Süddeutsche Zeitung

Oberding:Group7 schafft das Triple

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Das weltweit tätige Unternehmen wird zum dritten Mal als eines der besten Bayerns ausgezeichnet. Inhaber Günther Jocher leitet die Geschäfte von Schwaig aus. Für den Standort hat er noch große Pläne

Von Regina Bluhme, Oberding

Wenn Günther Jocher, Inhaber des international tätigen Logistikunternehmens Group7, am Hauptsitz aus dem Fenster sieht, dann blickt er auf Bäume, Maisfelder, ein Wäldchen, auf startende und landende Flugzeuge und den Autobahnzubringer. Das Gewerbegebiet Schwaig in der Gemeinde Oberding gleich neben dem Flughafen München hat sich als optimaler Standort erwiesen. Die Geschäfte laufen gut, auch Corona hat Group7 bestens überstanden. Vor wenigen Tagen hat das Bayerische Wirtschaftsministerium dem Unternehmen die Auszeichnung "Bayerns Best 50" verliehen. Zum dritten Mal wird das familiengeführte Unternehmen unter den erfolgreichsten im Freistaat geführt. Ein Besuch in der Zentrale bei Günther Jocher, der für Schwaig große Ausbaupläne hegt.

Das Regal im Besprechungsraum ist gefüllt mit gerahmten Zertifikaten, dazwischen stehen drei weiße Porzellanlöwen: die Auszeichnung für Bayerns Best 50. Bereits 2012 und 2018 ist Group7 damit geehrt worden, und 2021 erneut. "Ich bin schon stolz darauf", sagt Günther Jocher. Die Krise infolge der Corona-Pandemie hat das Unternehmen unbeschadet überstanden, mehr noch: Der Umsatz wurde von 2019 auf 2020 von 128 auf 150 Millionen Euro gesteigert. Kurzarbeit war nie Thema, es gab genug zu tun. "Wir konnten uns schnell anpassen und umstellen", erklärt der Firmenchef. So habe Group7 zum Beispiel Aufträge für insgesamt 30 Millionen Schutzmasken erledigt. Und online Möglichkeiten der Kommunikation genutzt. "Zum Glück waren wir digital schon immer gut aufgestellt", sagt Jocher. Nur ein Beispiel: Weil ein japanischer Kunde und dessen Wirtschaftsprüfer pandemie-bedingt nicht nach Schwaig einfliegen konnten, wurde eben per Bildschirm die Wareninventur übertragen, per "Skype-Inventur".

Eine der Hallen im Überblick. Die Pakete haben einen langen Weg hinter sich und stapeln sich nun zu einer kleinen Hügellandschaft empor. Für einen Leuchtenhersteller wurden hier die Einzelteile angeliefert. Am Standort in Schwaig werden hier die Endprodukte je nach Kundenwunsch zusammengesetzt, dann geprüft und schließlich ausgeliefert.

Teamleiter Burak Toprakoglu prüft die Konfiguration einer Designer-Lampe.

Der "Meilenstein", den jeder Auszubildende mittels guter Leistungen und Ideen komplettieren kann.

Fabienne Bauhaus am Schreibtisch -auch so können Büros aussehen in einem Lagergebäude.

Eine Außenansicht der Verwaltung.

Das Angebot von Group7 gehe inzwischen weit über herkömmliche Lagerhaltung oder traditionelle Speditionsleistungen hinaus, erklärt Günther Jocher. Vor allem die maßgeschneiderten Lösungen für die internationale Kundschaft "sind unser großes Plus". Längst übernimmt Group7 auch IT-Services, kümmert sich um die Zollformalitäten, die Endmontage, die Qualitätskontrolle und die Auslieferung an Shops oder Endkunden. Wie das funktioniert, zeigt ein Blick in eins der riesigen Lager in Schwaig: Braune Stapel aus unzähligen kleinen und großen Paketen bilden eine beeindruckende Hügellandschaft. In dem Fall sind in den Paketen aus Vietnam jeweils Einzelteile eines Leuchtenherstellers gestapelt, Schrauben, Lampenkörper, et cetera. Das hilft Platz sparen. Ein paar Meter weiter werden die Leuchten montiert, im Anschluss geprüft, verpackt und von Schwaig aus direkt ausgeliefert. In den Lagerhallen warten unter anderem auch Sportartikel oder Textilien auf die Auslieferung. Dabei mache der Lkw-Verkehr nur rund zehn Prozent des Transportaufkommen aus, das meiste erfolgt per Luft- oder Seefracht.

An neun Standorten ist Group7 bundesweit vertreten, unter anderem in Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg. Dazu kommen 195 Stützpunkte weltweit. 600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten bundesweit bei Group7, in Schwaig sind 249 Menschen beschäftigt, davon allein 26 in der IT-Zentrale. 60 Prozent der Mitarbeiter kommen aus einem Umkreis von 25 Kilometern. Am Standort Schwaig gibt es zudem 31 Auszubildende. Ihre Ideen würden gerne in der Chefetage gehört, sagt der 62-jährige Unternehmer. "Wir setzen darauf, selber auszubilden und so die Leute zu halten." Dazu gehöre auch, ein Klima und Räumlichkeiten zu schaffen, "dass die Mitarbeiter gerne bei uns arbeiten". Die Büros der Lagerräume sind hell, freundlich und hochwertig gestaltet, die Lagerhallen haben eine Deckenkonstruktion aus massivem Holz, Lichtbänder sollen Tageslicht vermitteln und eine Heizung gibt es auch.

Fachkräfte sind gesucht, auch bei Group7. Es gibt eine Zusammenarbeit mit der Hochschule Heidenheim in Baden-Württemberg und seit diesem Jahr auch mit der Fachhochschule Mannheim für ein Duales Studium mit praktischer Ausbildung bei Group7. Jochers Sohn Daniel, 25, hat das duale Studium Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Logistik in Heidenheim absolviert und mit einer Ausbildung bei Group7 kombiniert. Tochter Julia, 28, hat die Ausbildung beim Transportunternehmen Kühne + Nagel gemacht und hat anschließend BWL mit Schwerpunkt Logistik studiert. Beide sind inzwischen im Unternehmen tätig. Sie durchlaufen gerade alle Abteilungen, sollen den Betrieb von der Pike auf kennenlernen. Sie wollen später die Geschäftsführung übernehmen. Dass das Unternehmen in der Familie bleibt, das freue ihn sehr, sagt der Firmenchef.

Für dem Standort Schwaig hat Günther Jocher große Pläne. In kurzer Entfernung zur Firmenzentrale liegt ein zehn Hektar großes Grundstück, das Jocher gerne erwerben will. Auf dem neuen Grundstück ist ein Bürokomplex geplant. Wenn es mit dem Kauf klappt, dann kann Group7 seine Fläche nahezu verdreifachen. Ein parkähnlicher Campus mit viel Grün solle entstehen. Nachhaltigkeit sei schon lange ein Thema, das Unternehmen berate die Kundschaft mit einem eigens entwickelten CO₂-Rechner, darüber hinaus seien die Gebäude von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) geprüft.

Ferner will Group7 Betriebswohnungen zusammen mit der Gemeinde im Bereich von Oberding entwickeln. Dazu bräuchte es allerdings noch ein geeignetes Grundstück. "Wir würden selbst bauen", sagt Günther Jocher. Auch hier habe das Unternehmen das nötige Know-How.

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Quelle:
SZ vom 09.10.2021
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