Nordumfahrung Erding:Die ED 99 bleibt auf Kurs

Die Nachuntersuchung der einst schnell verworfenen Fliegerhorsttrassen ändern nichts an der Einschätzung der Planer, dass die eingereichte Streckenführung die beste ist

Von Florian Tempel, Erding

Die Nordumfahrung Erding steht auf der Liste des Staatlichen Bauamts Freising ganz hinten. Dass man die ED 99 unter den aktuell 23 Straßenbauprojekten im Internetauftritt des Straßenbauamts an letzter Stelle findet, hat aber lediglich damit zu tun, dass sie die einzige Kreisstraße ist. Bei allen anderen Planungsprojekten geht es um Bundes- oder Staatsstraßen, die ja auch im amtlichen Klassifikationssystem weiter vorne eingeordnet sind.

Zuletzt ärgerten sich Erdinger Kommunalpolitiker dennoch gewaltig, dass die Nordumfahrung scheinbar wirklich hintan gestellt werde. Alles dauert so lange, war dann zu erfahren, weil unter anderem die sogenannten Fliegerhorsttrassen ganz plötzlich doch näher untersucht werden mussten. Auf Anordnung von oben, obwohl man sie in Erding längst als untauglich verworfen hatte. Heißt das, dass die Fliegerhorsttrassen die ganze bisherige Planung kippen könnten?

Das ist höchst unwahrscheinlich. Christian Utschig, einer der Planer des Straßenbauamts versicherte der SZ, dass "wir unsere Planungen nicht umgeschwenkt haben". Ganz im Gegenteil: Nach den geforderten Untersuchungen von zwei Streckenführungen über das Fliegerhorstgelände stehe die Vorzugsvariante der Planer und des Landkreises letztlich sogar noch besser begründet da.

Die Planfeststellung ist für die Trasse Süd 2 beantragt, eine fast schnurgerade Ost-West-Verbindung zwischen der Bundesstraße B 388 und der Flughafentangenten Ost (FTO). Man muss kein Verkehrsexperte sein, um im Vergleich mit anderen möglichen Streckenverläufen zu erkennen, dass die Direttissima Vorteile vor Trassenvarianten hat, die in großen Schleifen durch die Gegend führen. Mit detaillierten Untersuchungen und komplizierten Berechnungen von einem halben Dutzend möglicher Streckenverläufe wurde nachgewiesen, dass Autofahrer auf der Süd 2 am schnellesten vorankommen sollten. Auch die Entlastung Erdings vom Durchgangsverkehr wäre mit ihr am größten.

Nur, die Fliegerhorsttrasse waren in der Vergleichsprüfung nicht dabei. Als die Untersuchungen für die Nordumfahrung begannen, war die Entscheidung der Bundesregierung, den Fliegerhorst Erding aufzulösen, noch nicht gefallen. Erst danach ergab sich die Idee, man könnte doch die Umgehungsstraße über das nicht mehr militärisch genutzte Gelände führen. Die Fliegerhorsttrassen wurden in zwei Varianten vorgeschlagen, als Abzweigung von der B 388 näher bei Erding und über das Fliegerhorstgelände zur geplanten Nordanbindung, einer Straße Richtung Norden, parallel zur Alten Römerstraße. Beide Fliegerhorsttrassen wurde jedoch ganz schnell mit dem Argument, sie widersprächen den Planungszielen der Stadt Erding, die auf dem Fliegerhorstgelände einen ganz neuen Stadtteil entwickeln möchte.

Als Privatpersonen, Verbände und Kommunen Einwände gegen die Planfeststellungsunterlagen einreichen durften, fanden sich viele Klagen darunter, dass die Fliegerhorsttrassen leichthin aussortiert und nicht ordentlich untersucht worden seien. Die Regierung von Oberbayern nahm diese Einwände ernst und wies das Straßenbauamt an, die versäumten Analysen und Berechnungen nachzuholen. Dabei kam heraus, dass die Fliegerhorsttrassen, was den Lärmschutz und die Zerschneidung von Naherholungsräumen betrifft, nicht besser oder schlechter als die Süd 2 wären. Beim Artenschutz - hier geht es vor allem um Reviere des Großen Brachvogels, aber auch um Kiebitze, Feldlerchen und Wiesenschaftstelzen - schneiden sie zwar besser ab. Auf der anderen Seite wäre die "Reisezeit" auf ihr länger und außerdem will sie die Stadt Erding nach wie vor nicht haben. Utschig sagte, alles in allem halte man auch nach den Nachuntersuchungen die Trasse Süd 2 für besser. Die "eigentliche Abwägung nimmt aber die Regierung von Oberbayern vor", räumte er ein. Im Normalfall folgt die Bezirksregierung den Planern und Projektanten.

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