Öffentliche Kunst in Hallbergmoos:Sie sind wieder weg

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Die gemütlichen Alltagsmenschen der Künstlerin Christel Lechner sind vielen Bürgern in Hallbergmoos ans Herz gewachsen. Ob die Gemeinde doch noch einen von ihnen kauft, ist noch nicht klar. Die Meinungen gehen darüber auseinander

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Jetzt sind sie also wieder weg, die gemütlichen, dicklichen Alltagsmenschen, die der Hallbergmooser Bevölkerung dem Vernehmen nach doch recht ans Herz gewachsen ist. Drei Monate lang standen die überlebensgroßen Figuren der Künstlerin Christel Lechner auf Verkehrsinseln, in Parks, sogar im Teich des Freizeitparks ist einer geschwommen. Obwohl viele Menschen, auch im Gemeinderat, von den Figuren angetan waren, gab es sowohl im Vorfeld, als auch zuletzt, im Gemeinderat leidenschaftliche Diskussionen darum. Und gekauft hat die Gemeinde jetzt offenbar auch keine Figur, jedenfalls sind alle verschwunden. Aktuelle Informationen dazu gibt es aus dem Rathaus nicht, das geschehe erst bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 23. Oktober.

Ein wenig geheimniskrämerisch war schon der Beschluss bei der jüngsten Gemeinderatssitzung, als es darum ging, ob eine oder mehrere der Figuren gekauft werden solle. Zwar stellte der Gemeinderat 45 000 Euro dafür frei, was tatsächlich ausgegeben werden soll, das wurde in nichtöffentlicher Sitzung festgelegt. Bürgermeister Harald Reents (CSU) drückte es so aus: "Wir müssen öffentlich einen Haushaltsansatz nennen. Aber man muss den Betrag ja nicht ausreizen, was konkret ausgegeben wird, ist ein anderes Thema." Auf was man sich letztlich einigte, ist bis heute nicht bekannt.

Dabei hat es auch im Gemeinderat viel Lob für die Alltagsmenschen gegeben. CSU-Gemeinderat Josef Niedermair betonte, die Alltagsmenschen seien gut angenommen worden, mahnte aber: "Auf keinen Fall bezahlen, was die Künstlerin sich vorstellt!" Das wären, je nach Figur, zwischen 6000 und 26 000 Euro, etwa für das Paar mit dem Regenschirm auf dem Mövenpick-Kreisel, gewesen. Auch Stefan Kronner (SPD) wollte keine Figur kaufen: "Das war eine sehr gute Aktion, aber eine einmalige Aktion." Lieber solle die Gemeinde in ein oder zwei Jahren eine neue, andere Aktion mit Kunst im öffentlichen Raum durchführen.

Ein gewichtiges Argument dabei war die Standfestigkeit der Alltagsmenschen, schließlich war schon kurz nach dem Aufstellen ein von ihnen, "der kleine Duscher" vermutlich von spielenden Kindern geköpft und stark demoliert worden. Für Gemeinderat Karl-Heinz Zenker kein Wunder: "Die so genannten Betonfiguren bestehen vor allem aus Styropor. Was die aushalten, hat man ja gesehen." Kunst im öffentlichen Raum, dafür sei auch er zu haben, aber "ich wünsche mir ein solche Aktion mit einheimischen Künstlern". Kulturreferentin Sabina Brosch (Grüne), die bei der Sitzung nicht anwesend war, ließ dagegen eine Erklärung verlesen, in der sie die Alltagsmenschen als Alleinstellungsmerkmal und weichen Standortfaktor für die Gemeinde bezeichnete und sich den Kauf einiger Figuren wünschte. Die Nachbarkommunen hätten dafür ein gemeindliches Kulturprogramm.

Auch Martina Wilkowski von den Freien Wählern wäre nach eigenen Worten traurig, wenn die Alltagsmenschen jetzt wieder spurlos verschwänden. Sie schlug vor, durchaus verschiedene Aktionen zu Kunst im öffentlichen Raum durchzuführen und dann immer eines der Kunstobjekte zu behalten. So würde ein buntes, vielfältiges Bild mit Erinnerungswert entstehen. Dass dabei auch einheimische Künstler mitmachen könnten, sei selbstverständlich. Generell wunderte sie sich über "die Einstellung zur Kunst in diesem Gremium. Das Leben ist nicht nur Zahlen hier, Zahlen dort." Letztendlich aber scheinen dann doch die Zahlen den Ausschlag gegeben zu haben.

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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