Das Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen hat am Dienstagvormittag vor dem Landratsamt Erding gegen die Weiterplanung der Nordumfahrung ED99 demonstriert. Die Mitglieder hatten diesmal einen begehbaren „Zug“ mitgebracht, um ihre Forderung nach einem flächendeckenden Ausbau des ÖPNV und des Rad- und Fußverkehrs zu unterstreichen.
„Klimaschädlich, naturzerstörend, unnötig und teuer“ – so lautet das Urteil der Mitglieder vom Bündnis für Klimaschutz zu dem Bau der Nordumfahrung, an der inzwischen seit 20 Jahren geplant wird. Verärgert ist auch die Stadt Erding. Seit gut neun Jahren wartet die Große Kreisstadt, die das Vorhaben lieber heute als morgen realisieren würde, auf die Planfeststellung der 9,5 Kilometer langen Verbindung zwischen der B388 und der Flughafentangente Ost. Die letzte Erörterung fand im vergangenen November statt.
Mit der Nordumfahrung Erding (ED 99) „soll eine leistungsfähige straßenseitige Verkehrsanbindung des östlichen Landkreises Erding an den Flughafen München geschaffen werden“. So steht es auf der Homepage des Staatlichen Bauamts Freising. Zudem werde die Stadt Erding vom Durchgangsverkehr in West-Ost-Richtung entlastet. Oberbürgermeister Max Gotz spricht indes kaum mehr von einem Flughafenzubringer. Die Nordumfahrung werde benötigt vor allem wegen des künftigen neuen Stadtteils am Fliegerhorst-Areal, heißt es jetzt. Der erwartete zusätzliche Verkehr soll um die Stadt herumgeführt werden.
Wohnen auf dem Fliegerhorst Erding:"Wir haben einen langen Weg vor uns, wir brauchen einen langen Atem."
Mit der Konversion des Erdinger Fliegerhorsts kann die Stadt zeigen, wie eine innovative Städteplanung aussieht. Ein komplett neuer Stadtteil für bis zu 6500 Menschen, für Gewerbe und für den neuen Erdinger Bahnhof ist auf dem Gelände in Planung. Eine Delegation der Internationalen Bauausstellung Metropolregion München begibt sich auf Besichtigungstour.
Einen völligen Stillstand hatte es 2023 allerdings nicht gegeben, da die Stadt Erding sich entschlossen hat, die Planungskosten des Landkreises in Höhe von 80 000 Euro zu übernehmen. Ende November 2023 fand in der Stadthalle zudem ein nicht öffentlicher Erörterungstermin statt, bei dem die Einwendungen der Naturschützer gehört wurden. Nach Ansicht des Bündnisses für Klimaschutz laufen die Kosten für das Projekt längst aus dem Ruder. Das Bündnis geht laut Pressemitteilung inzwischen von circa 100 Millionen Euro aus für das „Grün-Kaputt-Projekt“.
„Mehr Straßen fördern den Autoverkehr“, schreibt das Bündnis
„Wie kann man nur in dieser Zeit noch an so einer Planung aus dem vergangenen Jahrhundert festhalten?“, fragt Wolfgang Fritz, Initiator des Bündnisses und Vorstandsmitglied der Bund Naturschutz (BN)-Kreisgruppe Erding. Er kritisiert in einer Pressemitteilung, dass „weiterhin Beton, Stahl und Asphalt in unglaublichem Ausmaß verbaut werden“. Stattdessen brauche es dringend eine „Verkehrswende hin zu öffentlicher Mobilität und Radverkehr“.
Vilmar Eggerstorfer vom VCD Kreisverband Erding wiederum ist überzeugt: „Mehr Straßen fördern den Autoverkehr! Erding und das Land bräuchten ein innovatives Mobilitätskonzept statt einer „monströsen“ Straße und einer dritten Startbahn“. Einen weiteren Aspekt bringt Julika Schreiber, BN Regionalreferentin Oberbayern, ins Spiel: „Um die Daseinsvorsorge und die Teilhabe an der Gesellschaft zu gewährleisten, brauchen wir ein umfassendes und gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz.“ Auch Rentner, Asylbewerber oder Azubis ohne Auto müssten von A nach B kommen. Sie verweist auf den wirtschaftlichen Faktor: „Die Betriebe beschweren sich darüber, dass sie keine Azubis bekommen, weil dort kein Bus fährt.“
Erdinger Nordumfahrung:Ärger auf allen Seiten
Die Befürworter kritisieren die lange Planungszeit, die Gegner wollen das Projekt begraben. Jetzt tut sich wieder etwas. Am Donnerstag ist Erörterungstermin in Erding mit Naturschützern.
Uschi Schmidt-Hoensdorf, Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz, und Norbert Hufschmid, BN-Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Erding, sind sich einig: Für die Verkehrswende brauche es „massive Investitionen in den ÖPNV anstatt das Straßennetz weiter auszubauen“. Gerade im ländlichen Raum sei es wesentlich, den ÖPNV auszubauen, damit das Auto nicht die einzige Alternative für die Mobilität ist.
Das Bündnis verweist insbesondere auf die große Naturzerstörung, die der Bau der Straße mit sich brächte. Eine Fläche von 35 bis 40 Hektar würde versiegelt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die Mitglieder fordern nun, das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu überprüfen, wie es der Bundesrechnungshof bereits bei den Planungen für die B26n und B10 verlangt habe. Dabei verweist das Bündnis darauf, dass erst kürzlich das Bundesverkehrsministerium Kürzungen des Autobahnbudgets aus Kostengründen angekündigt habe.