Neue Testanlage für Flugzeuge in Erding:Älterwerden im Zeitraffer

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25 Jahre im Zeitraffer - Auf dem Bundeswehr-Gelände in Erding werden verschiedene Airbus Typen auf ihre Lebensdauer getestet. Mehr als tausend Mitarbeiter sind beim Unternehmen IABG aus Ottobrunn im Einsatz.

Matthias Vogel

Das Ottobrunner Unternehmen IABG hat auf dem Gelände des Fliegerhorsts eine Halle errichtet, in der sie künftig das neue Flugzeugprogramm Airbus 350 XWB auf Herz und Nieren testen wird, bevor Flieger dieses Typs in Betrieb gehen. Der Rohbau ist abgeschlossen, jetzt muss das Gebäude mit dem notwendigen technischen Equipment ausgestattet werden. "Ich denke, im August oder September sind wir fertig, dann kann der Kunde den Prüfling schicken", sagte IABG-Chef Rudolf Schwarz. Nach SZ-Informationen bewegt sich die Investition in Millionenhöhe.

In Erding altern Flugzeuge bald schneller: Bevor das neue Flugzeugprogramm des Airbus A350 XWB (Bild) in Betrieb geht, testet das Unternehmen IABG es auf Herz und Nieren. (Foto: Airbus - HCSGM)

Das Unternehmen feiert am Samstag (14.05.2011) mit einem Tag der offenen Tür seinen 50.Geburtstag. Ein Geschäftsfeld des Testdienstleisters ist es, Flugzeuge einem sogenannten Strukturermüdungsversuch zu unterziehen. Ganze Maschinen und einzelne Baugruppen werden auf ihre Festigkeit und Lebensdauer geprüft. "Die Flugzeuge sollen 25 Jahre halten, wir simulieren die Belastungen sozusagen im Zeitraffer."

In Hallen wie der neuen auf dem Fliegerhorst-Gelände müssen sie also etliche tausend Flüge schadlos überstehen, lange bevor sie bei den Airlines in den regulären Flugbetrieb gehen. Das gilt für Großraumjets genauso wie für Flugzeuge der allgemeinen Luftfahrt und für Militärflugzeuge. Vom Kunden Airbus testet die IABG derzeit gleich vier Typen parallel: A 380, A 320, die Militärtransportmaschine A 400 M und eben den Airbus 350 XWB. Für dieses Projekt hatte das mehr als tausend Mitarbeiter starke Unternehmen 2010 nach Ausschreibung den Zuschlag erhalten.

Die Testanlage in Erding ist die erste ihrer Art. Sie ist schnell auf- und abbaubar. "Das gab es bislang noch nicht. Dank dieser Mobilität können wir unsere Kunden global, also dort, wo sie es wünschen, bedienen", erklärte Rudolf Schwarz. Im Falle von Airbus war das nicht anders. Der Kunde wünschte sich den Ermüdungsversuch in Flughafennähe. "Der Standort Ottobrunn wäre für den A350 auch nicht möglich gewesen. Die Teile sind zu groß, die Tieflader würden nicht unter den Brücken durchpassen", sagte Schwarz. Der kurze Weg zwischen Erding und dem Flughafen sowie die hauseigene Start- und Landebahn machten den Fliegerhorst zur "idealen Position" für die IABG.

Auch bei der Stadt Erding hatte die Firma nach Flächen gefragt. "Wir haben keine gehabt", sagte Bürgermeister Max Gotz (CSU). Dass die IABG bei der Bundeswehr am Standort Erding fündig geworden ist, begrüßt Gotz - aus gutem Grund. Mit der Stromversorgung des gepachteten Grundstücks sind die Stadtwerke betraut worden. Der Rathauschef sprach von einem Auftragsvolumen in Höhe von "mehreren 100.000 Euro".

"Die Anlage bleibt auch im Besitz der Stadtwerke, wenn die IABG irgendwann ihre Zelte wieder abbricht." Gotz glaubt an weiteren Mehrwert für seine Stadt: "Ob die Mitarbeiter sich eine Brotzeit kaufen oder Materialien besorgt werden müssen - die Niederlassung ist auf jeden Fall eine Bereicherung für uns."

Der Vertrag der Ottobrunner Firma mit der Bundeswehr ist vorerst auf fünf Jahre begrenzt. Rückschlüsse auf die Existenz des Bundeswehrstandortes in Erding lässt das nicht zu. Die IABG hat das Grundstück von der Bundeswehr gepachtet und fühlt sich laut Schwarz dort "sehr willkommen". Einen Kooperationsvertrag gebe es laut Schwarz nicht. Beim Verteidigungsministerium in Berlin hielt man sich ohnehin bedeckt: "Wir geben derzeit keine Auskunft zu Standortfragen", hieß es dort lediglich.

© SZ vom 13.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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