Ortsgestaltung:Stromkästen bemalen

Der Jugendstadtrat hat bereits die Unterführung nach Lerchenfeld verschönert. Jetzt gibt es weitere Ideen, das Erscheinungsbild Freisings zu verbessern. Geplant ist auch die Beleuchtung des Radwegs nach Marzling

Von Lea Förster, Freising

Kurz nach dem Abitur ist das Treffen des Jugendstadtrates am vergangenen Donnerstag eher gering besetzt. Nur zwei der um die 15 Mitglieder sind gekommen. Robert Zellner von der Stadtverwaltung und Fritz Andresen unterstützen die engagierten Jugendlichen mit ihrem Wissen und ihrer Motivation bei ihren Projekten und leiten die Treffen mit an. Andresen hat als Sozialpädagoge in den vergangenen 27 Jahren durch seine Tätigkeit in der Stadtjugendpflege viel Erfahrung gesammelt. "Jugendliche heute werden viel mehr gehört als vor 30 Jahren noch", sagt er. Und diese Chance möchten die Mitglieder des Jugendstadtrates nutzen.

Alles begann mit einem Beschluss des Stadtrates im September 2014, bei dem der Gründung eines Jugendparlamentes in Freising zugestimmt wurde. Es steht bis heute wie geplant in engem Kontakt mit dem Agenda-21- und Sozialbeirat. In den vergangenen Jahren haben die engagierten Jugendlichen schon einige beeindruckende Projekte auf die Beine gestellt.

Um erst einmal einen Einblick in die Wünsche der Freisinger Jugend zu bekommen, startete der Jugendstadtrat als erstes Projekt eine Umfrage. Er wollte erfahren, was den Jugendlichen in der Stadt fehlt, was sie ändern würden und was ihnen an Freising gefalle. Die Aktion fand große Resonanz und am Ende landeten 320 Fragebögen in der kunterbunt bemalten Blechtonne, die auf dem Uferlos und dem ZAMMA-Festival aufgestellt wurde. Die Vorstellungen der Jugend schienen ziemlich einheitlich, denn der Wunsch nach einem Kino war groß. Dieser wird aktuell mit dem Bau des Kinos auf dem Schlüterareal erfüllt. Für eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs will sich der Jugendstadtrat zusätzlich einsetzen. Außerdem vermissen die Jugendlichen in Freising vielfältigere Shoppingangebote wie Skaterläden und die Nachfrage nach mehr Clubs und Jugendkulturangeboten mit längeren Öffnungszeiten ist groß. Der Wunsch nach mehr Ausgehmöglichkeiten scheint auch bei den aktuellen Treffen des Jugendstadtrates wieder präsent zu sein.

Einen imposanten und kunterbunten Fußabdruck haben die jungen Mitglieder mit der Neugestaltung des ehemaligen Bahnposten 15 hinterlassen. "Es hat viel Zeit und Arbeit in Anspruch genommen, aber es hat sich gelohnt", sagt die Leiterin des Jugendstadtrates, Philomena Böhme. Die Bemalungen an den Wänden hätten der Unterführung stets die gruselige Atmosphäre genommen, so Böhme. Da diese in die Jahre gekommen waren, entstand die Idee, die Wandplatten abzuhängen und neu zu gestalten. Die Jugendlichen verteilten Flyer für die Malaktion und holten sich zwei Kunststudentinnen zur Unterstützung ins Boot. Insgesamt 27 Personen und vier Gruppen gewann der Jugendstadtrat für sich. Diese kreierten prachtvolle Bilder, die schließlich wieder an den Wänden der Unterführung angebracht wurden. Entstanden ist bis zum Oktober 2017 ein kunterbunter und fröhlicher "Zaubertunnel", der die Vielfalt der Aktion widerspiegelt. Ob erwachsen oder Kind, ob Laie oder Künstler: Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt.

Ein weiterer Erfolg war die vom Jugendstadtrat organisierte "Party on Ice" im Februar dieses Jahres. Etwa 350 junge Besucher lockte die Veranstaltung an. Es habe einige Probleme mit der Nebelmaschine und der Technik gegeben, erzählt Böhme lächelnd, aber man lerne ja nur daraus. Das schien die Feiernden jedoch nicht gestört zu haben, vor allem der DJ sei gut angekommen.

Aktuell versucht die engagierte Gruppe die Beleuchtung des Fahrradweges von Freising nach Marzling durchzusetzen. Der gestellte Antrag hat etwas bewirkt. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher steht derzeit in Kontakt mit der Gemeinde Marzling um zu besprechen, inwieweit diese sich finanziell beteiligen will. Sobald es ein Ergebnis gibt, wird der Antrag im Planungsausschuss thematisiert. Man kann zuversichtlich sein, laut Zellner hat der Jugendstadtrat "damit wirklich etwas losgetreten". Außerdem setzen sich die Jugendlichen für die Mülltrennung an den Schulen ein. An manchen Schulen werde nicht mal Papier getrennt, erzählen sie entsetzt.

Zur Verschönerung der Stadt hat die Gruppe ebenfalls eine Idee. Böhme läuft täglich an einem bunt bemalten Stromkasten an der Wippenhauser Straße vorbei, der sogleich ihre morgendliche Laune hebt. Die Idee ist es, nun einigen tristen Stromkästen mit ein wenig Farbe Individualität zu verleihen. Problematisch sei es, dass dieser Stromkasten bereits bemalt sei, doch die Jugendlichen kämpfen bei der Stadt weiter für ihre Idee.

Nun ist es vor allem wichtig neue Mitglieder anzuwerben. "Es wäre schade, wenn sich diese coole Sache verläuft, weil zu wenige Leute da sind", sagt Böhme. Der Jugendstadtrat biete der engagierten Gruppe ein Medium gehört zu werden und etwas bewegen zu können. Mit Posteraktionen und der Facebookseite wollen sie nun junge Leute unter 20 Jahren aufmerksam machen und motivieren, mitzumachen.

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