Oberding:Vier Bewerber für ein Grundstück

Oberding: Das Unternehmen Group7 hat 2009 ihr Logistikcenter im Gewerbegebiet Schwaig bezogen und würde sich dort gerne weiter vergrößern. Platz ist da und der ist sehr begehrt.

Das Unternehmen Group7 hat 2009 ihr Logistikcenter im Gewerbegebiet Schwaig bezogen und würde sich dort gerne weiter vergrößern. Platz ist da und der ist sehr begehrt.

(Foto: oh)

Das Gewerbegebiet in Schwaig ist sehr gefragt. Inzwischen vergeht keine Gemeinderatssitzung mehr, in der nicht Firmeninhaber persönlich in dem Gremium vorstellig werden. In Hinblick auf die Corona-Krise will Oberding künftig stärker auf "Flughafen-unabhängige" Betriebe setzen

Von Regina Bluhme, Oberding

Wer sich für ein Grundstück im Oberdinger Gewerbegebiet Schwaig interessiert, sollte am besten persönlich im Gemeinderat vorstellig werden. Die Konkurrenz ist groß und schläft nicht. In Oberding vergeht derzeit keine Sitzung, in der nicht ein oder sogar zwei Firmeninhaber ihr Interesse an einem Grundstück in Schwaig bekunden und ihre Produkte und Firmengeschichte vorstellen. Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zum Flughafen hatten sich in den letzten Jahren viele große Logistiker angesiedelt. Nun in der Corona-Krise ist die Gemeinde sehr an "Flughafen-unabhängigen" Betrieben interessiert, so Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU). Und auf diese dürfte sicherlich auch der künftige S-Bahnhof vor Ort sehr anziehend wirken.

Anfang September erst hatten sich zwei Firmeninhaber dem Gemeinderat präsentiert. In der kommenden Woche werden wieder zwei Bewerber behandelt, sagt Bürgermeister Bernhard Mücke. Für ein etwa 2500 Quadratmeter großes Grundstück an der Hallbergmooser Straße gibt es insgesamt vier Bewerber. Ein weiterer Firmeninhaber wird persönlich sein Interesse an einem Grundstück an der Eichenstraße Ost erläutern. Von "Schlange stehen" zu sprechen, das findet Mücke "übertrieben, aber das Interesse ist schon sehr groß". 125 000 Quadratmeter Fläche hat die Gemeinde im Umgriff der Eichenstraße zur Verfügung. Was macht Oberding so attraktiv? Auf die Frage könne er auch keine Antwort geben, sagt Bürgermeister Mücke. Sicher spielte die Nachbarschaft zum Flughafen bisher eine große Rolle. In Schwaig haben sich große internationale Logistiker und Hotelketten niedergelassen. Der Flughafen befindet sich corona-bedingt in der Krise und damit natürlich auch alle Firmen, die damit zu tun haben. "Es trifft uns extrem", sagt Mücke. Seit Jahren liegen die Einnahmen bei zweistelligen Millionenbeträgen, für 2020 rechnete die Gemeinde erst mit 21 Millionen, nach dem Einbruch ging Mücke gar von Null Euro aus, inzwischen werden es doch immerhin etwa vier Millionen sein. Die Firmen, die sich bislang vorgestellt haben, sind eher kleine Betriebe und sie eint, dass sie nach eigenen Angaben bislang ohne größeren wirtschaftlichen Schaden durch die Krise gekommen sind. Die Gemeinde werde künftig Wert darauf legen, dass sich Firmen ansiedeln, "die nicht zu 100 Prozent mit dem Flughafen wirtschaftlich verbunden sind", sagt Mücke.

In der jüngsten Sitzung Anfang September zum Beispiel hat sich die Ludwig Deisböck GmbH für das Grundstück an der Hallbergmooser Straße im Gemeinderat beworben. Der Betrieb hat sich auf Verkauf, Lieferung und Montage von Türen, Toren und Feststellanlagen spezialisiert "zum Beispiel für Brand- und Einbruchschutz", wie Inhaber Ludwig Deisböck ausführte. Der Firmensitz in Schwaig soll nun mit der Niederlassung in Aschheim in einem Neubau zusammengeführt werden. Im Anschluss stellte sich die Firma Döllel vor. Hauptsitz ist in Neuburg an der Donau, der zweite Standort ist in Moosinning. Seit vier Jahren suche er nach einem geeigneten Grundstück, an dem er beide Firmengebäude zusammenführen könne, sagte Döllel. Die Firma prüft und wartet Versorgungsanlagen und hat sich mehr und mehr auf Schulungen von Gasversorgungsunternehmen spezialisiert, darunter die Stadtwerke Erding, Eon oder RWE. In Schwaig sind Büro-, Lagerflächen und Seminarräume geplant.

Erst Mitte August hatte sich die Geschäftsleitung der Firma Bremberger aus Unterschleißheim persönlich im Gemeinderat samt Produktauswahl präsentiert. Das Unternehmen stellt bedruckte Folien für Verpackungen her, unter anderem für Lebensmittel, Kosmetika oder Pharmaprodukte und interessiert sich für ein Grundstück an der Eichenstraße.

Und wer bereits in Schwaig ansässig ist der möchte auch bleiben und sich sogar vergrößern. Im Juli war Günther Jocher, Inhaber des Logistikunternehmens Group7 mit Firmenzentrale im Gewerbegebiet Schwaig und mit 240 Mitarbeitern einer der Großen, ebenfalls persönlich im Gemeinderat vorstellig geworden. Rund zehn Hektar Grund will er der Gemeinde abkaufen für Produktion, Montage und Büros. Wenn es mit dem Kauf klappt, dann kann Group7 seine Fläche nahezu verdreifachen. Auf dem neuen Grundstück ist ein Bürokomplex geplant. Ein parkähnlicher Campus mit viel Grün solle entstehen, so Günther Jocher.

Die Begeisterung für Schwaig hat sicher auch mit der künftigen S-Bahn-Station in Schwaigerloh zu tun, die in der Nachbarschaft von Group7 im Rahmen des Erdinger Ringschlusses errichtet wird. Eine neue zweigleisige Strecke wird von der Grenze Airportgelände bis zur künftigen Abstell- und Wendeanlage gebaut. 2025 soll der Betrieb laufen. Wann es mit dem zweiten Bauabschnitt losgeht, der von Schwaigerloh durch das Erdinger Stadtgebiet führen wird, steht noch nicht fest. Das Planfeststellungsverfahren ist erst vor kurzem eingeleitet worden. Ziel ist laut Bahn eine Fertigstellung 2029. Dann werden einmal gleich drei S-Bahn-Linien, die S1, S2 und S8, in Schwaig einen Halt einlegen.

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