CSU im Landkreis Erding:Der Exodus bleibt aus

CSU im Landkreis Erding: CSU-Kreis-Vize Franz Hofstetter, MdL Ulrike Scharf, Kreisvorsitzender Martin Bayerstorfer und MdEP Angelika Niebler (von links).

CSU-Kreis-Vize Franz Hofstetter, MdL Ulrike Scharf, Kreisvorsitzender Martin Bayerstorfer und MdEP Angelika Niebler (von links).

(Foto: Renate Schmidt)

Anderswo laufen der Partei die Mitglieder weg, nicht so in Erding. An Entspannung ist trotzdem nicht zu denken

Von Thomas Jordan, Erding

Im Kreisverband der Erdinger CSU halten sich die Parteiaustritte trotz der innerparteilich äußerst kontrovers geführten Flüchtlingsdebatte der vergangenen Monate stark in Grenzen. Anderswo hatten die Austritte langjähriger Parteipolitiker für Aufsehen gesorgt. In Ebersberg trat Altlandrat Hans Vollhardt wegen der Wahl Markus Söders aus, in Fürstenfeldbruck und im unterfränkischen Schweinfurt gaben die Ex-Landräte Gottfried Grimm und Harald Leitherer wegen der Migrationspolitik der CSU ihr Parteibuch zurück. Nicht so in Erding. Von Entspannung ist aber auch der Erdinger Kreisverband weit entfernt. Bei einem Pressegespräch im Erdinger Weißbräu am Mittwoch zeigte sich der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz "alarmiert". Die Europaabgeordnete Angelika Niebler und die Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf riefen dazu auf, andere Themen als das Flüchtlingsthema wieder stärker in den Vordergrund zu rücken.

Die Mitgliederzahlen der Kreis-CSU seien zurzeit in Bewegung, sagte Kreisgeschäftsführer Thomas Bauer auf Nachfrage der SZ. Es gebe den ein- oder anderen, der aus Verärgerung über das Verhalten der CSU in der Flüchtlingsfrage ausgetreten sei. "Der Großteil des Verlusts ist aber generationenbedingt" sagt Bauer. Das betonte auch Landrat Martin Bayerstorfer, der zugleich Kreisvorsitzender der Partei ist. Die meisten Austritte habe es bis zum Juni 2018 durch Todesfälle von Parteimitgliedern gegeben. Die CSU-Europaabgeordnete für Erding, Angelika Niebler, betonte sogar, "Bei uns ist jetzt Ruhe eingekehrt" und ließ sich mit Blick auf die schlechten Umfragewerte für die CSU zur Landtagswahl zu einem Fußball-Vergleich hinreißen. Gespielt werde bis zum 14. Oktober, dem Wahltag, und bis dahin zähle "jede Stimme". Schließlich seien 50 Prozent der Wähler noch unentschlossen, wem sie ihre Stimme geben. Um keine falschen Befürchtungen zu wecken, fügte Landrat Martin Bayerstorfer sicherheitshalber hinzu, die CSU werde nicht in der Vorrunde ausscheiden, wie es der Deutschen Mannschaft dieses Jahr bei der WM in Russland passiert ist. Den inhaltlichen Kurs der Parteiführung in der Flüchtlingsdebatte heißt der Landrat ausdrücklich gut: Man könne Wahlen nur mit Glaubwürdigkeit gewinnen, worunter Bayerstorfer offensichtlich die harte Linie der Partei in der Flüchtlingsdebatte versteht. "Über die Art und Weise kann man unterschiedlicher Meinung sein", sagte Bayerstorfer.

Richtiger Kurs, falsche Tonlage, dieser Einschätzung des Parteiverhaltens in der Flüchtlingsdebatte stimmte auch die Landtagsabgeordnete und ehemalige bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf beim Pressegespräch zu. Dies bekomme sie insbesondere von Mitgliedern der Frauenunion in der CSU rückgemeldet. Scharf ist die Bezirksvorsitzender der Frauen-Union in Oberbayern.

"Keine ganz einfache Situation", nennt der Erdinger Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) die Lage der Partei im Moment. Aktuellen Umfragen zufolge wünschten sich nur 20 Prozent der Wahlberechtigten, dass die CSU in Bayern auch künftig alleine regiere. "Das ist alarmierend", sagte Lenz.

Seine Partei müsse zeigen, dass die CSU die passenden Konzepte liefere. "Wir müssen in der Kommunikation stärker werden", ermahnt Andreas Lenz seine Partei. Nicht ständig über Asyl und Migration zu diskutieren, mahnte auch die Europaabgeordnete Niebler an. Angelika Niebler hatte auch gleich eine praktische Empfehlung für die CSU-Parteiführung parat: "Auch mal über Themen zu reden, die für Bayern wichtig sind", wie etwa die Alten- und Krankenpflege. Dieser Forderung schloss sich auch die Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf an.

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