Neuer Träger äußert sich:"Dumpinglöhne sind eine Mär"

Landkreis und BRK-Kreisverband unterzeichnen Vertrag über Betrieb des Frauenhauses

Von Thomas Daller, Erding

Der Landkreis und der Kreisverband des Roten Kreuzes haben am Freitag einen Vertrag über den Betrieb des Frauenhauses Erding unterzeichnet. Zum 1. März 2018 soll das Rote Kreuz darüber hinaus die Interventionsstelle in gleichem Umfang weiterbetreiben und zudem neu einen Frauennotruf anbieten.

Dieser Trägerwechsel hatte für einiges Aufsehen gesorgt: Erst hatte der ursprünglich mitbeteiligte Landkreis Freising den Vertrag gekündigt, weil laut Rechnungsprüfung die Kosten zu hoch seien. Daraufhin hatte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) dem bisherigen Träger, dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) gekündigt, um neu auszuschreiben. Und zwar mit einer Deckelung in Höhe von 120 000 Euro, obwohl sich die Kosten des SkF auf mehr als 160 000 Euro beliefen. Zahlreiche Kritiker monierten daraufhin, dies werde zu Lasten der Qualität gehen. Bayerstorfer verwies dabei immer auf das Frauenhaus in Freising, das mit diesem Betrag auskomme. Außerdem würden auch die Richtlinien des Sozialministeriums keine Defizitfinanzierung vorsehen, wie man das bislang mit dem Sozialdienst gehandhabt habe.

BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden betonte bei der Vertragsunterzeichnung, man werde das Frauenhaus auf gleichbleibend hohem Niveau weiterführen. Es sei eine "Mär", dass das BRK beim Frauenhaus nur "Dumpinglöhne" zahlen werde. Der BRK-Tarif sei angelehnt an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Auch die Stellenbesetzung entspreche den Förderrichtlinien des Sozialministeriums: 1,25 Sozialpädagogenstellen und 0,5 Stellen für eine Erzieherin für fünf Frauen mit bis zu sieben Kindern. Franz Hofstetter, Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes, versprach ebenfalls eine gute Sozialarbeit: "Wir werden ganz genau darauf schauen, weil ganz viele darauf schauen werden." Ein Übernahmeangebot an die derzeitigen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses habe man nicht offeriert, sagte van der Heijden, weil es sich ihres Erachtens nicht um einen Betriebsübergang handele. Aber "es können sich auch die Damen vom SkF bewerben".

Neben dem Frauenhaus wird das Rote Kreuz die Interventionsstelle betreiben, deren Kosten jedoch nicht in denen des Frauenhauses enthalten ist. Außerdem soll es künftig auch einen Frauennotruf geben, den ebenfalls das BRK betreiben wird. Laut van der Heijden will das Rote Kreuz zudem Präventionsarbeit in den Schulen leisten und die Gründung von Selbsthilfegruppen initiieren. "Wir wissen durchaus, wie man Menschen auffängt, die in tiefster Not sind."

Obwohl das BRK mit dem Erdinger Frauenhaus erstmalig ein Frauenhaus in Bayern betreibt, war Franz Hofstetter zuversichtlich, "dass wir das leisten können": "Auch in anderen Bereichen haben wir schon Ideen. Nicht nur das Frauenhaus wird unser Portfolio erweitern."

Landrat Bayerstorfer will zudem versuchen, etwas gegen die lange Verweildauer im Frauenhaus zu unternehmen, weil viele Frauen keinen bezahlbaren Wohnraum finden, wenn sie keine intensive Betreuung mehr benötigen und notgedrungen im Frauenhaus wohnen bleiben. Er könne sich vorstellen, dass man Folgeangebote mit einem ambulanten Dienst entwickeln könne. Er habe bereits mit Sozialministerin Emilia Müller gesprochen, ob es dafür Fördermittel geben könnte. Darüber hinaus könnte auch die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises diese Frauen unterstützen, die sonst keine Wohnung finden.

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