Für das Projekt bei Oberding mussten einige Bäume weichen:Aufgeräumt statt wildromantisch

Auf dem Gelände des Notzinger Weihers laufen die Arbeiten für den Kreisjugendzeltplatz auf Hochtouren. In den Sommerferien sollen die ersten Gruppen übernachten. Laut Bund Naturschutz hält das Landratsamt Erding bislang alle Vereinbarungen ein

Von Regina Bluhme, Oberding

Für ein Bad im Notzinger Weiher ist es im April noch recht frisch, aber für den Besuch des kleinen Biergartens am Ufer reichen die Sonnentage auf jeden Fall. Heinrich Link, der den dazugehörigen Kiosk seit bald 50 Jahren betreibt, freut der Start in die Saison heuer nicht so recht. Mit der Idylle ist es an dem kleinen Naturbadeteich auf Oberdinger Grund nämlich erst mal vorbei. Auf dem Gelände schreiten die Arbeiten für den neuen Kreisjugendzeltplatz voran. Ab den Sommerferien sollen dort die ersten Gruppen übernachten.

"Ich mag gar nicht mehr zum Weiher rausfahren", sagte Heinrich Link vor wenigen Tagen. Das neue Toiletten- und Umkleidegebäude, das im Zuge des Zeltplatzprojekts gleich neben seinem Kiosk errichtet worden ist, gefällt ihm überhaupt nicht. Anstelle des - zugegeben wenig attraktiven - Dixi-Klos wartet jetzt auf die Badegäste ein nagelneuer Bau aus Holz. "Eine Berghütte", sagt Link wenig begeistert. Und die ist fast genauso groß wie sein Kiosk. "Erdrückend" nennt die Erdinger Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz (BN) und Badestammgast, Gabriele Betzmeir, das Toilettengebäude.

Für das Projekt bei Oberding mussten einige Bäume weichen: Trotz all der Bauarbeiten um ihn herum sieht der Notzinger Weiher noch immer sehr idyllisch aus, zumindest hier auf dem Foto vom Mittwoch.

Trotz all der Bauarbeiten um ihn herum sieht der Notzinger Weiher noch immer sehr idyllisch aus, zumindest hier auf dem Foto vom Mittwoch.

(Foto: Renate Schmidt)

Der BN hatte seine Klage gegen das Projekt Jugendzeltplatz Ende vergangenen Jahres zurückgezogen, nachdem sich der Bauherr, der Landkreis Erding, auf eine reduzierte Umgestaltung des Uferbereichs und eine Ausweitung der Ausgleichsflächen eingelassen hatte. Betzmeirs Fazit: "Am Weiher werden alle Vereinbarungen eingehalten." Und doch: "Sehr aufgeräumt, sehr verändert" empfindet sie das Areal am Weiher. Sie bedauert, dass für den Jugendzeltplatz 2000 Quadratmeter Oberboden abgetragen wurden. Dort werde nun "kontrolliert etwas angepflanzt", ein bisschen wildromantisch hätte es ihrer Ansicht schon bleiben dürfen, gerade wenn man Kindern die Natur näher bringen wolle. Zudem moniert sie, dass durch den neu angelegten Naturlehrpfad ein gutes Stück der Liegewiese verloren geht.

Ein paar Meter hinter dem Weiher rollen die Baumaschinen über das Areal des künftigen Kreisjugendzeltplatzes. Das Servicegebäude, in das sich die Jugendlichen bei Schlechtwetter zurückziehen können, steht im Rohbau. Aktuell wird das Dach mit Ziegeln eingedeckt. Demnächst werde auch der Rohbau des Lagerschuppen auf dem Zeltplatz fertiggestellt sein, schreibt die Pressestelle des Landratsamts. Bereits im Mai soll im ehemaligen Lagerraum des Kiosks ein Sanitätsraum eingerichtet werden.

Für das Projekt bei Oberding mussten einige Bäume weichen: Die Gemeinschaftsunterkunft für den Zeltplatz steht.

Die Gemeinschaftsunterkunft für den Zeltplatz steht.

(Foto: Renate Schmidt)

Insgesamt fielen laut Pressestelle 15 Bäume dem Bauvorhabens zum Opfer. Als Bäume zählen nach Rechnung des Landratsamts Stämme mit mehr als 40 Zentimetern Durchmesser. Das ist schon ziemlich dick, letztendlich dürften weitaus mehr Bäume, mit weniger Umfang, gefällt worden sein. Das Landratsamt bleibt dabei: Neugepflanzt wurden 25 Bäume und 100 Sträucher, "so dass tatsächlich mehr gepflanzt als entfernt wurde". Allerdings mussten doch "einige zusätzliche Bäume entfernt werden", wegen der schweren Schäden, die dort der Biber verursacht habe. Die Bäume seien somit "aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht" gefällt worden.

Der Naturlehrpfad, der vom Zeltplatz über das Weiherareal führt und vom Bund Naturschutz durchaus kritisch gesehen wird, soll wie der Jugendzeltplatz Ende Juli, Anfang August fertiggestellt sein. Es werde verschiedene Stationen "sowohl zur Wissensvermittlung als auch zum Mitmachen" geben, schreibt das Landratsamt Erding. Erste Entwürfe seien bereits einer Grundschulklasse in Oberding vorgestellt worden, "um den potenziellen Hauptnutzer in die Gestaltung miteinzubinden", so die Pressestelle.

Für das Projekt bei Oberding mussten einige Bäume weichen: Statt eines Trampelpfads gibt es jetzt sauber abgegrenzte Wege.

Statt eines Trampelpfads gibt es jetzt sauber abgegrenzte Wege.

(Foto: Renate Schmidt)

Am Ufer sind laut Landratsamt jetzt insgesamt fünf Einstiegshilfen vorgesehen: drei im nördlichen Bereich, wo sich auch die Liegewiese befindet, und zwei im südlichen Bereich. Dazu kommt noch ein Steg. Ein bisschen viel für den kleinen, gerade mal 50 Meter breiten Badeweiher, findet Gabriele Betzmeir. Zusätzlich ist im Liegebereich noch ein Klettergerüst für Kinder eingeplant. Bis zur Badesaison 2019 soll laut Landratsamt alles fertig sein. Diesen Zeitplan sieht Betzmeir wiederum skeptisch, denn in der Brutphase sei das Ufer für Eingriffe tabu.

Auf dem Kreisjugendzeltplatz in der Trägerschaft des Kreisjugendrings können die ersten Gruppen in der letzten Schulwoche übernachten. Erste Anfragen zu Buchungen liegen bereits vor, schreibt die Pressestelle. Zelten am Notzinger Weiher dürfen im Übrigen nur Jugendgruppen aus dem Landkreis, die maximale Belegungszahl liegt bei 50 Kindern, das Höchstalter beträgt 16 Jahre, es gilt ein striktes Alkoholverbot und ab 22 Uhr muss Ruhe herrschen.

Für das Projekt bei Oberding mussten einige Bäume weichen: Die Toilettenanlage für die Badegäste ist fertig und fast so groß wie der Kiosk rechts nebenan.

Die Toilettenanlage für die Badegäste ist fertig und fast so groß wie der Kiosk rechts nebenan.

(Foto: Renate Schmidt)

Gabriele Betzmeir kündigt an, dass der Bund Naturschutz weiter ganz genau hinschauen werde, ob die Vereinbarungen auch eingehalten werden. Und was die Eingriffe in die Natur betreffe, da werde sich manches von selber regeln, hofft Betzmeir: "Vieles wird auch ganz schnell nachwachsen und manches zuwuchern."

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