Neues Konzept für Erding:Dem Auto wird der Kampf angesagt

Schoener Turm

Die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto ist ein Thema, das noch genau diskutiert werden muss.

(Foto: Stephan Görlich)

Die Politik will eine neue Mobilität entwickeln. Ziel ist es, Alternativen zum fließenden und stehenden Individualverkehr aufzuzeigen

Von Antonia Steiger, Erding

Das wird mit Sicherheit eine muntere Diskussion: Die Stadt Erding will ein Mobilitätsentwicklungskonzept erarbeiten, das Hinweise darauf geben soll, wie die Erdinger sich künftig am besten durch ihre Stadt bewegen können. Der private Autoverkehr soll an Dominanz verlieren, Alternativen sollen aufgezeigt werden. Am Dienstag gab der Stadtentwicklungsausschuss dafür den Startschuss. Die Stadt arbeitet dabei mit dem Büro Trend Red zusammen, das zunächst einmal eine Bestandsaufnahme machen wird, unter anderem mithilfe einer Bürgerbefragung.

Die bunte Vielfalt an möglichen Themen zeigte sich schon bei den erste Wortmeldungen. Ob Bus, Radverkehr, Fußgänger, E-Mobilität, die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto, autonomes Fahren, der ruhende Verkehr oder Carsharing: Jeder setzt andere Schwerpunkte, jedem ist etwas anderes am wichtigsten. Dass es im Kern aber darum geht, den privaten Autoverkehr zurückzudrängen, machte OB Max Gotz (CSU) gleich zu Anfang klar. Er wünscht sich eine zügige Herangehensweise, die Öffentlichkeit werde eingebunden, und zwar bevor Entscheidungen getroffen werden. Gotz hat nicht nur das Fliegerhorstgelände im Blick, das bebaut werden kann, wenn die Bundeswehr vermutlich im Jahr 2024 abgezogen sein wird, sondern auch Bauleitplanungen, die in näherer Zukunft liegen. Er stellt sich vor, dass für bestehende Quartiere Lösungen gefunden werden, wie der Verkehrskollaps aufzulösen sei. Auch die Stellplatzsatzung wird auf den Prüfstand gestellt, die von jedem Bauherr fordert, eine bestimmte Zahl an Parkplätze zur Verfügung zu stellen.

Noch ist aber keine Abkehr des Bürgers vom Individualverkehr zu erkennen: Laut Christian Famira-Parcsetich von der Abteilung Stadtentwicklung im Rathaus hat die Zahl der Einwohner in Erding in den vergangenen acht Jahren um acht Prozent zugenommen, die Zahl der Autos um mehr als das Doppelte. Das neue Konzept soll für bestehende Quartiere Lösungen finden für Probleme wie fehlende private Parkplätze, den hohen Parkdruck auf den Straßen und die Probleme öffentlicher Aufgabenträger wie Müllabfuhr und Rettungsdienste, die immer wieder ihre Routen nicht einhalten und ihre Aufgaben nicht wunschgemäß ausführen können. Für neue Wohngebiete sollen Ideen entwickelt werden, wie der Stellplatzbedarf reduziert und Flächen für Autos eingespart werden können. Pilotprojekte seien denkbar, heißt es in der Vorlage der Verwaltung, die auf das übrige Stadtgebiet ausgedehnt werden könnten.

Wie es nun weitergeht, erklärte Tobias Kipp vom Büro Team Red, das bereits im Münchner Raum einige Projekte begleitet, zum Beispiel in Garching und in Murnau. Mobilitätskonzepte entwickelt das Büro auch für die Bayern-Kaserne in München sowie für das Quartier Freiham. Mit dem Landkreis Ebersberg erstellt Team Red ein E-Mobilitätskonzept. In Erding wird das unter anderem mit Informatikern, Geografen, Stadtplanern und Designern interdisziplinär aufgestellte Team Red zunächst vorhandene Daten aus dem in die Jahre gekommenen Erdinger Verkehrsmodell des Büros Obermeyer sichten, im kommenden Jahr folgt eine Bürgerbefragung. Für diese Befragung bekommt das Büro Team Red 100 000 Euro aus der Stadtkasse zur Verfügung gestellt. Wie die Bürger zum Mitmachen animiert werden sollen, beantwortete Gotz ganz einfach: Je mehr Bürger sich zu einem bestimmten Thema äußern, desto intensiver werde es bearbeitet.

Weitere 50 000 Euro hat der Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Verkehrsausschuss für eine anschließende Zieldefinition freigegeben. Diese Arbeiten umfassen zusammen die Phase 1 des Mobilitätsentwicklungskonzeptes. Am Ende soll die Entwicklung bis ins Jahr 2030 oder 2035 vorangetrieben werden. Dabei sollen auch Projekte wie der Ringschluss, die Nord- und die Südostumfahrung berücksichtigt werden, wie auch die Entwicklung des Lab Campus am Flughafen und mehrerer Baugebiete in Erding.

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