Neues Hotel:Wohlig warme Gemütlichkeit

In Hallbergmoos eröffnet demnächst ein neues Holiday-Inn-Hotel. Es wird rund um den denkmalgeschützten Alten Wirt gebaut. Der ist nach seiner Totalsanierung als eine Art Brotzeit-Stüberl in den Neubau integriert

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Es herrscht ruhige Betriebsamkeit auf der momentan spektakulärsten Baustelle im baufreudigen Hallbergmoos. Dabei steht die Sanierung des ältesten Hauses im Ort, dem Alten Wirt an der Ecke Ludwig-/Theresienstraße, kurz vor der Fertigstellung. Und was dann mit dem Wirtshaus, das erstmals 1830 erwähnt wurde, passiert, hätte sich das Gemäuer nicht träumen lassen: Es wird zum Brotzeitstüberl eines Holiday-Inn-Hotels mit 165 Betten, das in den vergangenen eineinhalb Jahren rund um den Alten Wirt gebaut worden ist.

Nur Erching und das Schloss Birkeneck können auf eine längere Geschichte zurückblicken, als der Alte Wirt an der Ludwigstraße. Bekanntlich entstand der Ort Hallbergmoos erst, als Freiherr von Hallberg 1825 das Schloss am Rande des Erdinger Mooses gekauft hatte und begann, Teile der Landschaft zu entwässern. Der Alte Wirt taucht erstmals im Freysinger Wochenblatt vom Sonntag, 28. Februar 1830, auf, wo Johann Nepomuk Asam, Wirth zu Hallbergmoos, bekannt gibt, dass er das neue Wirtshaus in der Kolonie bezogen hat. Die letzten Bewohner waren die Hallbergmooser Künstler Tita Heydecker und Konrad Dördelmann, die von 1985 bis 1996 hier lebten und sich um den Erhalt des Gasthauses bemühten. Unter Denkmalschutz wurde es 1993 gestellt und stand nach dem Auszug der Künstler jahrelang leer.

Alter Wirt Hallbergmoos

Das Luftbild aus den 1950er Jahren zeigt das Areal, auf dem der Alte Wirt steht. Repro Karl-Heinz Zenker

Die strengen Auflagen der Denkmalschutzbehörden, vor allem der Oberen, die bei der Regierung von Oberbayern angesiedelt ist, waren es auch, die besondere Herausforderungen für die Sanierung darstellten. Babak Patrick Mahdawi-Nader, Technischer Projektmanager des Bauherrn, der durch das in Berlin ansässige Planungs- und Projektsteuerungsbüro GBI Qualitätsmanagent vertreten wird, ist ein zurückhaltender Mann. Beim Rundgang durch die Baustelle danach befragt, lächelt er und meint nur: "Kooperativ, aber nicht ganz einfach".

Von Anfang an war es Teil des Hotelkonzepts, das denkmalgeschützte Wirtshaus in den Neubau zu integrieren. Jetzt sind die alte Gaststube und ihre Nebenräume eine Art Brotzeit-Stüberl, das auch Nicht-Hotelgästen zur Verfügung stehen wird. Auch nach der Totalsanierung verbreitet das Gasthaus mit seinen gewölbten Decken und den schönen alten Holzfenstern eine wohlig warme Gemütlichkeit, auch im Rohbau. "Die Fenster sind alle demontiert worden, wurden in der Werkstatt saniert und jetzt wieder eingebaut", erzählt Babak Patrick Mahdawi-Nadler. Weil damit aber die nötigen Wärmedämmwerte nicht erreicht werden konnten, wurde die originalgetreue Einscheiben-Verglasung noch durch ein zweites, im Inneren vorgehängtes, Fenster ergänzt, was nicht weiter auffällt. In einem Nebenraum mussten laut Vorgabe des Denkmalschutzes auch alte Wandbemalungen erhalten bleiben, sie verleihen dem Seminarraum jetzt eine ganz besondere Atmosphäre.

Neues Hotel: Der Umbau in ein neues Hotel ist derzeit in vollem Gange.

Der Umbau in ein neues Hotel ist derzeit in vollem Gange.

(Foto: Lukas Barth)

Steil und nicht normgerecht, aber wunderbar alt ist auch die Holztreppe ins Obergeschoss, wo sich vier Konferenzräume befinden. Entsprechend vorsichtig muss man die steile Treppe empor steigen. "Hier mussten wir nur die drei Antrittsstufen neu machen", erzählt Mahdawi-Nadler, und gesteht: "Es hat Spaß gemacht, sich mit dem Objekt auseinanderzusetzen und dem alten Wirtshaus wieder Leben einzuhauchen." Für eine der kleinen Gaststuben hat man im ganzen Haus die originalen Terrakotta-Fliesen zusammengesucht, damit wenigstens ein Raum mit dem originalen Fußboden präsentiert werden kann.

An die Westseite des Alten Wirts wurde angebaut, hier befinden sich Hotelzimmer und Räume für die Mitarbeiter. Da hat der Denkmalschutz eine unterschiedliche Fassade verlangt, damit der Alte Wirt besser zur Geltung kommt. Man hat sich für eine Holzoptik an den Neubauten entschieden. Insgesamt bilden diese eine Art Vierseithof. Mit dem Alten Wirt verbunden ist auch der Speisesaal, der sich mit einer Glasfront zum Innenhof hin öffnet. In den Gastzimmern wird gerade der Teppichboden verlegt, die Übergabe ist für Mitte November geplant. Die Eröffnung des neuen Holiday Inns soll dann noch in diesem Jahr erfolgen, nach 16 Monaten Bauzeit.

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