Neuer Pfarrer für Erding:"Es soll ohne Vorurteile für alle Platz geben"

Der ehemalige Militärseelsorger Martin Garmaier folgt Reinhold Föckersperger als Pfarrer und Pfarrverbandsleiter nach.

Von Sarah Weiss, Erding

Nach 16 Jahren Amtszeit wechselt Dekan Reinhold Föckersperger zum 1. September die Pfarrstelle. Pfarrer in der Pfarrei St. Johannes und Leiter des Pfarrverbands Erding-Langengeisling wird Martin Garmaier. Momentan ist Garmaier Pfarrer in Waldkraiburg, wo er auch seit 2000 den Pfarrverband leitet.

"Noch einmal komplett neu anzufangen, wird spannend, aber ich bin tatenfreudig", sagt Martin Garmaier über seine neue Stelle in der Pfarrei St. Johannes. Er habe auch keine Erwartungen - außer an sich selbst. "Ich wünsche mir Offenheit und keinen Dogmatismus. Es soll ohne Vorurteile für alle Platz geben." Da gehe es ihm auch um Dinge, die schon länger in der Diskussion seien, wie der Umgang mit Geschiedenen oder Homosexuellen. "Ich nehme alle an und möchte diese Einstellung auch in Erding einbringen."

Neuer Pfarrer für Erding: Martin Garmaier wurde in Freising zum Priester geweiht. Jetzt kommt der Pfarrer nach Erding.

Martin Garmaier wurde in Freising zum Priester geweiht. Jetzt kommt der Pfarrer nach Erding.

(Foto: OH)

Garmaier wurde im November 1956 in München geboren und ist auch dort aufgewachsen. Schon während dieser Zeit war er Ministrant und engagierte sich in der kirchlichen Jugendarbeit. Sein Studium absolvierte er an der LMU und arbeitete nebenbei beim Erzbischöflichen Jugendamt. Nach dem Studium war Garmaier vier Jahre lang Kaplan in Neufahrn bei Freising, in Freising erhielt er 1984 die Priesterweihe. Erding ist für ihn also nicht komplettes Neuland.

Abgesehen davon scheint man Garmaier nicht so leicht ins Bockshorn jagen zu können. Als er mitbekam, wie sich die Situation der Bundeswehr im geteilten Deutschland gestaltete, wurde er 1988 Militärpfarrer und betreute zwölf Jahre lang Soldaten. "Ich hatte das Gefühl, dass es wichtig war, die Menschen zu begleiten. Es sollte jemand dabei sein, der nicht bei allem Hurra schreit." Im Bund der Deutschen Katholischen Jugend setzte er sich für kirchliche Begegnungsarbeit ein und traf sich mit Katholiken in Görlitz. Später begleitete Pfarrer Garmaier deutsche Soldaten auch auf Auslandeinsätze nach Kambodscha, Kroatien, Bosnien oder Kosovo. Auch auf Friedenseinsätzen der Marine in der Adria sei er als Seelsorger dabei gewesen, sagt er. "Wenn die Soldaten kein Licht hatten, hatte ich auch keins. Wenn deren Klo eingefroren war, war auch meins gefroren. Ich habe alles mit ihnen geteilt, das war sehr intensiv - und trotz allem sehr schön." Nur wenn er nah an den Menschen sei, könne er mitkriegen, was sie bewege, sagt Garmaier. Ein weiterer positiver Aspekt: "Auf solchen Einsätzen hält sich die Bürokratie in Grenzen."

Noch während seiner Zeit als Militärseelsorger machte der Pfarrer eine Ausbildung in der Gestalttherapie. Das sei ein Zweig der Psychotherapie, der "eine Person in ihrer Ganzheitlichkeit wahrnimmt." Es gehe um den Körper und seine Gefühle und die Einstellung: "Gefühle sind alle erlaubt." Diese Herangehensweise könne er auch wunderbar mit seinem Glauben in Einklang bringen, sagt Garmaier: "Auch Jesus hat den Menschen ernst genommen, so wie er war, so wie er geschaffen wurde."

15 Jahre lang war Martin Garmaier nun Pfarrer in Waldkraiburg und hat dort auch den Pfarrverband geleitet. Obwohl er deutlich Wurzeln geschlagen hat, freut sich der 58-Jährige sehr auf sein Amt in Erding. "Die Menschen werden mir sehr fehlen, aber wenn man zu lange irgendwo bleibt, wird man eingefahren." Da er bis 70 arbeiten müsse, sei jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel. "Ich kann jetzt noch an die zwölf Jahre in Erding arbeiten, das ist eine spannende Perspektive. Müde bin ich noch lange nicht." Trotzdem habe er keine besonderen Ambitionen, wie Föckersperger auch Dekan zu werden. "Wenn keiner will, bin ich bereit, aber ich werde nicht danach hechten. Das wichtigste an meiner Arbeit ist die Seelsorge." Der Pfarrverband Erding sei zwar etwas kleiner als der in Waldkraiburg, aber "Arbeit gibt es überall."

Am vergangenen Wochenende habe er seinen Wechsel in Waldkraiburg bekannt gegeben. Je nachdem wie sich die Übergabe in Erding gestalten werde, möchte er im August freihaben, bevor er offiziell am 1. September die beiden Posten übernimmt. Er hat noch einen dicken Brocken zu stemmen: "Ich brauche Zeit, um meinen Keller auszumisten."

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