Süddeutsche Zeitung

Landkreis Erding:Plädoyer für Schnellbus-Linien

Landrat Martin Bayerstorfer kritisiert steigende Kosten im ÖPNV, bei kaum steigenden Fahrgastzahlen. Er ist für einen Teil-Rückzug aus der Fläche und die bessere Vernetzung von Siedlungsschwerpunkten.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

In einer Pressekonferenz hat Landrat Martin Bayerstorfer erneut die Einrichtung von Schnellbus-Linien im Landkreis Erding gefordert. Auch, wenn dies zum Teil zu einem Rückzug des ÖPNV aus der Fläche führen werde. "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren stetig ausgebaut. Die Kosten haben sich verdoppelt, die Strecke hat sich vereineinhalbfacht." Und dennoch sei in der gleichen Zeit die Zahl der Fahrgäste nur um vier Prozent gestiegen, obwohl die Bevölkerung im Landkreis um acht Prozent zugelegt habe. Im Rückblick habe sich die Quote, wie viele Menschen mit dem ÖPNV erreicht werden, damit sogar verschlechtert. "Für mich ist dies alarmierend und besorgniserregend. Auch das, was uns der Fahrgast je Kilometer kostet. Bei über drei Euro je Fahrgast und Kilometer wird es heftig", sagte Bayerstorfer. Der Landkreis wendet derzeit 6,2 Millionen Euro für den ÖPNV auf.

Der Landkreis habe sich deshalb informiert, wie es andere Landkreise im MVV-Gebiet machen. In Ebersberg würden jetzt Linien nach Kostendeckungsgrad beurteilt. Buslinien, wo dieser über 50 Prozent sei, blieben. Bei unter 50 Prozent werden sie gestrichen. "Das ist schon eine heftige Nummer." Er sei weit davon entfernt, das vorhandene Grundangebot völlig in Frage zu stellen, aber man müsse die Frage stellen: "Was ist es uns Wert, wenn ich zum Beispiel einmal am Tag nur nach Erding komme und zurück? Dann ist auch das Grundangebot nicht sehr beliebt."

Als Beispiel nimmt Landrat Bayerstorfer gerne die Strecke von Dorfen nach Erding

Es sei zwar ein großes Streitthema, er bleibe aber dabei, dass Express- oder Schnellbusse eine Alternative seien, sagte Bayerstorfer. Als Beispiel nehme er gerne die Strecke von Dorfen nach Erding. "Wenn ich eine Stunde Fahrzeit habe, dann nutze ich den Bus nicht. Für mich gibt es nur eine Antwort darauf: Wo es Siedlungsschwerpunkte gibt, muss intensiviert werden." Landrat Bayerstorfer nannte als Beispiele von Direktverbindungen Dorfen, Taufkirchen, Erding, Wartenberg, Oberding und den Flughafen. Und, solange es keinen S-Bahn-Ringschluss gebe, Markt Schwaben. Dann bekomme man durch die bessere Auslastung einen höheren Kostendeckungsgrad, das Anfahren kleinerer Ort dazwischen bleibe auf der Strecke. "Ich bleibe dann nicht mehr in der Fläche."

Zwischen Dorfen und der Kreisstadt würde es dann zum Beispiel nur noch zwei Haltestellen geben. Und die Busse im Stundentakt fahren. Die Fahrzeit nach Erding betrage nur noch eine halbe Stunde, sagte Bayerstorfer. Die Frage, die noch offen sei, sei, wie man dann zu den Haltestellen komme. Dazu müsse noch ein Mobilitätskonzept für Radien bis fünf Kilometer Entfernung erarbeitet werden. Bayerstorfer kann sich aber eine Lösung mit E-Bikes vorstellen.

Bayerstorfer kann sich auch eine Direktlinie aus Dorfen zum Flughafen mit maximal zwei Haltestellen vorstellen

Ein gutes Beispiel sei die Flughafenlinie von Erding aus. Ein Bus fahre über die Dörfer, einer direkt. Aber Bayerstorfer kann sich auch eine Direktlinie aus Dorfen zum Flughafen mit maximal zwei Haltestellen vorstellen. "Diese Linien würde auch für die Dorfener interessant sein und angenommen", sagt Landrat Bayerstorfer.

Eine positive Nachricht gab es aber: Das 2020 im MVV eingeführte 365 Euro-Ticket für Schüler, Schülerinnen und Auszubildende wird als Jahresticket vom 1. August 2023 an als Höchsttarif bis zum 31. Juli 2025 fortgesetzt. Der Landkreis Erding lässt sich das rund 203 000 Euro im Jahr kosten.

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