haimhausen, Nachbarlandkreis Dachau zwei Varianten vorgeschlagen: Haimhausen Nord und Haimhausen Süd. Eine Haimhauser Bürgerinitiative kämpfte mit der Gemeinde gegen die Variante Nord. Tatsächlich stufte die Regierung diese dann im Raumordnungsverfahren als "nicht raumverträglich" ein.

Der Netzbetreiber will lieber nah bei der Bestandstrasse bauen

Tennet favorisiere die Variante 4a wegen der Nähe zur Bestandsleitung, erklärt Catherin Krukenmeyer, Referentin für Bürgerbeteiligung von Tennet TSO. Das habe den Vorteil, dass "keine neuen umweltfachlichen Betroffenheiten ausgelöst" würden. Gegen die Trasse 4b "Finsinger Holz" wiederum spreche, dass bei einer Überkreuzung von zwei Vierfachleitungen entweder München der Strom für eine Zeit gesperrt werden müsse, was natürlich nicht in Frage kommt. Oder es müsse mit sehr aufwendigen Provisorien gearbeitet werden, wenn überhaupt möglich. Dies werde aktuell geprüft.

Gegen die Variante der BI spricht laut Tennet zudem, dass die Leitung über das Finsinger Holz geführt werde und daher die Masten bis zu 100 Meter hoch gebaut werden müssten, eventuell sogar höher. Zudem könnten dann nicht wie bei 4a die bestehenden Zuwegungen verwendet werden, es wären dann ein neuer Eingriff nötig. Fragen bezüglich Grundbesitz würden keine Rolle spielen, betont Krukenmeyer auf Nachfrage der SZ. Die Gespräche zu den Dienstbarkeiten würden erst mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens starten.

Die Ottenhofener Bürgerinitiative hat bereits eine Petition eingereicht

"Zusammengefasst kann ich daher sagen, dass wir nach aktuellem Planungsstand die Variante der Bestandstrasse verfolgen", so Krukenmayer. Ein endgültiger Beschluss, wo genau die Leitung verlaufen wird, könne und dürfe nur die Regierung von Oberbayern als Verfahrensträger treffen. Die Ottenhofener Bi hat in einer Online Petition innerhalb weniger Tage über 540 Unterstützerstimmen gesammelt. Die Petition hat Johann Auerweck bereits eingereicht. Er wolle nicht auf das Planfeststellungverfahren warten, "dann geht da nichts mehr", fürchtet er.

Auf der Projektwebsite www.tennet.eu/oba-ott bietet Tennet neben allgemeinen Informationen auch neue Karten und ein interaktives Tool, auf denen man die derzeitige Grob-Trassierung und Maststandorte sehen kann.

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