Kiosk am Notzinger Weiher:Eine Ära geht zu Ende

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Der Kiosk im Naturparadies Notzinger Weiher ist zu vergeben. Bis ein neuer Pächter gefunden ist, macht Getrud Link weiter. Hier öffnet sie gerade den Kiosk, den sie viele Jahre mit ihrem Mann betrieben hat . (Foto: Renate Schmidt)

Die Saison startet dieses Jahr ohne den verstorbenen Betreiber Heinrich Link. Seine Frau Gertrud will so lange weitermachen, bis das Landratsamt einen neuen Pächter gefunden hat.

Von Regina Bluhme, Oberding

Der Notzinger Weiher und der kleine Kiosk am Ufer gehören einfach zusammen. 50 Jahre hatte Heinrich Link seinen Schmankerlkiosk, wie er ihn nannte, betrieben. Jetzt um diese Zeit wäre er längst draußen, um nach dem Rechten zu sehen, eine Tasse Kaffee zu trinken und mit einem Spaziergänger einen Ratsch zu halten. Doch am 1. Januar dieses Jahres ist der 72-Jährige unerwartet gestorben. Seit wenigen Tagen hat der Kiosk wieder geöffnet. Wenn das Wetter passt, versorgt jetzt seine Frau Gertrud Besucherinnen und Badegäste mit Eis, Pommes, Würstl und Limo. Zumindest so lange, bis ein neuer Pächter gefunden ist.

Gertrud Link wollte eigentlich bereits an Ostern in die Kiosk-Saison starten. Dann kamen schlechtes Wetter und eine hartnäckige Erkältung dazwischen. Jetzt hat es endlich geklappt. Am Dienstag deckt sie bei strahlendem Sonnenschein die Tische vor dem Kiosk ein und spannt den Sonnenschirm auf. "Zum ersten Mal ohne meinen Mann, das ist irgendwie ganz seltsam. Es fühlt sich nicht richtig an", sagt Gertrud Link. Der Schock und die Trauer über den plötzlichen Tod ihres Mannes sitzen immer noch tief.

"Der Kiosk ist mein Leben", das sagte Heinrich Link beim 50. Jubiläum

Über viele, viele Jahren hat das Ehepaar jede freie Stunde in der Badesaison am Kiosk verbracht. "Der Kiosk ist mein Leben", das sagte Heinrich Link noch im Juni 2021 anlässlich des 50. Jubiläums. Als er noch berufstätig war, ging es nach Feierabend zum Weiher, als Rentner hatte er dann mehr Zeit. Auch seine Frau hat bis vor Kurzem im Sommer nach Arbeitsschluss ihrem Mann geholfen. "Wir waren mit Herzblut dabei", sagt Gertrud Link.

Das Haus am Ufer hat Heinrich Link 1971 selbst gebaut. Große Sorgen machte er sich, als 2017 der Landkreis Pläne bekanntgab für den Bau des Kreisjugendzeltplatzes am Notzinger Weiher, inklusive einer gehörigen Umgestaltung des gesamten Areals. Link fürchtete um die Idylle und die Existenz. Es ging glimpflich aus. Pläne für eine Terrasse vor dem Kiosk, die das Schilfufer bedroht hätte, oder ein Wendehammer, dem Links kleiner Garten hinter dem Kiosk weichen sollte, waren bald vom Tisch. Mit dem 2019 eröffneten Zeltplatz hatte sich das Ehepaar Link arrangiert.

Die Kundschaft kam nicht nur wegen des Badeweihers, sondern wegen der "besten Currywurst", wie Link stets betonte. Auch Mitarbeiter der umliegender Firmen verbrachten gerne die Mittagspause hier. Neben Pommes, Kuchen oder Eis hatte das Ehepaar immer auch einen freundlichen Ratsch im Angebot und für die kleinen Gäste Stofftiere zum Ausleihen.

Am Ufer des idyllisch gelegenen Notzinger Weihers lässt sich wunderbar Brotzeit machen. (Foto: Renate Schmidt)

In der neuen Saison wird Gertrud Link von ihrer Tochter unterstützt. Solange das Landratsamt, dem das Grundstück gehört, keinen neuen Pächter gefunden habe, werde es auf jeden Fall weiter Currywurst geben, Pommes und Toast und ihren selbstgebackenen Kuchen.

Die Bewerbungsfrist für den oder die neuen Pächter ist am 8. April zu Ende gegangen. Die Entscheidung über die vorhandenen Bewerbungen müsse erst noch der Ausschuss für Klima, Natur, Struktur, Verkehr und Umwelt treffen, schreibt das Landratsamt auf Nachfrage. Laut Ausschreibung sucht das Landratsamt jemanden, der den Kiosk während der Badesaison, "aber gern auch an allen anderen schönen Tagen", betreibt. Eine Generalsanierung nach der Saison gehört auch zu den Aufgaben sowie - und das ist neu - die Reinigung der öffentlichen Toilette gleich nebenan. Die reichlich große Toilettenanlage für die Badegäste, die im Zuge des Umgestaltung des Areals 2019 errichtet wurde, fand Heinrich Link immer viel zu überdimensioniert, "so was finden Sie nicht mal in Cannes oder St. Tropez".

Ein Bild aus dem vergangenen Sommer, als der Schmankerlkiosk 50-jähriges Bestehen feierte. (Foto: Renate Schmidt)
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