Montessori-Schule in Oberding:Offen für alle

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Freiarbeit ist ein Kernstück des Lehrkonzeptes an der Montessori-Schule. Wie das aussieht, wenn Kinder frei entscheiden können, was sie wann und mit wem lernen wollen, sahen die Eltern beim Tag der offenen Tür. (Foto: Stephan Goerlich)

Die Montessori-Schule steht mitten im Auswahlverfahren für das neue Schuljahr. Es gibt wie immer mehr Bewerber als freie Plätze. Jetzt sollen auch Flüchtlingskinder kommen

Von Sophia Neukirchner, Oberding

Die Montessori-Schule in Aufkirchen möchte im neuen Schuljahr auch Flüchtlingskinder aufnehmen. Dabei ist es beileibe nicht so, dass an der Schule regelmäßig freie Plätze übrig blieben: Doppelt so viele Bewerber wie Plätze habe es im vergangenen Schuljahr gegeben, sagt Karin Fengler-Mensah, Geschäftsführerin des Montessori-Vereins Erding. Ihr zufolge sollen unter den 30 Schulanfängern im September trotzdem ein oder zwei Flüchtlingskinder sein. Das Bewerbungsverfahren für das neue Schuljahr läuft bereits, zu dem Verfahren gehörte auch der Tag der offenen Tür am vergangenen Samstag.

Ein Sozialfonds soll Familien finanziell helfen

"Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht", sagt Fengler-Mensah. Bereits im November waren gut zwanzig junge Männer für ein Praktikum an der Montessori-Schule. Mitglieder des Vereins engagieren sich auch in Helferkreisen, und so kommen auch immer mal wieder kleine Kinder, etwa aus Syrien, zu Besuch in den Unterricht. Das komme bei den Schülern sehr gut an, sagt Fengler-Mensah. Normalerweise kostet die Privatschule monatlich 225 Euro. "Aber wir bieten schon jetzt geringere Monatsbeiträge an, ein bis zwei Kinder kommen auch ohne Beitrag zu uns", sagt Ulrike Reinhardt, eine der vier Schulleiterinnen.

"Grundsätzlich wollen wir einen Sozialfonds schaffen, der Kindern den Schulbesuch bei uns ermöglicht, deren Eltern nicht so viel Geld aufbringen können", sagt Fengler-Mensah. Mit diesem Geld könne dann auch der Schulbesuch der Flüchtlingskinder finanziert werden. Der Grundstock ist bereits gelegt: Am Tag der offenen Tür am vergangenen Samstag wurden 1200 Euro bei einer Versteigerung gesammelt.

Um Sprachbarrieren macht sich Fengler-Mensah gar keine Sorgen: "Wir haben immer mal wieder Kinder, die kein Wort deutsch sprechen, etwa aus Spanien oder Amerika." Das käme vor, wenn Eltern wegen der Arbeit das Land wechseln müssten. Aber auch deutsche Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche hätten nie ein Problem mit der Integration gehabt. In der Freiarbeit, die ein Kernelement der Montessori-Schule ist und in der Grundstufe fast die ganze Unterrichtszeit ausmacht, fände sich immer Zeit für Sprachvertiefung in Kleingruppen.

Neuer Therapieraum eingeweiht

Für diesen Kleingruppenunterricht oder für die heilpädagogischen Maßnahmen wurde am Samstag auch ein neuer Therapie- und Differenzierungsraum eingeweiht. Fast 87 000 Euro hat der Umbau in einem separaten Gebäude gekostet, er wird bald durch einen beheizten Wintergarten komplettiert. Das Geld brachte ein von den Schülern organisierter Spendenlauf und einige gemeinnützige Stiftungen zusammen.

Eltern, die sich für ihr Kind einen Schulbesuch an der Montessori-Schule wünschen, müssen sich beeilen. Nur noch bis 8. Februar werden Anmeldungen entgegengenommen. Der Tag der offenen Tür war Teil des komplexen Auswahlverfahrens, ein Informationsabend am Donnerstag, 2. Februar, ist der nächste Schritt. "Aber es ist ein Gerücht, dass man keine Chance hat, bei uns aufgenommen zu werden", betont Reinhardt. Wichtig für die Auswahl sei, dass sich Eltern und Kinder wirklich für das Lehrkonzept begeistern könnten, etwa für die Freiarbeit, sagt sie: "Dabei können die Kinder frei entscheiden, was sie wann wo mit wem lernen."

Die Montessori-Schule in Aufkirchen besteht seit 1994 und ist die einzige ihrer Art im Landkreis. 265 Schüler besuchen die erste bis zehnte Klasse, sie lernen in klassenübergreifenden Gruppen mit je zwei Betreuen. 2006 gründeten 15 Schulen im Umreis die Montessori-Fachoberschule in München.

© SZ vom 31.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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