Neufahrn:Ende mit Wehmut

Der Volkshochschulverein wird am 31. Januar aufgelöst, die Gemeinde hat bereits die Trägerschaft übernommen

Die Stimmung im Rathaus war etwas wehmütig - zum Beispiel bei Wolfgang Voigt, der zwölf Jahre lang Vorsitzender der Volkshochschule Neufahrn war. Oder bei Margrit von Barby, die seit 1977 deren Theatergemeinde leitet. "Das hat mein Leben schon bestimmt", sagte sie am Montagabend, als sich der Verein der Volkshochschule zu seiner letzten Mitgliederversammlung traf. Vorsitzender Voigt, seine Stellvertreterin Beate Frommhold-Buhl und Schriftführerin Hilde Waschkowski wurden verabschiedet.

Kommende Woche, zum 31. Januar, wird der Verein aufgelöst, das ist schon seit Wochen so beschlossen. Die Volkshochschule wird es freilich weiter geben. Die Gemeinde hat bereits die Trägerschaft und damit auch das Personal übernommen, in Kürze soll ein Förderverein ins Leben gerufen werden. Die ersten Interessenten haben sich bereits in entsprechende Listen dafür eingetragen.

Es sei ihm ein wirklich großes Anliegen, dass die Volkshochschule weiterlebe, betonte Bürgermeister Franz Heilmeier. Hintergrund der Veränderung seien nur verwaltungstechnische und personalorganisatorische Gründe gewesen. "Ich habe ein gutes Gefühl dabei", stellte Voigt fest, und er versicherte erneut, dass die neue Trägerschaft für die Kursteilnehmer keine Veränderungen zu bedeuten haben: "Der Betrieb wird ohne Unterbrechung weitergeführt."

Das haben auch Leiterin Ulrike Gietl und ihre Mitarbeiterin Anja Rahimpour erklärt, als sie die neuen Programmhefte vor kurzem persönlich beim Freitagsmarkt verteilten. Die Einschreibungen für das nächste Semester laufen bereits. Besonders groß ist die Nachfrage wieder in den Bereichen Fitness und Entspannung. Etliche Kurse sind schon ausgebucht. Zu einem Renner entwickeln sich offenbar auch Nähkurse. Das Angebot wurde hier deutlich erweitert.

Neu sind zum Beispiel eine Veranstaltung mit einem Foto-Dozenten im Kultur- und ein Kochkurs im Kinderprogramm. In der Reihe "Heimat neu entdecken" kommen diesmal Naturfreunde bei Exkursionen in der näheren Umgebung auf ihre Kosten. Umfangreich ist wieder das Angebot an Deutschkursen, die seit 2015 deutlich ausgeweitet wurden - eine Folge der Zunahme ausländischer Einwohner und der Ankunft von Flüchtlingen. Die Hefte der Volkshochschule sind kostenlos in der Geschäftsstelle erhältlich, ebenso im Rathaus, in der Bücherei und anderen Einrichtungen sowie in Banken und Geschäften. Infos gibt es auch im Internet unter www.vhs-neufahrn.de.

Gegründet worden war der jetzt aufgelöste Verein Volkshochschule 1970 - damals in Kooperation mit der Nachbargemeinde Eching. Zum "Trimesterbeginn" wurden beispielsweise Kurse in Sprachen, Stenografie und Maschinenschreiben sowie Vorträge über Psychologie ("Die Welt unserer Kinder") und Rechtsfragen angeboten. 1974 übernahm Erika Schreiner die Leitung für Neufahrn. Sie sollte die Arbeit mehr als 20 Jahre lang allein und ehrenamtlich von daheim aus erledigen.

Inzwischen hat die Einrichtung längst eine eigene Geschäftsstelle, seit 2000 befindet sie sich im Pavillon vor dem Rathaus. Und Schreiners Nachfolgerin Ulrike Gietl übt ihre Aufgabe auch schon wieder fast 20 Jahre lang aus. Sogar auf eine mehr als 25 jährige Amtszeit brachte es Adolf Springer, der von 1979 an Vorsitzender war.

1980 trennten sich die Volkshochschule Neufahrn und Eching. Beide waren inzwischen groß genug, um eigene Wege zu gehen. 1994 schloss sich die Hallbergmooser Volkshochschule formal der Einrichtung in Neufahrn an: Sie war wiederum allein zu klein, um Zuschüsse des Landes zu erhalten.

Ein Dauerthema seit vielen Jahren ist das Raumproblem. Klassenzimmer in der Mittelschule stehen wegen des Ganztagsunterrichts nicht mehr wie früher zur Verfügung, zugleich ist das Kursangebot zunehmend umfangreicher und professioneller geworden. Immer wieder waren und sind kreative Lösungen gefragt - zum Beispiel Zumba-Kurse im alevitischen Gemeindezentrum. Der Antrag, am Galgenbachweg ein eigenes "Haus für Erwachsenenbildung" zu errichten, fand im Gemeinderat keine Unterstützung. Deutlich entspannt hat sich die Situation aber, seit die Volkshochschule einen gemeindeeigenen Raum am Marktplatz als "Gesundheitsraum" bekommen hat. Künftig soll sie Räume im neuen Ganztagsgebäude der Grundschulen mitnutzen können.

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