Süddeutsche Zeitung

B 388 bei Taufkirchen:Bund Naturschutz tarockt bei Ortsumfahrung nach

Die BN-Kreisgruppe fordert eine gründliche Evaluierung der Auswirkungen auf die Umwelt und die Verkehrsentlastung.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Der Bund Naturschutz Erding hat dem Bau der Ortsumfahrung B 388 bei Taufkirchen nicht widersprochen - "mit Rücksicht auf die geplagten Anwohner", wie es in einer aktuellen Stellungnahme heißt. Nun aber, nachdem der Spatenstich kürzlich erfolgt ist, fordert der BN, dass man die Auswirkungen des Baus sowie bei Fertigstellung die prognostizierte Entlastung für die Ortsmitte sorgfältig erheben müsse. Daraus sollen dann Schlüsse für den Bau der weiteren Ortsumfahrungen in Grünbach, Erding und Moosinning gezogen werden.

"Die Taufkirchener Bevölkerung darf endlich auf eine spürbare Linderung der Verkehrsprobleme mit Krach, Gestank und Chaos in der Ortsmitte hoffen", heißt es in der Pressemitteilung. Diese Hoffnung bezahle sie jedoch teuer mit der Zerschneidung eines herrlichen Naherholungsgebiets, der Versiegelung von 50 Hektar landwirtschaftlicher Flächen und der Vernichtung von mehr als drei Hektar Wald. Der BN dringe auf adäquate Ausgleichsmaßnahmen, die für die Landwirtschaft in der Region aber weitere Flächeneinbußen bedeuten. Bei einer prognostizierten Verkehrsminderung um ungefähr ein Drittel stelle sich die Frage, ob die Abwägung hier zu einem optimalen Ergebnis geführt habe.

"Selbstverständlich kann niemand in die Zukunft sehen", schreibt der BN, "aber in Zeiten des fortgeschrittenen Klimawandels und der Biodiversitätskrise müssen alle Verantwortlichen von Beginn an eine umfassende Evaluierung über die Auswirkungen eines so großen Projekts betreiben". Dabei müssten sämtliche Belange von Bevölkerung, Wirtschaft, Ökologie und Klima berücksichtigt werden. Die Erkenntnisse daraus müssten dann wiederum direkt in weitere Planungen an anderen Stellen, in erster Linie für Erding, Moosinning und Grünbach, eingehen. Die B-388-Ortsumfahrung ist die erste von insgesamt vier B-388-Ortsumfahrungen, die im Landkreis Erding geplant sind. Erding, Moosinning und Grünbach sollen folgen, wobei in Moosinning bereits die Vorplanungen angelaufen sind. Auf diesen aktuellen Sachstand hatte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter auch beim Spatenstich in Taufkirchen hingewiesen.

Besonders beobachtet werden müssten die Herstellung der Ausgleichsflächen, alle Maßnahmen zum Lärmschutz und über Verkehrszählungen der tatsächliche Effekt auf die Verkehrsdichte. Ferner müssten für eine ordentliche Bilanzierung des Klimaeffekts alle CO₂-Emissionen erfasst werden: nicht nur die der direkten Baumaßnahmen, wie Materialien und Transporte, sondern auch diejenigen, die durch die Eingriffe in den Boden verursacht werden. Auch die Frage, ob die neue Straße mehr Verkehr generiere, müsse beantwortet werden.

"Es braucht ein lokales und regionales Mobilitätskonzept", schreibt der BN

Die verschiedenen Trassenvorschläge seien nicht nur aus Naturschutz-Gründen umstritten gewesen, und so habe sich das Genehmigungsverfahren entsprechend in die Länge gezogen. "Planungen aus dem letzten Jahrhundert taugen aber nicht für die Lösung aktueller und künftiger Verkehrsprobleme."

"Die Bürgerentscheide zum Bau von Umgehungsstraßen in Holzkirchen und Weilheim haben gezeigt, wie die Entlastung der Ortsmitte auch ohne neue Trassen gelingen kann", schreibt der BN. In diesen beiden Kommunen hatte eine Mehrheit der Bürger die betroffenen Anlieger an der Durchgangsstraße überstimmt. Gemessen an der Gesamtbevölkerung einer Gemeinde sind die betroffenen Anwohner meist in der Minderheit und ziehen daher bei Bürgerentscheidungen oft den Kürzeren. "Es braucht ein lokales und regionales Mobilitätskonzept zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung mit einem wirksamen Ausbau des ÖPNV und der Fahrrad-Infrastruktur", lautet das Fazit der Erdinger BN-Kreisgruppe.

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