Süddeutsche Zeitung

Neufahrn:Verwunderung über Ausnahme für Hotel

Die Planungen für einen Ausbau der Bahnstrecke München-Freising sind erst einmal in der Schublade verschwunden. Es bestehe derzeit kein politischer Wille, die Sache voranzutreiben, erfuhr die Gemeinde auf Nachfrage bei der Deutschen Bahn. Langfristig sei es aber schon vorgesehen auf drei beziehungsweise vier Gleise zu erweitern. Umso mehr wundert man sich im Neufahrner Rathaus darüber, dass die Bahn offenbar kein Problem mit der Errichtung eines kleinen Hotels anstelle des ehemaligen Bahnwärterhäuschens hätte - auf einem Grundstück, dass sie für einen Gleisausbau eigentlich brauchen würde. Warum das Eisenbahn-Bundesamt das Grundstück so bereitwillig "von Eisenbahn-Betriebszwecken freigestellt" hat, kann auch Bauamtsleiter Mihael Schöfer nicht sagen: Gegebenenfalls würde die Deutsche Bahn wohl versuchen, das Grundstück zurückzugekommen, vermutet er, "die sehen das recht entspannt".

Die Gemeinde hatte sich auf Anregung von Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP) an die Bahn gewandt, nachdem der Antrag für das Neufahrner Hotel im Rathaus eingegangen war. Wie die Bahn mit dem Thema nun umgeht, findet Pflügler "problematisch". Man könne doch nicht jemanden bauen lassen und ihn dann nach zehn oder 20 Jahren wieder enteignen, meinte er. Der Verkehrsreferent wundert sich auch, dass die Bahn gerade hier eine Ausnahme macht. Alle anderen für einen Gleisausbau nötigen Flächen im Bereich Neufahrn seien in ihrem Besitz geblieben.

Dass die Bauanträge für das Hotel und auch für ein Appartementhaus ganz in der Nähe vergangenes Jahr zurückgestellt wurden, hatte allerdings nichts mit dem Rätselraten um die Motive der Bahn zu tun: Der Gemeinderat hat aus Angst vor weiteren Boardinghäusern im Sinne von Arbeiterwohnheimen beschlossen, für den Bereich zwischen Bahnhof, Hotel Maisberger und Vogelweide erst einmal einen Bebauungsplan aufzustellen.

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SZ vom 15.02.2017 / bg
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